Minderwertig

Leider ist es immer wieder so, dass Diebe und Betrüger unterwegs sind. Sei es, dass die Geldbörse gestohlen oder gleich das Bankkonto geleert wird. Aber nicht nur dort finden wir Ganoven. Auch beim Immobilienkauf ist Vorsicht geboten, wie luckx – das magazin meint.

Steuern sparen

Nun ist Steuern sparen nicht ein Straftatbestand. Es hat sich eher zu einem Hobby von vielen Bundesbürgern entwickelt. Denn wer möchte schon mehr vom mühsam erarbeiteten Geld abgeben als erforderlich wäre. By the way: Doch unser Staat braucht die Steuern, um alle Wohltaten zu finanzieren wie Straßen, soziale Einrichtungen, Förderungen. Das wir Deutsche nun mal der „Geiz-ist-geil-Mentalität“ folgen, wird also gern genutzt. So nutzen unseriöser Immobilienmakler dies aus und versprechen beim Kauf einer Wohnung ihren ahnungslosen Opfern enorme Gewinne, enorme Steuerersparnisse, eine sichere Altersvorsorge und garantierte Gewinne beim Wiederverkauf. Der Kauf einer Wohnung ohne Eigenkapital ist angeblich kein Problem. Doch am Ende entpuppen sich solche Geschäfte oft als Reinfall – wie im folgenden Beispiel. Da wurde eine Wohnung gekauft. Das Versprechen der Vermittler: Eine monatliche Zuzahlung von maximal 90 Euro reicht, um das Darlehen für die Wohnung in den ersten zehn Jahren zu tilgen. Danach, wenn der Steuervorteil wegfalle, könne die Immobilie mit erheblichem Gewinn weiterverkauft werden.

Betrug – oder doch nur „falsch eingeschätzt“

Schon bald nach dem Kauf stellte sich heraus: Das war eine Lüge. Denn laut einem unabhängigen Gutachten war die Wohnung nur die Hälfte des Kaufpreises wert. Es wurde zu viel gezahlt. Und statt dem versprochenen Gewinn, beläuft sich die monatliche Belastung für die Wohnung nun auf durchschnittlich 290 Euro. Extras kann sich der Gebeutelte längst nicht mehr leisten. Selbst eine Unterstützung für ein Familienmitglied ist nicht drin. Die Altersvorsorge ist geplatzt, die Familie steht vor dem finanziellen Ruin.

Bereits in den neunziger Jahren wurden mit diesem betrügerischen Geschäftsmodell rund 1 Million Menschen in Deutschland betrogen. Selbst der Verein für Existenzsicherung e.V. hat in ca. 20 Jahren ca. 5000 Fälle durch Verhandlungen mit den finanzierenden Banken außergerichtlich lösen können. Danach war lange Zeit Ruhe. Seit 1998 wurden wieder Steuersparmodelle, meistens in den ehemaligen Ostgebieten, wieder an ahnungslose Verbraucher verkauft. Da zu diesem Zeitpunkt die Zinsen sehr niedrig waren, war auch die Belastung sehr niedrig. Mittlerweile sind die Zinsen massiv gestiegen und die Belastung hat sich nach der auslaufende Zinsbindung teilweise verdreifacht. Selbst die finanzierenden Banken sind nicht mehr bereit zu verlängern, da diese Immobilien nicht werthaltig sind.

Überteuerte Immobilien

So wie in diesem Beispiel geht es mehreren 100.000 Menschen in Deutschland, schätzt Johann Tillich, der Finanzexperte des Verein Existenzsicherung e. V. Sie alle haben überteuerte Immobilien gekauft, meist in Ostdeutschland. Der tatsächliche Marktwert ihrer Wohnung liegt in vielen Fällen 50 Prozent unter dem, was die Käufer bezahlt haben – und wofür sie sich verschuldet haben. Dahinter steckt laut Tillich ein betrügerisches Geschäftsmodell. Ein Bauträger oder Investor kauft eine Immobilie, die er sanieren will. Nach der Sanierung hat sie einen Marktwert von zum Beispiel 100.000 Euro. Damit er die Immobilie schnell verkaufen kann, beauftragt er einen Verkäufer. Die Vertriebsprofis verschicken Hochglanzprospekte mit Steuersparversprechen, telefonieren mit potenziellen Käufern – und verkaufen die Immobilie. Doch die Käufer zahlen für die Immobilie das Doppelte, zum Beispiel 200.000 Euro. Die Bank, die dem Käufer den Kredit gegeben hat, überweist das Geld an den Bauträger. Die Provision beträgt zwischen 20 und 40 Prozent dieser Summe.

Gewinne nur für die Verkäufer

Bereits in den neunziger Jahren stellt sich die Frage, wie verkaufen Immobilienvermittler diese Wohnungen? Denn meist kommt der Kontakt zu potenziellen Käufern gar nicht über ein Immobilienangebot zustande. Am Anfang bei den ersten Gesprächen, geht es gar nicht um eine Wohnung, sondern nur um ‚Steuern sparen‘. Konkret wird es erst im Vertriebsbüro. Dort werden die Kunden dann unter Druck gesetzt und sollen innerhalb von 24 Stunden entscheiden, weil es angeblich noch andere Interessenten gibt. Die Kreditzusagen haben die Damen und Herren angeblich schon von der Bank. Und der Notar ist auch schon gebucht. Ein Steuersparangebot wie das vorgegaugelte ist für die Verkäufer oft der Zugang zu Unterlagen und Vermögensverhältnissen potenzieller Käufer.

Deshalb sollen Interessenten besonders vor derart vermittelten Immobilienkäufen aufpassen. Zwar spricht grundsätzlich nichts gegen den Kauf einer Wohnung als Geldanlage oder Altersvorsorge. Aber nur zu einem angemessenen Preis. Dann bringen diese eine vernünftige Rendite. Man sollte keine Wohnung kaufen, die man nicht selbst besichtigt und geprüft hat. Interessenten sollten vorher eine Wertermittlung durch einen unabhängigen Sachverständigen einholen. Diese Investition kann sich lohnen. Fortsetzung hier.

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