Wandersmann, Wandersfrau

Es ist schon faszinierend: Für alles gibt es in Deutschland ein Zertifikat. In der Schule gibt’s Zeugnisse, im Beruf Teilnahmebestätigungen, sogar die deutschen Wanderwege wurden zertifiziert. Dann dürfen sie fachgerecht bewandert werden. Doch wie sieht denn nun das richtige Wandern aus? Luckx – das magazin hat recherchiert.

Ausbildung zum Wandern

Wer gern draußen unterwegs ist, genießt die Natur und die Bewegung an der sogenannten frischen Luft. Doch die Frage stellt sich immer wieder: Darf ich das eigentlich? Muss ich dafür nicht vorher eine regelrechte Wandersmann Ausbildung machen? Um es vorweg zu nehmen: Natürlich nicht.

Trotzdem kann es nicht schaden, einige Regeln zu beachten. So etwas wurde früher in der Familie erfahren; spätestens aber auf dem Wanderausflug in der Schulzeit. Doch beides gibt es in dieser Form nicht mehr.

So haben wir von luckx – das magazin einige Tipps gesammelt, die fast selbstverständlich sind. Trotzdem haben wir immer wieder auf unseren Recherchetouren Mitmenschen getroffen, die davon nichts gehört haben. Wie zum Beispiel der Skiwanderer im norwegischen Hochgebirge, der im baumwollenen Jogginganzug und mit Tagesrucksack sowie Schuppenski ausgestattet sich auf einer Mehrtagestour befand. Aufgrund des Schneesturms war er völlig vereist und unterkühlt in einer Hütte eingetroffen. Seine Begründung für diese Ausstattung: Aus einem Zeitungsbericht hätte er erfahren, das so eine Hochgebirgstour „easy going“ wäre. Von einer Schlechtwetterausstattung war dort kein Wort gefallen.

Ausrüstung

Nun ist es aber nicht so, dass für jede Wanderung eine riesengroße Ausstattung erforderlich wäre. Für die meisten – kleineren Wandertouren ist im deutschen Mittelgebirge (wo die meisten Wanderungen stattfinden) wenig erforderlich. Die passende outdoortaugliche Kleidung hat fast jeder im Schrank, einen bequemen Tagesrucksack meist auch. Wichtig gerade für Anfänger: Nicht zu viel mitnehmen, mit leichtem Gepäck macht jede Tour mehr Spaß. Trotzdem sollte immer an eine wetterfeste Bekleidung gedacht werden.

Schuhe sind wichtig

Natürlich geht wandern auch barfuß. Doch um Verletzungen vorzubeugen, sind bequeme Schuhe empfehlenswert. Für einfache Touren reichen Laufschuhe oder leichtere Hiking-Schuhe der Kategorie A/B, für mittelschwere und sportlichere Trips sollte es ein stabilerer und B/C- oder C-Schuh sein. Generell gilt: Höhere Schuhe geben mehr Halt und sind auf Dauer oft angenehmer – auch wenn das niedrigere Modell bei der Anprobe vielleicht bequemer erscheint. Wer meist auf Forststraßen oder ähnlichem unterwegs und einigermaßen gut zu Fuß ist, dem reicht meist eine Halbschuhform.

Wichtig: möglichst keine gebrauchten Schuhe übernehmen oder kaufen. Bei vielen Schuhen löst sich nach fünf bis sechs Jahren der Kleber der Sohle – selbst wenn sie kaum getragen wurden und wie neu aussehen. Fakt ist: Der klaffende Spalt macht den Wanderer laufunfähig.

Gleichgewicht und Fitness

Gerade Einsteiger fühlen sich oft mit Wanderstöcken wohler. Sie sind gut fürs Gleichgewicht und geben Sicherheit. Zum Ausprobieren gibt es preiswerte Exemplare. Wer gern längere Touren unternimmt und auch in Hütten oder im Zelt draußen übernachtet, verzichtet ungern auf Stöcke. Denn sie helfen gut beim bergauf gehen und sind ideale Stützen bergab.

Einsteiger fragen sich oft: Wie fit muss ich für meine erste Tour sein – schaffe ich das überhaupt? Die Sorge ist meist unbegründet. Einfache Strecken im flachen Gelände sind auch für Anfänger gut zu meistern. Zwei oder drei Stunden Gehzeit reichen zu Beginn aus. Wichtig dabei: Vorgegebene Gehzeiten in Routenbeschreibungen beziehen sich immer auf die reine Laufzeit, Pausen nicht mitgerechnet. Schon nach wenigen Touren finden die meisten ihren eigenen Rhythmus und steigern sich nach und nach.

Und sonst?

Gerade für Wanderer ist eine intakte Umwelt wichtig. Denn nur dann lässt sich die Wanderung genießen. Wer zur Kategorie „Müll pflastert seinen Weg“ gehört, wird nicht viele Freunde finden. So lassen sich Wasser und Proviant in Mehrwegbehältern mitnehmen. Und wer Einwegverpackungen nutzt, die vorher im Rucksack verstaut waren, wird sicherlich die Verpackung auch zuhause entsorgen können, als sie unbedacht irgendwo zu entsorgen. Sei es auch im Müllbehälter am Wegesrand. Denn irgendjemand muss diesen auch – vielfach sehr aufwändig – entsorgen. So kann jeder eine Tüte für unterwegs anfallenden Müll dabeihaben.