Reisen, Reisen, Reisen

Wie sieht das Urlaubs- und Reisejahr 2023 aus? Diese Frage beschäftigt nicht nur alle Reisende, sondern insbesondere Reiseanbieter. Eine erste Analyse stellt die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) jährlich während der CMT in Stuttgart vor. Luckx – das magazin hat aufmerksam zugehört.

Wie war 2022?

Schon seit 1970 wird das Reiseverhalten der Deutschen analysiert. Jährlich wird dazu eine Reiseanalyse herausgegeben. Somit ist die Voraussagequalität sehr genau. Das war auch schon in den Corona-Jahren gewesen. Wenn das auch die Luftfahrtbranche beherzigt und mehr als einen Blick hineingeworfen hätte, wäre es gerade im letzten Jahr nicht zu den chaotischen Zuständen auf den deutschen Flughäfen gekommen. Doch zurück zur Analyse.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Jahr 2022 der Tourismus wieder Fahrt aufgenommen hat. So wuchs der internationale Tourismus deutlich. Weltweit wird die Zahl der Ankünfte von internationalen Gästen voraussichtlich bei 920 Mio. liegen, nach 448 Mio. (2021) und 409 Mio. (2020). 2019 lag der Vergleichswert bei 1,47 Mrd. Damit liegt das Volumen des internationalen Tourismus 2022 etwa auf dem Niveau von 2010, in Europa sind die Werte schon fast auf dem Niveau von 2019. Auch in Deutschland stieg die Zahl der Gästeübernachtungen in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum deutlich auf 394 Mio. (+137%). Für das ganze Jahr 2022 kann man mit ca. 456 Mio. (nach 310 Mio. 2021) Übernachtungen in Deutschland rechnen, im Vergleich zu 496 Mio. im Jahr 2019.

Hintergrund dieser Entwicklung ist die seit 2020 durch die Corona-Pandemie verursachten Erkrankungen. Aufgrund der gegen die Verbreitung des Virus ergriffenen Maßnahmen kam der grenzüberschreitende Tourismus fast vollständig zum erliegen. Auf der Angebotsseite waren bis zum Frühjahr 2022 sämtliche Segmente des Tourismus wie Hotellerie, Gastronomie, Verkehrsunternehmen, Reiseveranstalter usw. von den Folgen betroffen.

Die Urlaubsreisen der Deutschen 2022

Für die Urlaubsreisen der Deutschen erwartet die FUR nach den vorliegenden Daten vom Jahresende ein steigendes Niveau der Nachfrage mit ca. 63 Mio. Urlaubsreisen (55,1 Mio. in 2021). Die erwartete Zahl der Kurzurlaubsreisen (zwei bis vier Tage) liegt bei 80 Mio. (+ 70 Prozent gegenüber 2021, – 16 Prozent zu 2019). Während der Corona-Pandemie 2020 und 2021 war die Zahl der Urlaubs – und Kurzurlaubsreisen also deutlich geringer als 2019. Es ist aber auch nicht so, als hätten die Deutschen gar keine Reisen gemacht. 2022 nähern sich die Werte dem Vor-Corona-Niveau an.

Startbedingungen für 2023: Viele planen schon ihre Reisen

Die Indikatoren für die touristische Nachfrage im Jahr 2023 spiegeln zunächst die angespannte wirtschaftliche Situation wider. Hinsichtlich der erwarteten allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung sind die Deutschen pessimistischer als noch vor einem Jahr. Zwei Drittel erwarten eine Verschlechterung. Wenig gut wird auch die persönliche wirtschaftliche Entwicklung eingeschätzt. 17 Prozent (2021 = 22 Prozent) erwarten eine Verbesserung ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation in einen Jahr. Dagegen befürchten 42 Prozent (2021 = 24 Prozent) eine Verschlechterung. Für 41 Prozent zeichnet sich keine Veränderung ab. Die von viele als kritisch wahrgenommene individuelle wirtschaftliche Situation ist zunächst keine gute Voraussetzung für den Urlaubstourismus 2023.

Mit ihren Urlaubsreisen für dieses Jahr haben sich bereit im November 2022 mehr als 81 Prozent der Deutschen beschäftigt. Ob dann tatsächliche eine Reise angetreten wird, ist eine Frage es Könnens (Zeit und Geld) und des Wollens (Urlaubslust). FUR hat direkt danach gefragt, wobei 54 Prozent ihre Urlaubslust bejahten. Ebenso ist auch die Zeit dafür vorhanden (66 Prozent). Doch anscheinend gibt es einen Engpass beim Geld: 54 Prozent sind sich sicher, 24 Prozent zweifeln noch und der Rest wird sich keine Urlaubsreise leisten können.

Konkrete Reiseabsichten

Konkrete Reiseabsichten haben 66 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung (eine oder mehr Reisen). Damit würden mehr Reisen als 2022 stattfinden. Doch 17 Prozent (2021 = 5 Prozent) wollen ihre Reiseausgaben reduzieren. Andererseits ist die finanzielle Belastung nicht bei allen vorhanden. Denn 23 Prozent wollen dieses Jahr mehr ausgeben (2021 = 15 Prozent). Somit waren und bleiben Urlaubsreisen für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität, auch wenn die Voraussetzungen in der Gesellschaft nicht gleich verteilt sind.

Die insgesamt angespannte wirtschaftliche Situation spiegelt sich auch in den Indikatoren zur touristischen Nachfrage wider. Die vergleichsweise negative Einschätzung der Entwicklung der allgemeinen und individuellen wirtschaftlichen Lage kann sich im kommenden Jahr auch negativ auf die Nachfrage auswirken.

Dennoch sind sich mehr Menschen über ihre Reisepläne im kommenden Jahr sicher als im Vorjahreszeitraum, der noch stark von den reisebezogenen Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie beeinflusst war.

Urlaubsreisen 2023

Das Gesamtbild der Urlaubsreisen wird 2023 wieder ähnlich sein wie vor der Corona-Pandemie, sowohl bezüglich der Reiseziele als auch der Reisearten. Dafür sprechen die geäußerten Präferenzen. Deswegen werden auch die meisten Urlaubsreisen in Deutschland stattfinden. Es folgen Spanien, Italien, die Türkei und Österreich. Kroatien und Griechenland spielen in der Top-Liga mit. Zu rechnen ist insgesamt mit einem Volumen von ca. 65 Mio. Urlaubsreisen der deutschsprachigen Bevölkerung.

Es wird aber auch deutlich, dass den Urlaubern viele von den zahlreichen touristischen Angeboten zusagen. Sie sind multi-optional, haben mehr Wünsche und Interessen als sie in einem Jahr umsetzen können. Das sichert die Nachfrage grundsätzlich, erhöht aber auch den Wettbewerb in der Branche. Ein Zeichen für die Flexibilität in der Nachfrage: 44 Prozent planen dieses Jahr ein Ziel zu besuchen, in dem sie noch nicht waren.

Der Tourismus entwickelt sich weiterhin dynamisch. Wandel und Veränderungen kommen vor allem durch Entwicklungen in den Rahmenbedingungen und im touristischen Angebot, etwa bei den Themen Nachhaltigkeit, technologischer Wandel und Personal. Urlaubsreisen zum Wohle der Reisenden und ihrer Gastgeber werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft spielen.