Digitalisierung am Ende?

Anscheinend gibt es Schulbereiche, in denen der Online-Unterricht gut funktioniert. Das scheint zum Beispiel zur Vorbereitung der Führerscheinprüfung für Boot und Auto zu funktionieren. Nun schlagen aber die Fahrlehrer Alarm, weil es keine verlässlichen Rahmenbedingungen gibt, wie luckx – das magazin erfuhr.

Online-Unterricht

Notdürftig improvisierte Ausnahmeregelungen auf Länderebene ermöglichten zu Beginn der Pandemie erstmals den Online-Unterricht. Doch mit dem Wegfall der Maßnahmen droht das jähe Ende – obwohl Schülerinnen und Lehrer die Alternative zum Präsenzlernen nicht mehr missen möchten. Um das zu verhindern, hat der Bund im Februar neue Ausnahmeregelungen beschlossen, von denen die Länder Gebrauch machen können. Für Planungssicherheit sorgt dies aber nicht. Der Schwebezustand verunsichert Fahrschulen und bremst die überfällige digitale Transformation weiter aus.

In der Pandemie machte eine Ausnahmeregelung erstmals des Online-Theorieunterricht möglich. Nachdem die Abläufe zeitweise zum Erliegen gekommen waren, wurde diese zuvor sehr umstrittene Alternative viel besser angenommen als erwartet. Der Theorieunterricht mit größeren Gruppen war zu diesem Zeitpunkt unvorstellbar. Doch es klappte gut und auf diese Weise konnte ein Stillstand der Branche zumindest in Teilen erfolgreich abgefangen werden. Ob das Modell auch in der Zukunft bestand hat, lässt sich heute noch nicht sagen. Doch es ist anscheinend eine sinnvolle und wichtige Ergänzung zum Präsenzunterricht.

Doch so richtig kommt das Ganze nicht vom Fleck. Das Verkehrsministerium bezeichnet die letzte Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung aus dem Februar 2022 als Weg hin zu mehr Online-Unterricht. Die Novelle sieht aber erst einmal nur vor, dass digitaler Unterricht in „begründeten Ausnahmefällen” möglich sein soll.

Unter den neuen Bestimmungen dürfen die Fahrschulen Online-Unterricht durchführen, wenn ihr Bundesland dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Das klingt zuerst rückschrittlich, aber wir müssen diese Regelung als eine Art Schutzschirm verstehen. Aufgrund der strengen Rechtslage sind Ausnahmegenehmigungen aktuell die einzige Möglichkeit, Theorieunterricht überhaupt digital abzuhalten. Verlässlichkeit sieht anders aus.

Prüfungserfolg

Die Straßenverkehrsordnung ist in den vergangenen Jahren nicht einfacher geworden. Immer mehr Regeln kamen hinzu. Das ist sicherlich auch dem zunehmenden Verkehrsaufkommen geschuldet. Doch die bürokratische Regelwut manch eines Ministers lässt grüßen. Sei es die Maut als auch die Versicherungskennzeichen für e-Scooter, die in anderen Länder für ein Joke gehalten werden.

Auffällig ist, dass aktuell mehr als ein Drittel der Fahrschüler durch die theoretische Prüfung fallen. Ein Zeichen dafür, dass neue Maßstäbe gesetzt und Rahmenbedingungen geändert werden müssen. Doch das kann keine Fahrschule allein leisten. Die Fahrlehrer und Schüler brauchen dringend Unterstützung, denn die Inhalte werden immer komplexer und Regeln wechseln immer häufiger. Dafür sind sie neben regulatorischen Entlastungen auch auf moderne Lernmaterialien angewiesen.

Darüber hinaus sorgen die schlechten Quoten für Frust und lange Wartelisten, was sich auf alle Beteiligten negativ auswirkt. Die Gebühr, die abgerechnet wird, wenn Schüler wiederholen müssen, ist entgegen der landläufigen Meinung nicht relevant für das Geschäftsmodell der Fahrschulen. So ist eine gute Ausbildung heute auch finanziell gesehen das beste Modell.

Moderne Lernmaterialien

In der Fahrschule ist es nicht anders als im normalen Schulunterricht. Damit Schüler wirklich verstehen und nicht nur Prüfungsfragen auswendig lernen, sollten sie ihren individuellen Gewohnheiten entsprechend lernen können. Das können digitale Programme mit Videos und interaktive Aufgaben ganz anders leisten als Bücher und Arbeitsblätter. Junge Fahranfänger müssen sich in Verkehrssituationen wirklich reindenken können, um von Beginn an Routine zu entwickeln. Die Theorieausbildung wird zukünftig nicht mehr nur aus trockenem Frontalunterricht bestehen. Der Lehrer ist dann Begleiter und Sparringspartner, der Unterricht ist das Forum. Inhalte können sich junge Leute mit guten Materialien auch selbst erschließen. Die Generation Z will zumindest die Option haben, eigenständig und im eigenen Tempo zu lernen. Aktuell schlagen sie sich aber mit Fragen-Apps herum, die nicht in die Tiefe gehen. Digitale Tools können viel mehr als das, wenn sie den Stoff sinnvoll und verlässlich aufbereiten. Doch in Deutschland ist der Widerstand gegen digitale Neuerungen recht ausgeprägt, nicht nur aus dem Bildungswesen. Vor allem für kleinere Anbieter ist die Umstellung hier mit besonders vielen Hürden verbunden. In den letzten 10-15 Jahren wurden in Deutschland zwar Papierfragebögen in Apps und gedruckte Bücher in E-Books umverpackt, aber ein richtiges Umdenken hat noch nicht stattgefunden. Die Möglichkeiten, um Schülern zielgruppengerechtes Lernen zu ermöglichen, sind noch lange nicht ausgeschöpft. So sollte das Konzept des Blended Learnings verfolgt werden, welches eine Kombination von Unterricht und ergänzenden Selbstlernangeboten verfolgt.