Un-Ruhestand

Wer kennt das nicht von seinen Eltern oder Großeltern: Rentner haben niemals Zeit. Und das scheint wohl auch gut zu sein. Denn in der Wohnung zu warten, bis das Lebensende dann soweit naht, ist doch nicht der Lebenszweck. Doch viele scheinen sich auf den Ruhestand noch nicht vorbereitet zu haben, wie luckx – das magazin recherchierte.

Neue Aufgaben

Wenn eine Arbeit erledigt ist – das wissen wir alle nur zu genau –, dann fallen viele in ein großes Loch. Erschöpfung, manchmal sogar Erkrankung, sind die Folge. Meistens ist es so am Beginn der Urlaubszeit. Mit Erholung ist dann leider nichts. Anscheinend ist es genauso mit Beginn des Ruhestandes, vor dem in diesem Jahr über eine Millionen Menschen stehen. Vor den Rentnern und Pensionären liegen rund 20 Jahre Ruhestand, die mit Sinn und Freude gefüllt werden wollen. Die richtigen Fragen helfen dabei, das Passende für sich zu finden.

Der neue Lebensabschnitt bietet viele Möglichkeiten, denn es entstehen bis zu 40 Stunden zusätzliche „Freizeit“ pro Woche. Bedenkt man, dass die durchschnittliche Rentenbezugsdauer in Deutschland 2020 im Schnitt 20,2 Jahre betrug, kommen so schnell 40.000 Stunden zusammen.

Entgegen dem Stereotypen „Rentner haben nie Zeit“ kämpfen viele Menschen im Ruhestand mit Lageweile und oft auch mit einem Gefühl von großer Leere. Denn mit der Arbeit entfallen Aufgaben, der Kontakt zu Kollegen und Kunden wie auch das Gefühl, Teil des Teams zu sein. Zum anderen verliert das Leben an Struktur. Aus Arbeitstagen und Wochenende wird „die Woche“ und das Jahr unterscheidet nicht zwischen Urlaub und Arbeitstagen.

Vorbereitung notwendig

Die Wissenschaft zählt den Übergang in den Ruhestand zu den „kritischen Lebensereignissen“. Dies gilt insbesondere für Menschen, die unvorbereitet ihren Ruhestand beginnen. Und an dieser Stelle können dann auch Verwandte, Freunde und Bekannte sich einbringen. Denn um einen ersten Entwurf von seinem Ruhestand zu entwickeln sollte man ausreichend Zeit einplanen um sich umfassend mit sich selbst und dem sozialen Umfeld zu beschäftigen. „Viele Menschen haben schnell ein paar Ideen zum Ruhestand zur Hand, setzen sich jedoch nicht weiter mit den anstehenden Veränderungen auseinander“ berichtet Dipl.-Psychologin Anja Klute und ergänzt „viele spielen zum Beispiel den Verlust von Status und Rolle durch das Ende der Beschäftigung herunter und merken erst später, welche wesentlichen Einfluss der Beruf auf ihr Leben und ihre Selbstwahrnehmung gehabt hat. Hinzu kommt häufig die Annahme, dass die Vorstellungen des Partners mit den eigenen Vorstellungen vom Ruhestand übereinstimmen.“

Vorbilder und Anregungen

Eine aktuelle Analyse zeigt, dass es von großem Nutzen ist, sich ein Vorbild für den Ruhestand zu suchen. Wer lebt ein gutes Rentnerleben und wie schafft Er oder Sie das?

Neben dieser Inspiration muss man sich auch den relevanten und manchmal auch unbequemen Fragen stellen: „Was brauche ich für mich, um glücklich zu sein?“ „Was hat mich als Kollege oder Chef ausgemacht und was wird mich als Rentner auszeichnen?“ oder „Was und wen verliere ich durch den Wechsel in den Ruhestand?“ Diese und andere Fragen werden strukturiert und umfassend im digitalen Selbstcoaching erarbeitet. Anregungen können dann aus dem Freundeskreis sicherlich sehr hilfreich sein und können eine erste Orientierung bei der Gestaltung des Ruhestands geben.

Eine Analyse von 469 Teilnehmern des Selbsttest auf ageforce1.com im Oktober 2022 kam zu o.g. Ergebnissen. Für die Analyse wurde eine lineare Regression genutzt. Getestet wurde der Einfluss der Aussagen „Ich habe ein Vorbild in Sachen erfülltem Ruhestand” und „Ich habe schon Hobbies für den Ruhestand” auf die Zustimmung zur Auskunft „Ich weiß wie meine Tage im Ruhestand aussehen werden“.