Elektrisch nach Italien

Wer sich heute ein neues Auto kaufen möchte, wird gezwungenermaßen um ein E-Fahrzeug nicht herumkommen. Jedenfalls nicht in der Diskussion, bevor es um die konkrete Anschaffung geht. Dabei spielen immer noch Reichweite und Ladeinfrastruktur eine wesentliche Rolle. Ob das auch für Nutzfahrzeuge gilt, wollte luckx – das magazin wissen.

Über die Alpen

Nun soll ja Hannibal rund 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung mit Elefanten die Alpen überquert haben. Doch statt den 37 Elefanten hat nun Mercedes-Benz den Weg mit zwei seriennahe Lkw des batterieelektrischen eActros im Rahmen einer Versuchsreihe in Südtirol die Alpen überquert. Dabei haben die E-Lkw im Erprobungsverlauf insgesamt 54.000 Höhenmeter bewältigt. Den höchsten Punkt erreichten die Fahrzeuge während der Messfahrten am Kaunertaler Gletscher, mit 2.750 Metern. Im Testgebiet rund um Bozen in Südtirol haben die Versuchsingenieure von Mercedes-Benz Trucks die jeweils auf das zulässige Gesamtgewicht von 27 Tonnen beladenen E-Lkw anschließend höchst anspruchsvollen Tests zur Validierung der Leistung und Dauerhaltbarkeit ausgesetzt.

Für den Nutzfahrzeughersteller bietet Südtirol optimale topographische Bedingungen, um bei extremen Steigungen und Gefällen Fahrzeugtests mit voller Antriebsleistung durchzuführen. Gleichzeitig ermöglicht die Stadt Bozen aufgrund ihrer Kessellage ideale Voraussetzungen für Fahrten bei sehr heißen Temperaturen, die während der Tests teilweise bei über 40°C lagen. Die Batterien der beiden Dreiachser für den schweren Verteilerverkehr wurden auf der Fahrt von Deutschland über Österreich bis nach Italien ausschließlich an öffentlichen Ladesäulen aufgeladen.

Ergebnisse sind zuversichtlich

Aus den Testergebnissen blicken die Stuttgarter zuversichtlich nach vorn. Der eActros hat selbst unter besonders strapaziösen Bedingungen seine Transportaufgaben verlässlich erfüllt, berichtet Mercedes. Insbesondere von der Energierückgewinnung durch Rekuperation bei vorausschauender Fahrweise konnten die Ingenieure im alpinen Terrain ausgiebig Gebrauch machen. Anfang Oktober dieses Jahres startet die Serienproduktion des eActros im Mercedes-Benz Werk Wörth.

Auch wenn diese Tests gezeigt haben, dass Elektromobilität im Nutzfahrzeug möglich ist, wird es noch lange Zeit dauern, bis jeder Fernfahrer die Ladepausen zum Nickerchen nutzen kann. Bis dahin wird er weiterhin Diesel und AdBlue in seine Tanks füllen (müssen).