Ob Menschen wirklich nachhaltig reisen möchten oder ob ganz andere Faktoren wie zum Beispiel der Preis eine Rolle spielen, lässt sich nicht genau herausfinden. Doch aus Umwelt- und Klimaschutzgründen sind Reisen unbedingt nachhaltig zu gestalten. Welche Forderung die EU festgelegt hat, hat luckx – das magazin recherchiert.
EU-Taxonomie
2020 hat das Europäische Parlament und der Europäische Rat eine Verordnung geschaffen, nach der für den Begriff der Nachhaltigkeit klare Regeln und Rahmenbedingungen festgelegt wurden. Damit ist festgelegt, wann ein Unternehmen nachhaltig oder umweltfreundlich wirtschaftet. Ziel war es, den Unternehmen die Möglichkeit zu geben, sich positiv von ihren Mitbewerbern abzuheben und von höheren Investitionen zu profitieren. In dieser Verordnung, EU-Taxonomie, ist festgelegt, ob eine Wirtschaftstätigkeit als ökologisch nachhaltig einzustufen ist (Taxonomie), um damit den Grad der ökologischen Nachhaltigkeit einer Investition ermitteln zu können. Sie ist ein zentraler Rechtsakt, der durch Förderung privater Investitionen in grüne und nachhaltige Projekte einen Beitrag zum Europäischen Grünen Deal leisten soll.
Mit dieser Verordnung ist die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch in der Hotellerie zu einem zentralen Instrument geworden, um die Umweltaktivitäten von Hotels zu bewerten und zu verbessern. Insbesondere durch die Energiekrise hat die EU-Taxonomie nun an Bedeutung gewonnen und kann potentiellen Gästen ein weiteres Entscheidungskriterium für ihre Reise anbieten.
Berichtslegung
Seit 2022 ist die EU Taxonomie-Verordnung in Kraft. Sie bewertet die ökologische Nachhaltigkeit von Maßnahmen bei Unternehmen und soll dazu führen, dass Kapitalströme in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten gelenkt werden, das Vertrauen bei Investoren gestärkt wird, grüne Investitionen transparenter und attraktiver gemacht und Anleger vor Greenwashing geschützt werden. Die Verordnung sieht vor, dass Großunternehmen ab 2023 einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen müssen. In Zukunft werden auch aktiennotierte KMUs dazu verpflichtet. Familienunternehmen sind davon nicht betroffen. Indirekt trifft das System aber die meisten Hotelbetriebe, denn Großunternehmen wie Reiseunternehmen suchen bei Zimmerbuchungen und Veranstaltungen künftig nach Hotelpartner, welche ihrerseits nachweisen können, dass sie Taxonomie-konform handeln. Die Taxonomie verstärkt also den Trend, dass Gäste künftig verstärkt Hotels suchen und buchen, welche sich nachweislich „grün“ aufgestellt haben.
Auswirkungen auf den Hotelbetrieb
Duschen, Wellnessbereiche, Pools, Handwaschbecken, Toiletten, usw. – in der Hotellerie wird täglich viel Wasser benötigt: Während die Gäste zuhause häufig auf ihren Wasserverbrauch achten, sieht das im Urlaub oft anders aus. Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf und Tag ist mit 290 Litern in Hotels mehr als doppelt so hoch wie der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in einem Haushalt und ist primär auf den hohen Wasserverbrauch beim Duschen zurückzuführen. Die EU-Taxonomie legt jetzt klare Kriterien für Wassereffizienz fest, das heißt wie effektiv und sparsam die Betriebe mit Wasser umgehen. Um die Anforderungen der EU-Taxonomie in Bezug auf Wassereffizienz zu erfüllen, müssen Betriebe Maßnahmen ergreifen, um den Wasserverbrauch zu minimieren und nachhaltige Maßnahmen zu implementieren. Dies kann die Einführung moderner Technologien zur Wasserrückgewinnung, die Optimierung des Energieeinsatzes bei der Warmwasserproduktion und den Einsatz von Wassersparmaßnahmen umfassen. Die EU-Taxonomie legt folgende technische Anforderungen an Sanitäreinrichtungen fest, die auch Hotels bei Neubau oder Sanierung zu erfüllen haben:
Duschen haben einen maximalen Wasserdurchfluss von 8 Litern/min
Toiletten, einschließlich WC-Anlagen, Becken und Spülkästen, haben ein volles Spülvolumen von höchstens 6 Litern und ein durchschnittliches Spülvolumen von höchstens 3,5 Litern
Urinale verwenden höchstens 2 Liter/Becken/Stunde
Das volle Spülvolumen von Spülurinalen beträgt höchstens 1 Liter
Herausforderungen für Gastgeber
Hoteliers stehen vor verschiedenen Herausforderungen, um die Grenzwerte im Rahmen der EU-Taxonomie einzuhalten. Dazu gehören einerseits Investitionskosten für die Umstellung auf umweltfreundliche Technologien und Maßnahmen oder die Schulung des Personals für den effizienten Umgang mit Ressourcen. Andererseits ist eine weitere Herausforderung der Komfort für die Gäste: Gerade bei Hotels macht Warmwassersparen extrem viel Sinn, denn viele vergessen, dass Warmwasser nach Heizung/Kühlung der zweitgrößter Energieverbraucher im Hotel ist, weit vor Beleuchtung, Küchengeräte oder Unterhaltungselektronik. Denn neben den Kosten für Wasser und Abwasserentsorgung benötigt die Erwärmung des Wassers sehr viel Energie. Und in Anbetracht der steigenden Energiepreise kann durch Effizienzmaßnahmen beträchtlich an Betriebskosten gespart werden. Viele Hoteliers haben aber die Erfahrung gemacht, dass durch Reduktion des Wasserdurchflusses (z.B. mit Wasserreduzierern oder Sparduschköpfen) auch der Komfort für die Gäste leidet. Mit herkömmlichen Sparduschköpfen wird der Durchfluss meist auf 9 l/min reduziert – hier ist der Duschkomfort noch einigermaßen in Ordnung und es wird bereits einiges an Wasser gespart. Damit entsteht ein kleines Dilemma, denn das Taxonomie-Ziel von max. 8 Liter pro Minute wird damit verfehlt, aber eine weitere Reduktion mit herkömmlichen Methoden führt in vielen Fällen zu Gästereklamationen, die es unbedingt zu vermeiden gilt.
Gästekomfort
Damit es zu keinen Beschwerden von den Gästen kommt und die Hotels dennoch die Taxonomie-Ziele erreichen und gleichzeitig Betriebskosten sparen, wurden Wasser- und Energiesparsystem entwickelt. Damit gelingt es, den Wasserverbrauch beim Dusche auf bis zu 6 Liter pro Minute zu reduzieren, ohne dass der Duschkomfort darunter leidet. Die Gäste merken keinen Unterschied und der Wasserstrahl fühlt sich an, wie bei 12 Liter/min. Beim Waschbecken lässt sich der Verbrauch mittels Durchflussbegrenzer auf sparsame auf 5 Liter pro Minute reduzieren. Genutzt wird dabei das Venturi Prinzip, wie es auch bei modernen Hochdruckreinigern zum Einsatz kommt. Durch eine Verengung des Durchmessers in Form eines Trichters wird die Durchflussmenge stark reduziert. Dabei entsteht ein Unterdruck, der bewirkt, dass über einen Bypass Luft angesaugt und mit dem Wasser vermischt wird. Das Volumen des stark verwirbelten, mit Luft angereicherten Wassers wird dadurch vergrößert und der Strahl stark beschleunigt. Trotz einer Wasserreduktion von bis zu 50 Prozent bleibt damit der Komfort beim Duschen erhalten – der Wasserstrahl fühlt sich angenehm stark an, die Gäste merken von der hohen Reduktion des Wasserverbrauches nichts. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass durch den modifizierten Wasserstrahl die Bildung von Biofilm im Duschschlauch und Duschkopf deutlich reduziert wird und damit die Gefahr von Keimbildung und Legionellen deutlich gemindert.