Deutschland hatte sich für die Olympischen Spiele 2024 beworben. Also wären gerade jetzt die Spiele in Hamburg gewesen. Doch das Volk wollte es nicht. Nun soll der nächste Versuch unternommen werden. Großes Interesse herrscht bei einigen Bundesländern und Großstädten wie luckx – das magazin erfuhr.
Bewerbung für 2040 oder später
Eines lässt sich heute schon sagen: wären die Spiele zu dieser Zeit in Hamburg gewesen, so hätten die Freiwasserschwimmer und die Triathleten keine Probleme mit der Wasserqualität der Elbe gehabt. Zwar ist die Elbe aufgrund ihrer hohen Strömung (4,5 km/h) kein originäres Badegewässer und im Hamburger Hafen hätten sie auf den Schiffsverkehr achten müssen. Doch auch hier wäre den deutschen Organisatoren die passende Lösung eingefallen. Ach ja, Fische lassen sich aus der Elbe nicht nur fangen, sondern auch verzehren. Nun starten Politik und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) einen neuen Versuch der Bewerbung. Dazu unterzeichnete die mit Krücken erschienene Bundesinnen- und Sportministerin Nancy Faeser bei den Olympischen Spielen im Deutschen Haus in Paris im Namen der Bundesregierung die Gemeinsame Erklärung (Memorandum of Understanding / MoU) zu einer deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele. Damit erreicht der DOSB einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer gemeinsamen Bewerbung mit den interessierten Städten und Bundesländern.
Politische Entscheidung
Wie bekannt, hatte die Bundesregierung in der vergangenen Woche per Kabinettsbeschluss eine erneute deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele beschlossen. Die Gemeinsame Erklärung definiert den Weg der weiteren Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Partnern auf dem Weg zu einer gemeinsamen Olympiabewerbung. Die Gemeinsame Erklärung wurde eng zwischen dem Bundesinnenministerium, dem DOSB, den Städten Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig und München sowie den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Bayern abgestimmt. Sie ist zugleich Richtschnur für ein noch zu erstellendes Ausrichtungskonzept. Die vereinbarten Prämissen der Bewerbung sind verbunden mit den Zielen, Mehrwerte für das ganze Land zu schaffen sowie mit Ressourcen nachhaltig umzugehen. Vorhandene Sportstätten sollen maximal genutzt werden. Ein wesentliches Element ist weiterhin, die Bevölkerung eng in den Bewerbungsprozess einzubinden. Das ist zwar nicht neu, doch es ist absehbar, dass vorher massiv in die Ertüchtigung der Infrastruktur investiert werden muss. Denn bei der EM 24 zeigt zum Beispiel die Deutsche Bahn, dass sie auf so eine Veranstaltung nicht vorbereitet war. Warum, erschließt sich niemanden. Einfach nur Missmanagement?
Großes Programm
Die Bundesregierung favorisiert für die Spiele in Deutschland das Jahr 2040 – 50 Jahre nach der deutschen Einheit. Der DOSB hat sich noch nicht auf ein konkretes Austragungsjahr festgelegt. Der Bund stellt für die Bewerbung bis zum Jahr 2027 knapp sieben Millionen Euro zur Verfügung. Diese Gelder sollen unter anderem für die Erstellung eines Bewerbungskonzepts und die entsprechenden Machbarkeitsstudien verwendet werden. Der DOSB wird im nächsten Schritt die Gespräche mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) intensivieren, um die bisher entwickelten Szenarien für eine deutsche Olympiabewerbung zu erörtern. Dies betrifft etwa die Analyse der Bewerberlage.
Nun ist es ja nicht so, dass sich Deutschland Olympische Spiele nicht leisten könnte. Welchen Schub die Spiele 1972 in München ausübten, ist vielfach in Vergessenheit geraten. So wurden aus dem Agrarland Bayern ein innovatives Bundesland entwickelt. Ein erwarteter Fehlbetrag zwischen 5 und 10 Milliarden Euro – wie etwa jetzt in Paris – lässt sich für das wirtschaftlich stärkste Land in Europa verkraften. Allein was in die Ertüchtigung der Infrastruktur fließen wird, wird den seit Jahren bestehenden Investitionsstau zwar nicht auflösen, doch erheblich verringern. Die Verkehrsinfrastruktur wird eine Modernisierung erfahren, die sowieso erforderlich ist. Ebenfalls ist in die vorhandenen Sportstätten zu investieren. Ob Schulsporthalle oder Stadion – nur damit lassen sich hohe sportliche Leistungen erzielen. Wenn zum Beispiel keine Laufstrecke für den 100 Meter Lauf vorhanden ist, wird es auch keinen 100-Meter-Läufer geben. Und die Fechter brauchen eine Fechthalle. Im Übrigen gilt das für alle Sportarten. Darüber hinaus ist die Trainerausbildung und deren Bezahlung den internationalen Bedingungen anzupassen. Die Sichtung von Talenten ist zu optimieren. So ist das Kinderturnen wichtig; reicht aber nicht für eine Olympiaqualifikation. Ebenso ist in die Bildung zu investieren. 204 Nationen nehmen aktuell in Paris an den Spielen teil. Von den 10.500 Teilnehmern sprechen die wenigsten französisch. Für ein Olympiade in Deutschland muss gelten, dass die Betreuung der Teilnehmer durch sprachversierte Volunteers erfolgen wird. So ein Sprachprogramm muss mindestens fünf Jahre vor der Olympiade beginnen. Warum bieten die Volkshochschulen nicht für die Freiwilligen Sprachkurse kostenfrei an, wenn sie sich als Volunteer verpflichten? Und in den Kindergärten und Schulen muss die Sprachförderung intensiviert werden und nicht im nächsten Jahr enden. Es gibt viel zu tun. Wie sagte es Bundeskanzlerin Merkel: wir schaffen das! Bestimmt!