So begann das Yacht-Chartern

Im ersten Teil haben wir die Stimmung am Hafen eingefangen und bestimmt einigen Leserinnen und Lesern Lust auf das maritime Abenteuer gemacht. Wer es noch nicht erlebt hat, sollte einmal in einem Mittelmeer-Hafenstädtchen die Stimmung einfangen, die von einem Yacht-Hafen ausgeht. Dabei muss es nicht unbedingt Cannes oder Monaco sein. Wie alles begann, setzt luckx – das magazin in diesem Teil fort.

Ursprung des Chartern

Die ersten Charter-Reisen wurden dabei Anfang der 1970-er Jahre veranstaltet. In Deutschland fasste beispielsweise Moncada Yachts Fuß, ein italienischer Yachthändler, der bis dato als Verkaufsbroker einige Marken vertrat und dieses neue Geschäftsfeld erschließen wollte. Eine Yacht von 20 Metern galt bereits als groß und wurden mit rund 2000 D-Mark pro Tag taxiert; als Gigant galt die 53 Meter lange und Mitte der 1970-er gewasserte „Galu“. Die weltweite Charterflotte bestand aus 100 bis 200 Yachten, seriöse Dokumentationen gab es nicht. Kommuniziert wurde mit den Kunden über Brief und Telex, mit den Yachten über Norddeich Radio oder andere Stationen.

Waren in den 1980-er Jahren voluminöse Segelyachten vom Typ Jongert – insbesondere bei deutschsprachigen Eignern – gefragt, kehrte sich dieses Verhältnis mit den Jahren. Spätestens seit dem Jahrtausendwechsel wird der Markt von Motoryachten dominiert. Der Wunsch nach Bequemlichkeit und Volumen rangiert bis heute an erster Stelle. Wie viele Kabinen es an Bord gibt und wie das Dekor der Yacht aussieht, insbesondere innen, sind die vielleicht wichtigsten Entscheidungskriterien für oder gegen eine Yacht. Die Kundenstruktur habe sich indes kaum verändert. Rund 80 Prozent aller Charter-Reisen werden von Familien angetreten. Oft seien drei Generationen an Bord, für die eine solche Reise die ideale Art der Familienzusammenführung darstellt. Als populärste Yachtgröße kristalliert sich dabei seit Jahren eine 30 bis 40 Meter lange Motoryacht heraus, die zwischen 50.000 und 100.000 Euro pro Woche kosten darf.

Kurzfristiges Geschäft

Während der Markt insgesamt stabil aufgestellt ist, haben sich die Bedingungen, wie gebucht wird, allerdings drastisch verändert. Kunden beziehungsweise deren Broker reservieren wesentlich kurzfristiger, man könnte fast von einem Last-Minute-Geschäft sprechen. Wurden früher Charter-Reisen langfristig geplant so kommen heute Buchungen mitunter erst drei Tage vor Reiseantritt herein. Dabei geht es nicht um die Buchung einer Ferienwohnung für 2.000 Euro, sondern es werden Beträgen im hohen sechsstelligen Bereich aufgerufen.

Die gesellschaftlichen Trends bilden sich also selbst im absoluten High-End-Tourismus wie dem Superyachting wieder. Broker und Eigner müssen sich damit arrangieren wie auch damit, dass zunehmend Buchungsplattformen entstehen, die allerdings keinerlei Beratungsfunktion erfüllen. Nahezu alle seriösen und in der Mediterranean Yacht Brokers Association organisierten Broker raten bei Charterbuchungen dazu, eine renommierte Agentur zu kontaktieren, da diese über die neuesten gesetzlichen Bestimmungen informiert ist und, aus langjährigen Erfahrungen heraus, die besten Reiserouten zusammenstellen kann. Zudem besichtigen Broker – anders als Buchungsportale – persönlich die Yachten und können Crews wie Ausstattung professionell einordnen. Aber auch das werden sicherlich Buchungsportale lösen können.

Luxus auf See

Dass das Chartern eine ideale Möglichkeit darstellt, den Luxus auf See zu genießen, steht außer Frage. Doch wer verchartert eigentlich? Bei den registrierten Yachten zumindest nicht der Löwenanteil aller Eigner: Um die 7.000 Yachten über 30 Meter Länge schwimmen derzeit rund um den Globus. Nimmt man die offizielle Länge, ab der eine Yacht zur Megayacht wird – also 24 Meter – sind es weitaus mehr; nur ernsthafte Statistiken wurden bislang nie erhoben; man darf aber von mindestens 10.000 Einheiten ausgehen. Im Bau befinden sich im Durchschnitt zudem um die 800 weitere Yachten; rund 120 Werften weltweit beschäftigen sich mit der Fertigung.

All diese Yachten können durchaus mit kleinen Unternehmen verglichen werden. Auf nahezu jeder von ihnen gibt es eine fest angestellte Crew – auf 25-Meter-Yachten sind es zwischen zwei und drei, auf 50-Meter-Yachten 10 bis 14 und auf 100-Meter-Yachten schon einmal 70 bis 100 Mitarbeiter. Hinzu kommen beispielsweise Kosten für Liegeplätze, Reparaturen und Wartungen. Der jährliche Aufwand, um eine Yacht zu unterhalten, beträgt, je nach Zustand der Yacht und Anspruch des Eigners, zwischen fünf und zehn Prozent des Anschaffungspreises. Für eine 25-Meter-Yachten fallen, inklusive eines professionellen Managements, Kosten von rund 450.000 Euro pro Jahr an.

Kostendeckung?

Die von Eignern oder Kaufinteressenten oft gestellte Frage, ob Charterkosten diese Ausgaben vollständig kompensieren können, muss nach Expertenmeinung verneint werden. Bei geschätzten sechs gebuchten Wochen pro Jahr, kann eine 25-Meter-Yacht vielleicht 200.000 Euro im Jahr erlösen, von denen rund 150-160.000 Euro beim Eigner ankommen. Schaden kann es für möglichst viele Buchungen aber nicht, ein recht neutrales Interieur zu wählen, möglichst viele Kabinen zu besitzen und die Garage mit den neuesten Toys auszustatten.

Wer in eine Yacht investiert, muss diesen Erwerb unter einem anderen Gesichtspunkt als dem monetären betrachten. „Eine Yacht“, so sagte einmal ein bekannter Großyacht-Eigner, „ist ein Investment in die eigene Lebensqualität.“