Wer aufmerksam die Medien verfolgt, wird ab und zu mit größeren Busunfällen konfrontiert. Doch ist es tatsächlich so, dass die Unfallzahlen zugenommen haben? luckx – das magazin hat recherchiert.
Statistik
Wenn wir uns die Statistik der Todesfälle bei Busunfällen seit 1980 bis heute anschauen, ist ein ständiges auf und ab zu beobachten. Grundsätzlich verringert sich glücklicherweise die Anzahl der Todesopfer. Auch die Anzahl der Busunfälle variiert von Jahr zu Jahr; bleibt aber auf etwa dem gleichem Niveau. Die Unfallzahlen belaufen sich auf etwa 7 Prozent aller Verkehrsunfälle. Besonders betroffen sich Schulbusse. So ist es verständlich, dass insbesondere diese beobachtet werden. Im nun vorgelegte „TÜV-Report Omnibus 2024“ wurde ein Anstieg bei den Reise- und Linienbussen mit „erheblichen“ oder „gefährlichen Mängeln“ festgestellt. So haben in den vergangenen zwei Jahren 14,1 Prozent der geprüften Busse die Hauptuntersuchung (HU) nicht bestanden, was einem Anstieg von 2,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Bericht von 2022 entspricht. Bei weiteren 10,5 Prozent haben die TÜV-Sachverständigen „geringfügige Mängel“ festgestellt (plus 0,9 Punkte). Im Schnitt haben die für den aktuellen Report geprüften Busse 388.000 Kilometer zurückgelegt. Vor vier Jahren waren es noch 408.000 Kilometer. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sind aktuell rund 85.000 Reise- und Linienbusse auf deutschen Straßen unterwegs. Das sind etwa 10.000 Busse mehr als im Corona-Jahr 2021. So sind viele der während der Pandemie stillgelegte Busse jetzt wieder im Einsatz und zeigen die alterstypischen Schwächen. Zu den häufigsten Mängeln gehören Defekte an der Beleuchtung und Ölverluste an Motor und Antrieb, die mit zunehmenden Alter der Fahrzeuge verstärkt auftreten. Trotz all der festgestellten Mängel sind Busse sehr sichere Verkehrsmittel. Bei der Ursache von Busunfällen spielen in Deutschland weniger technische Defekte die entscheidende Rolle, sondern menschliches Versagen.
Unfälle
In der ersten Jahreshälfte war es zu zwei schweren Busunfällen mit vier Toten und mehr als 40 Verletzten auf Autobahnen in Sachsen und Nordrhein-Westfalen gekommen. Im Jahr 2023 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 6.265 Insassen von Bussen bei Unfällen verletzt worden, ein Anstieg von gut 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 16 Personen sind tödlich verunglückt (plus 100 Prozent). Während der Corona-Pandemie war die Zahl der Verunglückten bis auf rund 4.100 im Jahr 2020 zurückgegangen, steigt seitdem aber kontinuierlich an und liegt jetzt wieder auf dem alten Niveau. Im Jahr 2023 lag die Zahl der im Nahverkehr beförderten Personen immer noch unter dem Vor-Corona-Jahr 2019: Im Linienverkehr mit Straßenbahnen um 10 Prozent, bei Regional-, S- und U-Bahnen um fast 7 Prozent und bei Bussen um 5 Prozent. Anders als der Reiseverkehr mit der Bahn erholt sich der Fernverkehr mit Bussen nur langsam und lag 2023 noch 50 Prozent unter dem Level von 2019.
Sicherheit
Beim Thema Sicherheit sind aber auch die Busunternehmen gefragt. Zwar gilt im Reise- und Fernverkehr eine Anschnallpflicht. Diese wird aber selten kontrolliert. Nicht angeschnallte Insassen laufen Gefahr, sich bei einem Unfall schwerer zu verletzten. Um die Situation zu verbessern, empfiehlt der TÜV-Verband Kontrollgänge durch Fahrpersonal vor der Abfahrt wie im Flugverkehr. Neben der technischen Sicherheit mit regelmäßigen Wartungen und Prüfungen ist die Kompetenz des Fahrpersonals entscheidend. Diese reichen von der kompetenten Durchführung von Abfahrtskontrollen über die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten bis hin zu Verhaltensregeln für die sichere Evakuierung von Fahrgästen im Notfall.
Laut Report stechen Mängel an der Beleuchtung und Ölverluste besonders hervor. 5,1 Prozent der Busse wiesen Ölverluste auf, ein Anstieg um 0,8 Prozentpunkte. Beleuchtungsmängel, vor allem an der hinteren Fahrzeugbeleuchtung, betrafen 3,8 Prozent der Fahrzeuge. Hier war vor allem bei älteren Fahrzeugen ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen – bei Bussen ab zehn Jahren liegt die Mängelquote für die hintere Beleuchtung bei über 9 Prozent. 75,4 Prozent der Busse bestanden die HU ohne Mängel, ein Rückgang gegenüber 78,6 Prozent im Jahr 2022. Während bei den jüngeren Fahrzeugen bis zu einem Alter von drei Jahren die Mängelquoten sehr niedrig sind, zeigen Busse ab einem Alter von zehn Jahren verstärkt Defizite. Hier sind es insbesondere mechanische Bauteile wie Federung und Antrieb, die zunehmend Probleme bereiten.
Fahrpersonal
Neben der Wartung spielt auch die Schulung des Fahrpersonals eine entscheidende Rolle. Der Umgang mit modernen Assistenzsystemen wie Spurhalte- oder Notbremsassistenten sollte fester Bestandteil der Ausbildung und regelmäßiger Fortbildung sein. Der TÜV-Verband plädiert dafür, dass neben einer elektronischen Prüfung der Funktion auch die tatsächliche Wirkung der Assistenzsysteme bei der Hauptuntersuchung geprüft wird.
Methodik-Hinweis: Für den TÜV-Report Omnibus 2024 wurden rund 58.600 Hauptuntersuchungen von Bussen für den Nah- und Fernverkehr ausgewertet, die in den Jahren 2022 und 2023 durchgeführt wurden. Grundlage ist der amtliche Prüfkatalog für die HU, in dem rund 150 einzelne Prüfpunkte gesetzlich vorgeschrieben sind.