Nachfrage steigt, Preise steigen

Es ist der übliche wirtschaftliche Prozess: Sobald die Nachfrage nach einem Produkt steigt, steigt auch der Preis. Warum sollte es bei Immobilien anders sein. Dazu kommt noch, dass die Finanzierungskosten durch weiterhin niedriges Zinsniveau niedrig sind; sollte man meinen. Luckx – das magazin hat recherchiert.

Platz im Grünen

Homeoffice hat es an den Tag gebracht: Wir Deutsche mögen eigentlich ein Häuschen im Grünen. Doch bisher haben wir bei Wohnungs- und Immobilienentscheidungen diese meist unter dem Aspekt des Arbeitsweges getroffen. Nun mit Corona, Abstandsregeln und Infektionsrisiko wird anders geplant und entschieden. Unsere Lebens- und Berufskonzepte ändern sich. Ob es ein Zurück geben wird, bleibt offen. Denn auch Unternehmen sind schon dabei, ihre Bürokonzepte den neuen „Regeln“ zu unterwerfen.

Wurde noch vor über einem Jahr vermutet, dass der Markt für Wohnimmobilien einbrechen könnte, ist bisher das Gegenteil eingetreten. Corona und die allgemeine Marktlage haben zu einem verstärkten Nachfrageschub nach Wohnimmobilien zum Kauf geführt. Aus einer Untersuchung des Online-Portal Immoscout24 gingen im Februar 2021 33 Prozent mehr Kontaktanfragen für Häuser zum Kauf ein als im Vorjahr. Für Eigentumswohnungen stieg die Nachfrage um 34 Prozent. Damit setzt sich das deutlich verstärkte Interesse der Vormonate an Kaufimmobilien fort.

Eine Verschiebung aus der Stadt zugunsten des Landes ist dabei bisher nicht erkennbar. Auf Basis der Daten stieg die Nachfrage nach Wohnimmobilien zum Kauf sowohl in den Top7-Städten Berlin, München, Hamburg, Köln, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Stuttgart als auch in den jeweiligen Speckgürteln der deutschen Metropolen. Jedoch zeigten sich starke regionale Unterschiede zwischen den einzelnen Städten und ihren Umlandgemeinden.

Eigentumswohnungen und Häuser gefragt

Während die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in Frankfurt am Main im Februar 2021 mit einem Plus von 1 Prozent nur leicht über dem Vorjahresniveau lag, verzeichneten Berlin 38 Prozent und Hamburg 36 Prozent mehr Kontaktanfragen für Eigentumswohnungen. In den Speckgürteln lag die Spanne zwischen plus 14 Prozent in Frankfurt am Main und plus 70 Prozent in Köln. Bis auf München als Ausnahme verzeichneten die angrenzenden Umlandgemeinden einen stärkeren Nachfragezuwachs als die dazugehörigen Städte.

Bei Häusern zum Kauf stieg in Berlin, Hamburg, München und Düsseldorf die Nachfrage in den Umlandgemeinden stärker als innerhalb der Stadtgrenzen. In Frankfurt am Main, Köln und Stuttgart waren hingegen Häuser zum Kauf im Stadtgebiet noch begehrter als in den Speckgürteln.

Gründe

Warum gerade jetzt so viele Menschen nach einer Kaufimmobilie suchen, hat verschiedene Gründe. Ein schönes Zuhause ist durch die Corona-Pandemie noch wichtiger geworden. Im November 2020 gab knapp die Hälfte der Bevölkerung (48 Prozent) in einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage der Innofact AG an, sie hätten ihr Zuhause mehr als vor der Corona-Pandemie zu schätzen gelernt. Wer also über ausreichende Finanzmittel verfügt, sucht eher nach einem Eigenheim anstatt einer Mietwohnung. Während sich andere Ausgaben, beispielsweise für Reisen, während der Pandemie reduzieren, erweist sich diese Investition als krisenfeste Wertanlage.

Nachfrage nach Mietwohnungen unterschiedlich

Bei Mietwohnungen zeigte sich mit Blick auf die Nachfrageentwicklung ein gemischtes Bild. So verzeichnete ImmoScout24 für die deutschen Top7-Städte einen Anstieg der Kontaktanfragen um vier Prozent im Februar 2021 im Vergleich zum Vorjahr. Deutschlandweit zeigte die Datenanalyse hingegen einen leichten Rückgang um 6 Prozent, in den Speckgürteln der Top7-Städte sogar um 16 Prozent im gleichen Zeitraum. Trotz des Rückgangs bleibt die Konkurrenz um Mietwohnungen hoch. So kommen deutschlandweit auf eine neu angebotene Wohnung 33 Bewerber.

Vor allem Eigentumswohnungen, die ausreichend Platz für Homeoffice und Homeschooling bieten, haben im vergangenen Jahr an Attraktivität gewonnen. Im Januar 2021 gingen 133 Prozent mehr Kontaktanfragen für Eigentumswohnungen über 150 Quadratmetern ein als im Vorjahreszeitraum. Im Februar 2021 lag der Wert bei 129 Prozent, im Dezember 2020 bei 65 Prozent. Auch die Nachfrage nach Eigentumswohnungen mit 100 bis 150 Quadratmetern nahm im Vergleich zum Vorjahr überproportional stark zu und lag im Februar 2020 bei einem Plus von 65 Prozent. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen mit einer Fläche unter 100 Quadratmetern stieg um 25 Prozent.

Eigentumswohnungen mit Balkon oder Garten erfreuen sich ebenfalls stärkerer Beliebtheit. So stieg die Nachfrage für Eigentumswohnungen mit Balkon zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 im Schnitt um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eigentumswohnungen mit Garten wurden im gleichen Zeitraum mit einem Plus von 31 Prozent häufiger nachgefragt.

Für die Analyse von ImmoScout24 wurden alle neu eingestellten Inserate zwischen Dezember 2019 und Februar 2021 berücksichtigt. Jedes Inserat floss nur einmal in die Analyse ein, sodass diese Berechnungsmethodik eine valide Aussage über die Marktentwicklungen in Deutschland gewährleistet. Für die gesamte Analyse wurden Durchschnittswerte berechnet und um Ausreißer-Werte bereinigt.