Draußen zu sein hat sich während der Coronapandemie als großes Glücksgefühl herausgestellt. Ob wandern, Rad fahren oder spazieren gehen: Alles, was draußen möglich war und nicht zur Verbreitung der Pandemie beitrug, war angesagt. Was weiterhin möglich ist, um die Natur im wahrsten Sinne des Wortes zu spüren, hat luckx – das magazin gesucht.
Pandemie gibt wieder Gas
Die Hoffnung war groß, dass sich die Pandemie eindämmen lässt. Leider war und ist es nicht so. Die kleinsten Hoffnungsschimmer wurden durch unsere eigene Nachlässigkeit zunichte gemacht. So werden wir uns wieder einmal mit erheblichen Einschränkungen abfinden müssen. So wird der Weg nach draußen Kreativität erfordern. Warum nicht einmal Barfußlaufen ausprobieren?
Die Gründe dafür sind vielfältig: Die einen wollen den Kontakt zum Boden oder auch zur Natur spüren. Andere meinen, barfuß zu laufen sei gesund. Sogar das Joggen ohne Schuhe findet Anhänger. Ist Barfußlaufen uneingeschränkt und für jeden empfehlenswert? Oder gibt es Ratschläge, die insbesondere „Einsteiger“ beachten sollten? „Barfußlaufen stärkt die Muskulatur des Fußes. Aber wie bei jedem Trainingsstart sollten körperliche Einschränkungen abgeklärt und langsam begonnen werden“, sagt Ute Repschläger, Physiotherapeutin und Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Selbstständiger Physiotherapeuten (IFK e. V.).
Komplexes Gebilde
Der Fuß besteht aus 28 Knochen, 33 Gelenken und zahlreichen Muskeln. Die Gelenke sind zuständig für die Dynamik, sorgen aber auch für die Stabilität des Fußes. Alle Teile arbeiten gemeinsam in diesem hochkomplexen System. Nur ein Teil des Fußes bildet mit einigen Fußknochen einen Bodenkontakt. Die anderen Teile werden durch die Muskulatur in einer Bogenform gehalten. Außerdem befindet sich eine Sehnenplatte, die sogenannte Plantaraponeurose beziehungsweise Plantarfaszie, unter dem Fuß. Diese verläuft von dem Fersenbein beginnend v-förmig nach vorne in Richtung der Zehen. Sie sorgt ebenfalls für Stabilität und hat eine abfedernde Wirkung während des (Barfuß-)Laufens.
Barfußlaufen stärkt die Muskulatur
Die Füße sind darauf ausgelegt, das Körpergewicht bei jedem Schritt abzufedern. Werden Schuhe getragen, die eine zu starke Unterstützung des Fußgewölbes geben, wird die natürliche Knick- und Senkung des Fußgewölbes unterbunden. Die Fußmuskulatur, die diese Aufgabe eigentlich übernimmt, wird dadurch geschont und geschwächt. Es gibt natürlich Fälle, in denen eine starke Unterstützung wie beispielsweise durch Einlagen erforderlich ist. Diese Menschen sollten auf das Barfußlaufen verzichten. Viele Fehlstellungen der Hüfte oder auch Rückenbeschwerden stehen in Zusammenhang mit den Füßen. Wenn die Füße zu schwach oder unterschiedlich stark muskulär ausgebildet sind, werden unbewusst Ausweichbewegungen gemacht, die zu muskulären Dysbalancen führen können.
Um seinen Füßen und dem gesamten Körper etwas Gutes zu tun, ist es daher zeitweise sinnvoll und ein gutes Training, barfuß zu laufen. Aber das muss gelernt werden. Die Füße sollten sich langsam an die neuen Belastungen gewöhnen können. Die Fußmuskulatur benötigt wie jeder andere Muskel auch Zeit, um sich anzupassen. Empfehlenswert ist es daher, am Anfang nur kurze Strecken – am besten auf einem weichen, natürlichen Untergrund (Wiese, Waldboden, Strand) – barfuß zu laufen und mit dem Tragen von Schuhen abzuwechseln. Bei Vorverletzungen gilt besondere Vorsicht. „Nach Fuß- und auch Knieverletzungen wie Bänderrissen sollte zunächst gezielt Muskelaufbau und Propriozeptionstraining, also Stabilitätsübungen und Gleichgewichtstraining auf instabilen Untergründen, bei einem Physiotherapeuten betrieben werden“, rät Ute Repschläger. Der Physiotherapeut erkennt auch angeborene Fehlstellungen, bei denen der Verzicht auf Schuhe nicht sinnvoll ist.