Krisenszenario

Während der Corona-Pandemie haben wir alle viel gelernt. Je mehr oder weniger wir krisenerfahren waren, desto eher kamen wir mit der angespannten Situation zurecht. Doch wie stark – oder schwach – haben wir unsere Politik und die Verwaltung unserer Kommunen erlebt? Luckx – das magazin ging dieser Frage nach.

Resilienz ist Intelligenz

Im Nachhinein mutet es prophetisch an, sich im Januar 2020 Gedanken über die Stabilität unserer Städte in Stresssituationen zu machen. Urban Hub, die interaktive Plattform für alle, die sich für die Zukunft unserer Städte interessieren, fragte bereits vor Corona: „Wie geht eine Stadt mit Krisen um?“ und definierte Urbane Resilienz als „die Fähigkeit städtischer Systeme, während eines Traumas oder einer Stresssituation die Stabilität aufrechtzuerhalten. … Das umfasst neben der Gefahrenplanung auch die Flexibilität, sich an neue Bedingungen anzupassen.“ Diese Definition ähnelt frappierend der von Intelligenz als Fähigkeit Probleme zu lösen. Nur eine intelligente Stadt kann demnach eine resiliente Stadt sein und/oder werden.

Vor Corona standen in erster Linie Stromausfälle, Extremwetterereignisse, Trinkwasserversorgung und Terroranschläge im Fokus der Überlegungen, was notwendig ist, um Städte widerstandsfähig (= resilient) gegen unvorhergesehene negative Einwirkungen zu machen. Der Trick heißt Dezentralisierung: Quartiere, in denen Wohnen, Arbeiten, Bildung, Einkaufen und Freizeit gemischt sind, bilden eine quasi-autarke Micro-Lage. Warum ist das so?

Kurze Wege und grüne Städte

Nicht erst die Pandemie hat gezeigt, wie verwundbar viele Komponenten des ÖPNV sind. Nicht nur Infektionskrankheiten, sondern auch Stromausfälle gefährden ihre Nutzung bzw. Funktionsfähigkeit erheblich mit den entsprechenden Folgen für die Anwesenheit am Arbeitsplatz, den Schulbesuch etc. In durchmischten Quartieren sind die Wege kürzer. Das schafft erhebliche Potentiale auf motorisierte Verkehrsmittel zu verzichten; kurze Wege können viel einfacher und öfter mit Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden. So kann umweltschonende Mobilität ohne schwerwiegende Komforteinbußen gelingen.

Wenn weniger Raum für Autoverkehr nötig ist, verbessert sich die Aufenthaltsqualität in Städten. Denn Lebensqualität in Städten braucht nichtökonomischen öffentlichen Raum – Parks, Bürgersteige, Plätze ohne Verzehr- oder Konsumzwang, die informeller Kommunikation Raum geben. Der dänische Stadtplaner Jan Gehl formuliert das folgendermaßen: „Eine Stadt sollte so gebaut sein, dass sich darin Achtjährige und über 80-jährige ebenso sicher wie der Rest der Bevölkerung bewegen können.“

Weniger motorisierter Verkehr schafft auch mehr Raum für Grün. Das ist von elementarer Bedeutung für die Schaffung klimaresilienter Städte: Bäume leisten durch Verdunstung ihren Beitrag zur Klimatisierung in heißen Sommern, wie wir sie zukünftig immer öfter zu erwarten haben. Urban farming mag heute noch eine Utopie sein, aber warum nicht im Kleinen vor Ort Lebensmittel herstellen? Resilienz hat auch mit Autarkie zu tun – je weniger Transport notwendig ist, desto resilienter ist die Stadt.

Gemeinschaft

Das „Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie“ argumentiert, dass sich gerade in der Pandemie gezeigt hat, dass „lokale Solidarität“, Zusammenhalt im unmittelbaren Umfeld, zentral für Krisenfestigkeit und Nachhaltigkeit ist. Wenn Menschen plötzlich auf ihre Wohnung und die unmittelbare Umgebung beschränkt sind, erkennen sie, wie wichtig es ist diese aufzuwerten und attraktiv zu gestalten. Dies ist umso wichtiger angesichts der stetig zunehmenden Zahl von Single-Haushalten in Städten, die andernfalls zu Vereinzelung führt. Funktionierende Nachbarschaften machen Städte für alle Altersgruppen attraktiv und ermöglichen wohnortnahe Versorgung.