Nichts ist schlimmer als Langweile. Oder? Dabei soll es manchmal ganz gut sein, sich zu langweilen. Doch Eltern und Kinder in den Ferien scheinen geradezu eine Aversion gegen Langeweile zu haben. So ist tägliches „Abenteuerprogramm“ von den Eltern gefordert, wie luckx – das magazin rechervierte.
Lange Ferienzeiten
Ob Kindergarten oder Schule: lange Ferienzeiten machen es Eltern schwer, mit ihren Urlaubstagen diese Zeit zu überbrücken. So teilen sich vielfach Mama und Papa die Ferienzeit auf. Von einem gemeinsamen Urlaub bleibt dann nicht viel übrig. Denn mehr als doppelt so viele Ferientage haben Schulkinder im Vergleich zum jährlichen Urlaubsanspruch ihrer Eltern. Das stellt Millionen Mütter und Väter vor immense Herausforderungen; insbesondere, wie eine gute Betreuung organisiert werden kann. Die Zeiten, in denen ein einziges Einkommen ausreichte, um eine Familie gut zu ernähren, waren einmal. In immer mehr Familien gehen beide Elternteile einer Erwerbstätigkeit nach. Wer dort wie viel verdient und welcher zeitliche Umfang eingesetzt wird, variiert zwar stark, aber es ist längst die Regel geworden, dass beide Elternteile zur finanziellen Unterhaltung ihrer Familie beitragen.
Ferientage im Vergleich zu den Urlaubstagen
Doch wenn beide arbeiten müssen, wer kümmert sich dann um die Kinder, wenn Schule und Kindergarten geschlossen sind? Bereits im Kindergarten stellt eine längere Sommer-Schließzeit von drei Wochen schon Flexibilität und Planungskompetenz der Elternteile auf die Probe. Doch mit dem Eintritt in die Grundschule wird das Ganze nicht viel leichter. Schließlich ist es nicht so, dass ein Grundschulkind von sechs oder sieben Jahren plötzlich keine Aufsicht mehr benötigt. Und zudem ist es mit Aufsicht allein ja auch nicht getan… Doch wie überbrückt man die Ferien? Allein in Baden-Württemberg sind es 2024 ganze 66 Ferientage, einschließlich der flexiblen Ferientage und den zusätzlichen unterrichtsfreien Tagen. Wochenenden schon ausgenommen. Familien mit Kindern, die auch an Feiertagen und den Wochenenden arbeiten müssen, haben die Problematik ohnehin unabhängig von den Ferien. Aber ab sofort nur noch getrennt in den Urlaub, weil zwei Elternteile im Idealfall 60 Urlaubstage zusammen haben?
Bei der Betreuung besteht hoher Bedarf
Das Bundesfamilienministerium veröffentlichte im letzten Jahr in der Auswertung „Kindertagesbetreuung Kompakt“ konkrete Zahlen zum Betreuungsbedarf im Land. Schon bei Krippenkindern klafft eine Lücke. Daran hat auch der Rechtsanspruch auf Betreuung ab dem ersten Lebensjahr noch nicht ausreichend viel geändert. Bezogen auf Kinder im Grundschulalter äußerten 73 Prozent der Eltern einen Betreuungsbedarf. Einen Hort- oder Ganztagsplatz bekamen 55 Prozent. Der Rest schaut, wie er diese Lücke irgendwie schließen kann. Doch wie lassen sich die Ferien am besten für Kind und Eltern organisieren? An den bildungspolitischen Weichen wird sich von heute auf morgen nicht ausreichend stellen lassen, um Familien wirklich zu entlasten. Also muss eine Lösung her. Zwar ist es nicht jeder Eltern´s Sache. Doch im Grundschulalter kann man ein Kind schon mal allein zu Hause lassen. Natürlich nicht den ganzen Tag. Es hängt auch stark von der Individualität des Kindes ab. Ein bis zwei Stunden ist das, je nach Typ und Charakter des Kindes, schon in Ordnung. Ein längerer Zeitraum ist im Grundschulalter nicht drin. Erst ab der weiterführenden Schule, ab 10, 11 Jahren kann der Zeitraum verlängert werden.
Selbstbeschäftigung
So eine Zeit allein zuhause lädt nicht unbedingt zur pädagogischen erfolgreichen Selbstbeschäftigung ein. So müssen dann Fernseher und PC herhalten. Und das zu viel und vor allem unkontrollierte Medienzeit gefährlich werden können, ist soweit bekannt. PC und TV verhindern die Lust auf die Schule. Es ist ja bequem mit Konsum eingedeckt zu werden. Da muss man nicht viele anderen, eher unangenehmen, Dingen machen. So ist bekannt, dass Kinder Konzentrationsprobleme bekommen, wenn sie zu lange fernsehen. Es gibt auch das Problem, dass immer mehr Kinder in die Internet-Sucht abgleiten. Das hängt stark vom Charakter des Kindes ab.
Natürlich wäre es besser, die Kinder professionell betreuen zu lassen. Insbesondere dann, wenn Eltern arbeiten müssen. Zwar gibt es in vielen Gemeinden auch eine Ferienbetreuung. So ließe sich zumindest ein Teil der Ferienwochen abdecken, vorausgesetzt man bekäme einen der rar gesäten Plätze. Doch nicht jedes Kind ist begeistert von dieser Option. So sollte bei den Kindern um Verständnis geworben werden. Grundschulkinder verstehen viel. Wenn ihnen deutlich gemacht wird, dass die Notwendigkeit besteht, weil es nicht anders geht, da die Eltern arbeiten müssen, dann hilft Verständnis oft schon weiter. Wenn das nicht fruchtet, besteht immer noch die Option, die Betreuung privat zu organisieren. Durch Freunde, Mütternetzwerke, eventuell Leih-Omas falls keine (oder keine verfügbaren) Großeltern vorhanden sind.
Betreuungssystem
Die Betreuungssituation ist je nach Bundesland sehr unterschiedlich geregelt. In manchen Teilen des Landes gibt es viel mehr Hortplätze als anderswo und doch stehen Eltern überall vor der gleichen Thematik. Natürlich ist die Bildungspolitik gefordert, mehr Betreuungsmöglichkeiten zu schaffen. Denn wenn längere Arbeitszeiten gefordert werden, muss in dieser Zeit auch eine Betreuungszeit für berufstätige Eltern geschaffen werden. Es braucht viel mehr gute pädagogisch strukturierte Betreuungsmöglichkeiten. Denn Kinder, die permanent vor dem Bildschirm sitzen, weil die Eltern arbeiten müssen, können psychische Probleme bekommen. Es ist bekannt, dass sie weniger in der Lage sind, soziale Beziehungen aufrecht zu halten. Mehr Betreuungsplätze, bedeuteten mehr Flexibilität für Eltern. Sie sorgen für die Freiheit, mehr oder anders zu arbeiten, einen Schritt in Richtung der Bekämpfung des Fachkräftemangels und bei guter pädagogisch sinnvoller Betreuung auch für glücklichere, sozialere Kinder.