Fast jeder Deutsche hat ein Fahrrad. So sagt es jedenfalls die Statistik. Rund 81 Millionen Räder gibt es in deutschen Haushalten. Doch werden diese auch täglich bewegt? Luckx – das magazin hat in deutsche Fahrradkeller und Garagen geschaut.
Verstaubte Fahrräder
Was wäre, wenn die 81 Millionen Fahrräder täglich unterwegs wären? Wahrscheinlich wären die Staus auf der Autobahn kürzer – oder gar nicht mehr vorhanden. Doch dann müssten Radwege ausgebaut und in den Zügen mehr Radabstellmöglichkeiten vorhanden sein. Das 9 Euro Ticket hat schon gezeigt, wie sich ein Chaos ohne Vorbereitung organisieren lässt. Unter diesem Gesichtspunkt können wir ganz froh sein, dass nur 11 Millionen davon werden täglich genutzt werden. Rund 30 Millionen sind immerhin ab und zu im Einsatz, aber fast 40 Millionen Räder verstauben in Kellern oder Garagen. Wenn die auch noch unterwegs wären, müssten wie in Holland Fahrradparkhäuser gebaut werden. Doch die Politik hat einen Plan. Mit dem Radverkehrsplan 3.0 möchte sie bis 2030 mehr Menschen mit dem Ausbau von Infrastruktur vom Radfahren überzeugen. Eine gute Idee?
Doch wie kann es gelingen ohne das Auto zu verteufeln oder jemand den ökologischen Lifestyle aufdrücken zu wollen, das er häufiger aufs Rad steigt? Eine Initiative hat folgende Ideen.
Radfahren ist Vergnügen
Fahrradfahren ist gesund, spart Geld und schont die Umwelt. Das hören wir schon seit Jahren. Doch so gut und so wahr diese Argumente auch sind: Damit kommen wir nur begrenzt weiter. Wer sich trotz dieser Vorteile noch nicht auf sein Rad geschwungen hat, wird es auch in Zukunft nicht tun. Es ist wie beim Raucher, der die möglichen Folgen kennt und sie dennoch ignoriert. Nicht jeder möchte bei Themen wie Nachhaltigkeit oder ökologisches Leben mitmachen. Weil diese Themen einfach überstrapaziert sind und zum Teil bereits eine Abwehrreaktion auslösen.
Das Wichtigste ist die Wahl zu haben. Auto, Flugzeug, Seefahrten oder Radfahren. Jeder sollte jeden Tag frei entscheiden, welche Art der Fortbewegung für ihn richtig ist – ohne gesellschaftlichen oder moralischen Zwängen untergeordnet zu sein. Wer möchte sich schon bevormunden lassen?
Bewusstseinserweiterung
Abwechslung erfreut. Das wussten schon die alten Römer. Auch wenn sie weder Fahrräder noch Busse kannten. Werden die immer gleichen Strecken zur Arbeit, zum Einkauf oder für Familienbesuche nicht schnell langweilig? Mal eine Route mit dem Fahrrad, dem ÖPNV oder zu Fuß zurückzulegen, statt das Auto zu benutzen, sorgt sofort für Abwechslung und ganz neue Blickwinkel. Wer Rad fährt, entdeckt dabei am meisten. Frischer Fahrtwind und eine Geschwindigkeit, bei der man auch mal den Blick schweifen lassen kann – sogar nach oben – das ist Fahrradfahren. Radler nehmen Details wahr, die Autofahrern verborgen bleiben. Für neue Blickwinkel zu sorgen, das war auch einer der Gründe, für die Initiative SteigUm.de.
Ohne Lippenbekenntnisse
41 Prozent der Menschen zwischen 40 und 60 geben an, dass sie mehr Radfahren wollen. Wahrscheinlich sind das wie bei vielen Umfragen größtenteils Lippenbekenntnisse. Meist genügen schon kleine Schritte, um zu beginnen und einfach mal direkt von zu Haus aus die Umgebung mit kurzen Trips neu kennenzulernen. Und aus diesen kurzen Touren kann dann ein regelmäßiges Hobby werden oder die Lust wachsen, das Rad einfach als Verkehrsmittel in den Alltag einzubeziehen. Es läuft ja auch niemand spontan einen Marathon.
Nicht tugendhaft
5-7 km in der Stadt sind eine Distanz, bei der das Fahrrad am schnellsten ist. Spontane Demonstrationen, Lieferwagen in zweiter Reihe, ausgefallene S-Bahnen – besonders in Großstädten kann vieles den Verkehr beeinträchtigen. Mit dem Fahrrad dagegen lassen sich die meisten Situationen leicht umfahren. Knapp 50 Prozent aller Wege zur Arbeit sind laut Destatis unter 10 km. Also eine Strecke, die sich bequem mit dem Fahrrad zurücklegen lässt. Und für Leute, die nicht mehr so gut in Form sind, sind E-Bikes eine immer beliebtere Option. Damit muss niemand verschwitzt im Büro ankommen und – die üblichen Argumente sind ja bekannt.