Tourismusbranche in Not

Volle Züge, Menschenschlangen an Abflugterminal, volle Strände und Hotels. So stellt sich die aktuelle Situation im Sommerurlaub da. Doch an allen Ecken und Kanten fehlt das Personal. Was tun? Luckx – das magazin hat recherchiert.

Image des Tourismus

Allen wollen Urlaub machen und verreisen. Doch wer will heute eigentlich noch in der Tourismusbranche arbeiten? Geteilte Schichten, arbeiten bis nach Mitternacht und an Wochenenden und Feiertagen, keine Anerkennung, geringe Entlohnung – um nur einiges zu benennen, was in der Branche im Argen liegt. So fordert der Bundesverbandes des Mittelstand (BVMW) eine groß angelegte und langfristige Imagekampagne für die Ausbildung und die Berufe in der Tourismusbranche, die von allen Akteuren getragen wird: von den touristischen Verbänden, den Ländern und auch vom Bund. Denn die die heimische Tourismusbranche hat die Wunden, die die Corona-Pandemie geschlagen hat, längst nicht verwunden. „Das Geschäft läuft noch immer nicht rund und die boomende Nachfrage nach Reisen hat die Branche doch stellenweise überfordert“, bestätigt auch Daniela Gerdes, Vorsitzende der Kommission Tourismus des Bundesverbandes Der Mittelstand. BVMW. Besonders der Fach- und Arbeitskräftemangel schlägt in den Hotels, Restaurants und Co. zu. „Zwei Jahre wurde unsere Branche verteufelt und als Pandemietreiber gescholten, das bleibt nicht ohne Auswirkungen“, so Gerdes weiter. „Wer möchte schon für seine Arbeit gesellschaftlich angezählt werden? Niemand!“

Mitarbeiter gesucht

Nach aktuellen Umfragen suchen deutschlandweit mehr als die Hälfte aller gastronomischen Betriebe händeringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Es herrschte schon vor der Pandemie Fachkräftemangel in der Touristikbranche – dieser hat sich in den vergangenen zwei Jahren in der Tat dramatisch verstärkt“, erklärt die Leipziger Unternehmerin, die seit 2021 der BVMW-Kommission Tourismus vorsteht. „Zudem will zwar jeder wieder in den Urlaub oder ins Restaurant, aber die Jobs dort will keiner machen, denn niemand weiß, wann die nächste Krise kommt, und ich meinen Job dann wieder los bin. So kann niemand leben.“ Mit der Folge, dass Betriebe nur verkürzte Öffnungszeiten anbieten können oder, als prominentestes Beispiel, Flughäfen und Airlines die Nachfrage nicht vernünftig gehandhabt bekommen, weil nicht genügend Personal vorhanden ist.

Um wieder mehr Menschen für die Arbeit im deutschen Tourismus zu begeistern, schlägt der BVMW einen deutschlandweiten Aktionsplan vor: „Wir arbeiten in der schönsten Branche der Welt und kümmern uns um das Highlight des Jahres: den Urlaub. Das müssen wir doch vermarktet kriegen“, ist sich die Tourismusmanagerin sicher. „Es braucht eine groß angelegte und langfristige Imagekampagne für die Ausbildung und die Berufe in der Tourismusbranche, die von allen Akteuren getragen wird: von den touristischen Verbänden, den Ländern und auch vom Bund.“ Das müsse zudem flankiert werden von finanziellen Hilfen des Bundes für Recruiting, für die Aus- und Weiterbildung, aber auch für die Tourismusforschung, so Gerdes. „Außerdem benötigen wir weiter auch deutlichen Erleichterung in der Zuwanderung von ausländischen Fachkräften, denn ohne ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir den Fachkräftemangel im deutschen Tourismus nicht gelöst bekommen.“ So ist es beispielsweise immer noch an der Tagesordnung, dass Nachzugsanträge abgelehnt werden oder die Visumsvergabe zu lange dauert.

Unternehmer sind gefordert

Aber auch in den Betrieben muss sich was ändern: „Wir müssen Schluss machen mit dem Quartalsdenken und den betriebswirtschaftlich zu kurz gedachten Entscheidungen“, betont die BVMW-Kommissionsvorsitzende. „Große Touristikkonzerne wie die Lufthansa haben von der Bundesregierung im Rahmen der Corona-Pandemie großzügige Finanzhilfen erhalten, um Arbeitsplätze zu erhalten bzw. das Überleben der Konzerne zu sichern – anschließend wurden trotzdem Mitarbeiter entlassen. Das kann nicht sein. Nicht nur die Moral ist auf der Strecke geblieben, die Fehlentscheidungen der Manager belasten nun die gesamte Tourismuswirtschaft.“ Sie selbst habe als Unternehmerin alles versucht, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten und auch weiter auszubilden: „Es sind fast alle an Bord geblieben, davon profitieren wir jetzt.“