Die Corona-Krise hat alle Bevölkerungsschichten und alle Altersgruppen betroffen. Manche mehr, manche weniger. Und wie immer im Leben gibt es Krisenprofiteure. Doch zu den Verlierern gehören eindeutig die Jüngeren. KITAS waren geschlossen, Online Unterricht sollte für die Schülerinnen und Schüler stattfinden. Doch mangelnde Kompetenz, fehlende Ausstattung, keine didaktischen Konzepte waren an der Tagesordnung. Was sonst noch der Jugend fehlte, hat luckx – das magazin recherchiert.
Im Stich gelassen
Über die Unwilligkeit einiger Lehrkräfte wollen wir hier nicht diskutieren. Fehlende Antworten auf Fragen, mangelnde Erläuterung im Online-Unterricht, wenn er überhaupt erfolgte, machte viele Schüler ratlos. Homeschooling durch Eltern war angesagt.
Anscheinend klaglos liefen die Online-Veranstaltungen in den Hochschulen. Doch die Studierenden, die auf Unterstützung oder Nebenjobs angewiesen waren, standen vielfach mittellos da. Bis dann irgendwann – aber sehr eingeschränkt – auch sie von den Corona-Töpfen etwas abbekamen.
Eine deutliche Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland hat spürbar unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten und fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Das geht aus der Jugendstudie 2021 des Bankenverbandes hervor. Demnach geben 85 Prozent der Befragten im Alter von 14 bis 24 Jahren an, dass die Politik sehr wenig bis wenig in der Pandemie für sie getan habe. 82 Prozent fühlten sich im Vergleich mit älteren Menschen benachteiligt.
„Jugendliche haben stark unter den Kontaktbeschränkungen, dem ausbleibenden Präsenzunterricht an Schulen und Universitäten und den geschlossenen Sportvereinen gelitten. Die Jüngeren dürfen nicht Verlierer der Corona-Pandemie sein,“ stellte Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid fest. Deshalb gelte es nun umso mehr, die Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen zu berücksichtigen. „Die Ergebnisse unserer Jugendstudie müssen als klarer Appell junger Menschen an politische Entscheidungsträger verstanden werden.“
Optimismus ist trotzdem vorhanden
Trotz der Corona-Erfahrungen schauen junge Menschen optimistisch in die Zukunft. 83 Prozent sind zuversichtlich, 87 Prozent geben an, mit ihrem Leben eher zufrieden zu sein. Dennoch kommt auch Sorge zum Ausdruck: So äußern vier von zehn Befragten (44 Prozent), dass sie ihre Zukunftschancen durch die Pandemie etwas (36 Prozent) bis stark (8 Prozent) beeinträchtigt sehen.
Auch im Bereich der ökonomischen Bildung hat die Jugend den Eindruck, mit ihren Wünschen nicht gehört zu werden: Laut Jugendstudie wünschen sich nahezu drei Viertel der Teilnehmenden mehr Informationen in der Schule über wirtschaftliche Zusammenhänge. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) fordern die Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs Wirtschaft. „Jugendlichen fehlt ohne ausreichende Wirtschafts- und Finanzbildung das nötige Rüstzeug, um die Welt und den Alltag zu verstehen. Es sollte Aufgabe der Schule und dort nicht zuletzt der ökonomischen Bildung sein, dieses Wissen zu vermitteln, um Jugendlichen die bestmöglichen Chancen für einen erfolgreichen Berufsstart an die Hand zu geben,“ so Krautscheid.
Die Selbsteinschätzung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass mehr Finanzbildung dringend nötig sei, zeigt sich auch in den Umfrageergebnissen, in denen eklatante Wissenslücken zutage treten: 86 Prozent der Teilnehmenden wusste nicht annährend, wie hoch die derzeitige Inflationsrate in Deutschland ist. 83 Prozent konnten die Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht benennen. Diese Ergebnisse sind eine deutliche Verschlechterung gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2018. Damals konnten mehr als die Hälfte der jungen Leute die Funktion der EZB benennen.
Bildungslücken füllen
„Diese Bildungslücken sind alarmierend und zeigen deutlich, dass Wirtschafts- und Finanzthemen einen höheren Stellenwert in den Lehrplänen erhalten müssen. Die nächste Bundesregierung hat an dieser Stelle einen Auftrag zu erfüllen“, so Krautscheid.
Die repräsentative Befragung der Stimmungslage und ökonomischen Bildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat das Forschungsinstitut Kantar im Auftrag des Bankenverbandes durchgeführt. Im Juli 2021 wurden dafür 700 Personen im Alter von 14 bis 24 Jahren telefonisch befragt.