Sparkonto

Vor ein paar Jahren wollten uns die Sparkassen vermitteln „Sparen macht Spaß“. Doch bei einer Verzinsung von weniger als ein Prozent bleibt nicht viel Spaß übrig. Das haben die damals auch in erste Linie angesprochen jungen Sparer schnell erkannt. Denn wer am Jahresende so richtig „auf den Putz hauen wollte“, ging eher „mit Tränen“ nach Hause. Trotzdem ist in dieser vergangen Jahr der Negativzinsen die Sparquote gestiegen luckx – das magazin hat recherchiert.

Spare, spare, spare

Ein Jahr voller Beschränkungen, nicht realisierbarer Reisepläne und über viele Monate geschlossene Läden und Restaurants, dazu vielfach Sorgen um die finanzielle Zukunft – 2020 hat das Denken und Handeln vieler Menschen geändert wie wahrscheinlich selten ein Jahr zuvor. So belegt auch das Statistische Bundesamt, dass die Deutschen 2020 so viel Geld wie noch nie zurückgelegt haben. Deutschland, das Land der Sparer, erlebte im vergangenen Jahr einen neuen Spar-Boom. Die repräsentative Umfrage von Februar 2021 macht deutlich, dass sich dieser Trend in diesem Jahr aufgrund der Vorsätze der Deutschen fortsetzen könnte.

Obwohl die Sparvorsätze der Deutschen aufgrund der Corona-Pandemie im letzten Jahr eingebrochen sind (Herbst 2020: 60,1 Prozent, Frühjahr 2020: 59,7 Prozent, 2019: 72,6 Prozent), liegt die tatsächliche Sparquote laut Statistischem Bundesamt mit 16,6 Prozent des verfügbaren Einkommens auf einem Rekordhoch (2019: 10,9 Prozent). Aber auch der Sparwille erreicht aktuell einen neuen Höchststand. Insgesamt 76,3 Prozent der jüngst Befragten wollen 2021 mehr als oder zumindest genauso viel sparen wie im Vorjahr.

Mehr Vermögen

Insbesondere im Vermögensaufbau zeigt sich eine starke Entwicklung: In Bezug auf ihre Vorsätze für das Jahr 2021 möchte mehr als ein Drittel der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger (34,6 Prozent) in diesem Jahr wieder in die Zukunft bzw. in den Vermögensaufbau – wie zum Beispiel in Altersvorsorge, Bausparvertrag oder auch Aktien – investieren. Im Herbst letzten Jahres lag dieser Wert gerade mal bei 23,6 Prozent.

Auch wenn es um größere Anschaffungen geht, zeigen die Ergebnisse der aktuellen Befragung eine besondere Veränderung. Fast jeder Vierte (24,3 Prozent, Herbst 2020: 16,6 Prozent, Frühjahr 2020: 17,5 Prozent) plant nach eigener Aussage für dieses Jahr einen Haus-, Wohnungs- oder Autokauf.

Spendenbereitschaft

Auch die finanzielle Hilfsbereitschaft erreicht einen neuen Höchststand. In den vergangenen drei Jahren nahmen sich durchschnittlich 7,9 Prozent der Befragten vor, mehr für wohltätige Zwecke zu spenden. Im Herbst 2020 wurde dieser Vorsatz durch die Sorgen und erwarteten sowie realen finanziellen Einbußen mit nur noch 6,8 Prozent deutlich unterschritten. Die letzten Monate brachten die Kehrtwende: 13,3 Prozent der Befragten geben aktuell an, dass sie 2021 mehr spenden möchten als im Vorjahr. Interessant dabei: Insbesondere die 18- bis 29-Jährigen zeigen mit 21,6 Prozent einen enormen Anstieg der Spendenbereitschaft (Herbst 2020: 8,6 Prozent).

Auch beim alltäglichen Konsum planen die Deutschen in diesem Jahr fast wieder so großzügig mit sich zu sein wie 2019: Jeder zehnte Befragte (10,2 Prozent, Herbst 2020: 6,2 Prozent, Frühjahr 2020: 6,6 Prozent, 2019: 10,4 Prozent) möchte sich 2021 zwischendurch mehr gönnen.

Sparen auf dem Girokonto

Das niedrige Zinsniveau hält die Deutschen nicht davon ab, ihr Geld auf dem Girokonto zu belassen. Im Gegenteil: Während im Herbst 2020 jeder Zehnte das Sparen auf dem in der Regel zinsarmen bzw. zinslosen Girokonto mit dem aktuellen Zinsniveau begründet hat, ist es aktuell fast jeder Siebte (13,9 Prozent, Herbst 2020: 10,4 Prozent). Möglicherweise motiviert der allgemein hin sehr niedrige Zinssatz auf Tages- und Festgeldkonten dazu, das Geld auf dem Girokonto liegen zu lassen. Anders ticken da immerhin 6,6 Prozent der Befragten (Herbst 2020: 2,9 Prozent), die den Nullzins sowie den drohenden Negativzins auf Sparanlagen als Grund sehen, ihr Geld lieber auszugeben.

Eine weitere Entwicklung ist neben dem Anstieg der Sparaktivität auf Girokonten auffällig: Vor allem Aktien und Fonds erfreuen sich in der Corona-Krise als Anlageoption weiterhin wachsender Beliebtheit. Mittlerweile investiert mehr als jeder Vierte in Deutschland in Wertpapiere (29,9 Prozent, Herbst 2020: 22,1 Prozent, Frühjahr 2020: 19,2 Prozent, 2019: 16,9 Prozent). Auch wenn in allen Altersgruppen ein Anstieg zu verzeichnen ist, ist die Entwicklung bei den 40- bis 49-Jährigen besonders stark. Mittlerweile investiert in dieser Gruppe fast jeder Dritte (32,3 Prozent) in Aktien oder Fonds. Im Herbst 2020 war es nur jeder Fünfte (20,7 Prozent).

Die Befragung macht deutlich, dass die Auswirkungen der Corona-Krise in den letzten Monaten offenbar das Sicherheitsbedürfnis und die Aussicht auf eine Besserung die Zuversicht der Deutschen gleichermaßen hat ansteigen lassen. Bemerkenswert auch, dass im Kontext der anhaltenden Niedrigzins-Politik sowie des Booms der Börsen die Sparaktivität und auch das Investieren in Wertpapiere in der Konsumentenorientierung neue Höchstwerte erreicht. Wir leben in jeder Hinsicht in extremen sowie zugleich sehr volatilen Zeiten. Es bleibt spannend, wie sich die Vorhaben mit dem weiteren Verlauf der Pandemie, der Zinsen sowie auch der Börsen verändern werden.

Die Norisbank hat zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG 1.005 Personen ab 18 Jahren bevölkerungsrepräsentativ nach Alter und Geschlecht befragt. Die Online-Befragung wurde Ende Februar 2021 durchgeführt.