Sprache

Auch in Deutschland haben wir von Nord nach Süd eine Vielzahl von Sprachen. Wohl eher Dialekte. Eine Verständigung ist meist mit guten Willen und Mühe möglich. Doch bei einer Sprache hilft weder Mühe noch guter Wille: Beamtendeutsch, wie luckx – das magazin recherchierte.

Unverständlich

Sprache ist zur Verständigung da. Doch vielfach gelingt es nicht; das mit der Verständigung. Zwar wird die selbe Sprache gesprochen. Doch haben sich die Gesprächspartner auch verstanden? Vielfach entstehen Rückfragen und Missverständnisse, die nur selten zum Ziel führen. So ist es auch beim Beamtendeutsch. Diese sich in einer Parallelwelt entwickelte Behördensprache kostet ihren Nutzern, also den Behörden, Millionen durch Rückfragen und Missverständnisse, schließt Menschen aus und verwirrt die Mehrheit. Wie bürgerfreundlich kommunizieren deutsche Städte? Eine Studie prüfte die Websites von 19 Mittel- und Großstädten, mit Informationen an rund 14 Millionen Einwohner.

Unverständliche Sprache richtet große Schäden an. Dadurch werden Menschen von Informationen ausgeschlossen. Wie bürgerfreundlich kommunizieren deutsche Städte? Eine Wortliga-Studie prüfte die Websites von 19 Mittel- und Großstädten, mit Informationen an rund 14 Millionen Einwohner. 194 der untersuchten 475 Online-Texte waren schwer verständlich. 173 der untersuchten Texte zu Themen wie Corona, Familie oder Wohnungssuche waren besonders kompliziert: etwa durch Schachtelsätze, komplexe Begriffe und Passiv-Formulierungen.

Verwaltungen, Behörden und Ämter müssen seit dem Jahr 2020 eine stark vereinfachte Version ihrer Internetseite in „Leichter Sprache” anbieten. Das hilft zum Beispiel Menschen mit Lernbehinderungen. Aber wie steht es um die Informationen für alle anderen? „Bürger müssen sich mit unnötig komplizierten und schwer verständlichen Texten auseinandersetzen. So verfehlen viele Städte ihr Ziel, nämlich Informationen bereitzustellen, mit denen Menschen gute Entscheidungen treffen können“, sagt Studienleiter Gidon Wagner von Wortliga.

Kommunikation von Ämtern

Die meisten Menschen sind von komplizierter Sprache überfordert. Im Jahr 2009 führte die Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS) eine Studie durch. Das Ergebnis war, dass 86 Prozent der Deutschen Probleme damit haben, die Texte von Ämtern und Behörden zu verstehen. Das galt nicht nur für Personen mit einfacher Schulbildung, sondern auch für 81 Prozent der Befragten mit Abitur oder Studium. Die Nielsen Norman Group fand im Jahr 2017 zudem heraus, dass alle Menschen verständliche Informationen bevorzugen, auch Experten. Eine klare und einfache Kommunikation ist nicht nur ein Gebot der Inklusion, sondern steigert die Effizienz von Ämtern, Behörden und Unternehmen. Forschungen belegen zum Beispiel, dass Behörden durch verständlichere Informationen Zeit und Geld sparen, weil Bürger weniger Rückfragen haben.

Für die Studie wurden pro Stadt fünf Themenkomplexe mit jeweils fünf Texten analysiert. Die Themen waren: Wohnungssuche, Informationen zu COVID-19, Mobilität und Verkehr, Barrierefreiheit sowie Unterstützung von Familien. Die Autoren verwendeten dafür ihre Software „Wortliga Textanalyse“ und bestimmten damit das Sprachniveau. Außerdem berechneten sie den Lesbarkeitsindex, ein Wert von 0 bis 100. Der Wert von 100 bedeutet die höchste Verständlichkeit. Die durchschnittliche Punktezahl der städtischen Websites lag bei nur 38. Das bescheinigt den Städten dringenden Nachholbedarf: Verständliche Informationen nehmen Einfluss auf wichtige Entscheidungen jedes Einzelnen, etwa bei gesundheitlichen Fragen.

Die Mehrheit der Bürger wird ausgeschlossen

Deutsche Städte, Ämter und Behörden erfüllen mit ihren Angeboten in “Leichter Sprache” den gesetzlichen Pflichtteil. Diese Sprache aus der Behindertenhilfe eignet sich aber nicht für alle. Bürgerfreundliche Kommunikation bedeutet, dass ein Großteil der Bevölkerung die Inhalte versteht und gern liest“, sagt Gidon Wagner.

Städte wie Nürnberg, Hamburg und München sind bereits auf einem guten Weg, wie die Studie zeigt. Auch kleine Städte wie Coburg geben sich beim Informieren ihrer Bürger sichtbar Mühe und übertreffen damit so manche Metropole in Bezug auf Klarheit. Die meisten anderen Städte – darunter Berlin – haben noch viele Löcher zu stopfen, um die Mehrheit auf Augenhöhe zu informieren.