Kopfball – Tor, oder Dachschaden?

So mancher Schuss ging daneben – doch mit seinem Kopfballtor hat Fußball-Nationalspieler Niclas Füllkrug dem deutschen Team den ersten Platz in der Gruppenphase der EM gesichert. Schon seit vielen Jahr werden die gesundheitlichen Gefahren durch Kopfbälle diskutiert. Welche Schäden entstehen können, hat luckx – das magazin recherchiert.

Schönes Tor und dann?

Doch was schön anzusehen ist, kann auch Gefahren bergen, sagt der Neurologe Dr. Matthias Pawlowski. Vor allem im Kindesalter sollte dosiert mit Kopfbällen umgegangen werden, führt er weiter aus. Schon längst werden Gefahren für Kopf und Gehirn nicht mehr nur in Sportarten wie Boxen oder Football genau beobachtet, sondern auch im Fußball. Ein Thema hier: Kopfbälle. Bis zu 1500 Kopfbälle pro Jahr, zeigen Studien, absolvieren Profis – je nach Position. Wie groß und wie individuell die Gefahren durch diese ständigen Kontakte sind, welche Folgen es geben kann und wer besonders gefährdet ist, erklärt der Oberarzt in der Klinik für Neurologie am UKM (Universitätsklinikum Münster). So sind seiner Ansicht nach einfache, aber sauber durchgeführte Kopfbälle wahrscheinlich nicht schädlich. Wenn Kopfbälle aber häufig und wiederholt durchgeführt werden, kann es sein, dass öfter leichte Traumata des Gehirns auftreten, die dann negative langfristige Folgen im Sinne von kognitiven Einschränkungen haben und das Risiko für die Entstehung einer Demenz erhöhen können. Bei Zusammenstößen – die aktuell bei der EM zu sehen sind, wenn Spieler etwa im Sprung heftig gegeneinander prallen, kann es neben anderen Verletzungen auch zu einer Gehirnerschütterung kommen, die auch Folgen für das Gehirn haben kann.

Gefährlich

Schon seit einiger Zeit wird das Kopfballtraining im Kinder- und Jugendbereich eingeschränkt bzw. überhaupt nicht mehr durch geführt. Denn es gibt Hinweise, dass das sich entwickelnde Gehirn von Kindern anfälliger für Schäden in Folge von Schädel-Hirn-Traumata ist. Die Verbände gehen damit sehr unterschiedlich um. Das liegt auch daran, dass die Evidenzlage nicht sehr gut ist. Die Amerikaner zum Beispiele verbieten Kopfbälle bis zum elften Lebensjahr im Fußball grundsätzlich. Genauso ist es im Mutterland des Fußballs, in England und im Vereinigten Königreich, wo die Kopfbälle in dieser Altersklasse ebenfalls verboten sind – dort aber nur im Training, im Wettkampf sind sie erlaubt. Der DFB (Deutscher Fußball-Bund) empfiehlt, dass der Kopfball nur dosiert eingesetzt werden soll, ein grundsätzliches Verbot gibt es hier aber nicht. Es gibt aber Möglichkeiten, um im Jugendsport das Kopfballtraining dosiert zu ermöglichen. So können kleine und leichtere Bälle eingesetzt werden, man kann Flanken aus kürzerer Distanz und weniger scharf schießen und vor allem Kopfbälle nur sehr dosiert trainieren, also nicht zu viele auf einmal und mit ausreichenden Pausen dazwischen. Auch hier gilt: Die Dosis macht´s.

Beispiele aus anderen Sportarten

In Kontaktsportarten wie Boxen sind die Sportler einem höheren Risiko ausgesetzt als im Fußball. Beim Fußball sind es eher Zusammenstöße mit anderen Spielern oder dem Torpfosten, die gefährlich werden können. Zudem ist die Gefahr, die von Kopfbällen im Fußball ausgeht, aber gegenüber den Vorteilen, die der Sport (auch für das Gehirn) bietet, eher geringer einzuschätzen. Trotzdem ist Vorsicht geboten, weil die Konsequenzen nicht hinreichend erforscht sind.