Gesundheitsrisiko in Gebäuden

Völlig geruchslos schleicht es sich durchs Haus. Die Rede ist von Radon. Ein radioaktives Gas, was in verschiedenen Regionen aus dem Boden kommt und sich dann in Gebäuden sammelt. Was dabei zu beachten ist, hat luckx – das magazin recherchiert.

Heilkur

Es gibt eine Vielzahl von Kurorten, wo Radon als Heilmittel bei bestimmten Erkrankungen angewandt wird. Dabei werden Patienten für kurze Zeit einer hohen Radon-Konzentration ausgesetzt, um Schmerzen für mehrere Monate zu lindern und so ihren Verbrauch an Schmerzmitteln für einen gewissen Zeitraum zu senken. Doch Radon kann auch genau das Gegenteil bewirken. Es kann in jedem Gebäude vorkommen und dort das Lungenkrebsrisiko der Bewohner oder der Menschen, die dort arbeiten, erhöhen. Dennoch ist das Wissen über die gesundheitsschädigende Wirkung von Radon und sein Vorkommen in Gebäuden gering – und über eine Radon-Messungen in den eigenen vier Wänden haben bisher die wenigsten nachgedacht. Das zeigt eine Studie zur Wahrnehmung von Radon als Risiko, die im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) im Rahmen der Ressortforschung des Bundesministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (BMUV) durchgeführt wurde.

Wenig Wissen vorhanden

So wurden 3.000 Menschen in Deutschland über ihr Wissen über Radon online befragt. 58 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, den Begriff „Radon“ schon einmal gehört zu haben: 23 Prozent waren sich sicher und 35 Prozent glaubten, schon einmal über Radon gehört oder gelesen zu haben. 39 Prozent der Befragten wählten unter mehreren vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten korrekt aus, dass Radon ein radioaktives Element ist. Diese auf den ersten Blick beachtliche Bekanntheit von Radon erwies sich allerdings als recht oberflächlich: Von denjenigen, die schon einmal von Radon gehört hatten, gaben in einer Multiple-Choice-Auswahl mit mehreren richtigen Antwortmöglichkeiten lediglich 24 Prozent zutreffend an, dass Radon im Keller von Gebäuden vorkommen kann. Noch weniger Menschen aus dieser Gruppe war bekannt, dass das radioaktive Gas auch in Erdgeschossen (14 Prozent) und in höheren Stockwerken (5 Prozent) auftritt. Ein Zusammenhang von Radon mit der eigenen Wohn- oder Arbeitssituation wird also kaum hergestellt.

Nach den ersten Fragen zur allgemeinen Bekanntheit von Radon erhielten die Studienteilnehmer eine kurze Erläuterung, was Radon ist, wo es vorkommt und dass es Lungenkrebs auslösen kann. Mit diesem Grundwissen versorgt, gaben 27 Prozent der Befragten an, schon einmal davon gehört zu haben, dass man Radon in Gebäuden messen kann. 87 Prozent der Befragten hatten jedoch noch nie darüber nachgedacht, zu Hause die Radon-Konzentration zu ermitteln. Lediglich 1 Prozent hat bereits eine Messung durchgeführt. Immerhin 2 Prozent gaben an, dass jemand in ihrem beruflichen oder privaten Umfeld schon einmal Radon gemessen habe. Auch über Aufwand und Kosten von Radon-Messungen ist wenig bekannt. 10 Prozent hielten Radon-Messungen für aufwendig, 12 Prozent für teuer – was beides unzutreffend ist. Die Mehrheit traute sich zu diesen Aspekten überhaupt keine Einschätzung zu.

Aufklärung notwendig

Radon ist nach dem Rauchen eine der häufigsten Ursachen für Lungenkrebs – vor der man sich gut schützen kann. Mit einer Radon-Messung lässt sich leicht ermitteln, ob man von erhöhten Radon-Konzentrationen betroffen ist und etwas dagegen unternehmen sollte“, erläutert BfS-Präsidentin Inge Paulini. „Die neue Studie zeigt, dass dieses Wissen noch viel zu wenig verbreitet ist. Jede und jeder sollte eine informierte Entscheidung darüber treffen können, ob er oder sie zu Hause oder im eigenen Betrieb Radon messen lässt oder nicht. Voraussetzung dafür ist, dass Radon als Gesundheitsrisiko und die Möglichkeit, Radon einfach und kostengünstig zu messen, allgemein bekannt werden“, betont Paulini.

Radon ist ein radioaktives Gas, das überall in Deutschland in unterschiedlichen Mengen im Boden vorhanden ist. Über Undichtigkeiten in Gebäudeteilen, die den Boden berühren, kann es in Häuser eindringen und dort in die Atemluft gelangen. Hält man sich über Jahre oder Jahrzehnte regelmäßig in Räumen mit erhöhter Radon-Konzentration in der Atemluft auf, steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.

Schutz ist möglich

Ob die Radon-Werte in einem Gebäude erhöht sind, lässt sich mit wenig Aufwand mit einer Messung feststellen. Wie das funktioniert, erklärt das BfS. Als Erstmaßnahme bei erhöhten Radon-Werten hilft häufiges Lüften. Mit baulichen Maßnahmen lässt sich die Radon-Konzentration dauerhaft senken.

Für die aktuelle Studie wurden im Zeitraum vom 5. Oktober 2021 bis 15. November 2021 3.000 in Deutschland lebende Personen online befragt. Die Befragung ist repräsentativ für die internetnutzende Bevölkerung ab 18 Jahren.