Kinderarbeit

Es ist immer einfacher, sich über andere Kulturen zu echauffieren und in Deutschland sowie Europa nicht mehr praktizierte Methoden anzuprangern. Da ist zum Beispiel das Müllproblem mit der Mülltrennung, der Umweltschutz als auch die Kinderarbeit. Wie Kinder Chancen zum Lernen und zur Ausbildung erhalten können, hat luckx – das magazin recherchiert.

Lernen statt schuften

Weder Kindertage noch der UN-Aktionstag gegen ausbeuterische Kinderarbeit verringert auch nur im geringsten die Kinderarbeit. Was Eltern und Kindern benötigen, ist ein gesichertes Einkommen. Und eine Zukunftsperspektive. Doch das ist meist einfacher gesagt als tatsächlich umgesetzt. Die GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH), die sich den Fairen Handel mit dem Globalen Süden auf die Fahnen geschrieben hat, konnte mit ihrem Programm zum Kakao-Plus-Preis Kinder im Globalen Süden schützen und ihnen bessere Bildungschancen bieten. Zentrales Anliegen sind faire Preise und langfristige Zusammenarbeit, damit die Eltern ausreichend verdienen, um ihre Kinder in die Schule schicken zu können. GEPA-Geschäftsführer Peter Schaumberger: „Dies ist in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten für Kleinbauernfamilien im Globalen Süden aufgrund des Kriegs in Europa wichtiger denn je. Davon sind Kleinbauernfamilien im Globalen Süden noch viel stärker betroffen als wir.“

Kakao-Plus-Preis

Damit Kinder statt Konzerne profitieren, hat die GEPA im letzten Jahr ihren Mindestpreis für Bio-Kakao auf 3.500 US-Dollar erhöht, – 44,2 Prozent über durchschnittlichem Weltmarktpreis 2021. „Der ,Kakao-Plus-Preis‘ als garantierte Absicherung nach unten leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Situation der Kakaobauernfamilien bei unseren Handelspartnern“, so GEPA-Geschäftsführer Peter Schaumberger. Durchschnittlich hat die GEPA mit 3.700 US-Dollar pro Tonne Bio-Kakao sogar 52,5 Prozent über Weltmarktpreis gezahlt. In Summe hat sie im letzten Jahr rund 4,5 Millionen US-Dollar an ihre acht Kakaopartner in Afrika und Lateinamerika überwiesen. Im Gegenzug hat sie 1057 Tonnen Kakaobohnen und als Halbfertigprodukt 120 Tonnen Bio-Kakaobutter von ihren Partnern bezogen. Die Kakaobohnen liegen zu 98 Prozent in Bio-Qualität vor.

Gearbeitet wird dabei nach den zehn Prinzipien der World Fair Trade Organisation (WFTO). Sie verbindet Vermeidung von ausbeuterischer Kinderarbeit (Prinzip 5) mit der Förderung von Aus- und Weiterbildung (Prinzip 8). So können auch langfristig bessere Einkommenschancen generiert werden. Die Förderung von hochwertiger Bildung wird ebenfalls im UN-Nachhaltigkeitsziel 4 festgelegt. Dies trägt allgemein dazu bei, auch zukünftig ausbeuterische Kinderarbeit zu reduzieren.

Transparente Lieferkette senkt Risiko

Auch eine kurze, transparente Lieferkette spielt eine große Rolle, um das Risiko ausbeuterischer Kinderarbeit zu minimieren. So kann den Weg von der Bohne bis zum Päckchen oder zur Schokoladentafel anhand von Chargennummern und Lieferscheinen direkt nachverfolgt werden. Die Lieferkette ist kurz, da das Fair Handelsunternehmen in der Regel direkt mit den Genossenschaften handelt. Durch regelmäßige gegenseitige Besuche, Videokonferenzen, Telefon und Mails, Schulungen und Maßnahmen zur Weiterbildung steht die GEPA in ständigem Kontakt mit ihren Partnergenossenschaften im Globalen Süden. So können mögliche Probleme bereits im Vorfeld mit ihnen erörtert werden. Darüber hinaus wird mit sechs Monitoring- und Zertifizierungssystemen zusammengearbeitet wie WFTO-Garantiesystem, FLO Cert und Naturland Fair.

Schule mit Erziehung zur Nachhaltigkeit

Beispielsweise bei den Kaffeeimporte aus Peru wird die Ganztagsschule der Genossenschaft Sol y Café mit finanziert. Diese Schule hat Modellcharakter und steht auch Kindern von Nicht-Mitgliedern offen. Zurzeit besuchen 132 Schüler die Schule. Eltern bezahlen Mahlzeiten und Transport; die Genossenschaft finanziert zusätzliche Lehrkräfte. Das Unterrichtsangebot ist vielfältig, schließt auch musische Förderung und praktische Gartenarbeit ein. Sogar Umweltschutz steht auf dem Plan; so lernen Kinder von klein auf, was Nachhaltigkeit bedeutet. Schuldirektor Yael Samamé Alarcón: „Unsere Kinder haben ein ganzes Programm, mit dem sie zunächst erfahren, wie man anbaut, wie man produziert, wie man die Ressourcen nutzen kann und wie diese Ressourcen eine nachhaltige Bewirtschaftung möglich machen. Denn sie sollen lernen, dass sie nicht nur konsumieren, sondern der Umwelt das zurückzugeben, was die Umwelt ihnen gibt“. Mit der Unterstützung soll Klimaschutz bald auch Schulfach werden. Aktuell arbeitet die Genossenschaft an Modulen und ist mit der GEPA darüber im Gespräch.

Wie man auch als Kind aus einer Kaffeebauernfamilie neue Chancen ergreifen kann, zeigt Leticia Vilchez. Sie arbeitet als Zahnärztin beim Kaffeepartner Sol y Café. Ihre Eltern sind Mitglieder der Genossenschaft. Durch faire Preise für ihren Kaffee erzielten sie ein gutes Einkommen und konnten so Leticias Studium finanzieren. Deren Wissen kommt nun wieder der Genossenschaft zugute: Denn sie behandelt die Mitglieder in ihrer eigenen Praxis. Leticia: „Ich bin sehr leidenschaftlich dabei. Was mir am meisten Spaß macht, ist den Patienten mit einem zufriedenen Gesicht zu sehen.“

Kinderarbeit ganz konkret

Weltweit werden 160 Millionen Kinder ausgebeutet: Sie tragen schwere Lasten, hantieren mit gefährlichen Werkzeugen, werden sogar versklavt oder zur Prostitution gezwungen. Davon zu unterscheiden ist die Mithilfe im elterlichen Betrieb: Generell dürfen Kinder unter 15 Jahren nach den Kriterien von Fairtrade International und im Sinne der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in der schulfreien Zeit im Betrieb mithelfen, wenn sie leichte Tätigkeiten verrichten.

Im Rahmen der Kampagne lieferkettengesetz.de setzt sich die GEPA für ein EU-Lieferkettengesetz ein. Denn viel zu oft tragen europäische Unternehmen mit skrupellosen Geschäftspraktiken maßgeblich zu gefährlichen Arbeitsbedingungen wie ausbeuterischer Kinderarbeit auf der Welt bei.