Am Anfang war die Alge. Jedenfalls können wir die Entstehung des Lebens einmal darauf begrenzen. Und was kam dann? Dann kam die Aiszeit. Okay, jetzt haben wir einige Evolutionsschritte leicht übersprungen. Doch jetzt ist tatsächlich Aiszeit. Warum, das hat luckx – das magazin recherchiert.
Eis aus Algen
Eis muss schmecken, damit es ein Genuss ist. Jeder hat für sich das richtige Eis schon entdeckt. Sei es vom Eiscafé um die Ecke oder aus dem Supermarkt. Doch allen diesen Produkten ist eines gemeinsam: Eis enthält viel Zucker. Und viele unserer Mitmenschen gehen regelrecht in die Breite, wenn sie sich am Eis vergnügen. Darüber hinaus sind noch viele Stoffe enthalten, die Eis nicht zu einem gesunden Lebensmittel machen. Das es auch anders gehen kann – besser soll, versucht die CONVENIENCE GmbH aus Hannover umzusetzen. Als wir von luckx – das magazin auf der Messe Internorga 2024 in Hamburg mit dem Geschäftsführer, Herrn Ernst-Dieter Eckhoff, das erste Eis verkosteten, konnten wir kaum glauben, dass es sich um ein Algenprodukt handelt. Algen, das kennen wir bestimmt aus vielen asiatischen Restaurants, schmecken dermaßen nach Fisch, dass die Verwendung als Zutat in anderen Produkten nicht bei allen auf Gegenliebe stößt. Doch dieses Ais (die Schreibweise soll die Grundlage Alge suggerieren) schmeckt nach Schokoladen-Eis (oder nach Erdbeer-Eis usw). Eben wie Schokoladeneis schmecken soll. Das gesunde daran: Statt der ganzen vielen Zucker- und sonstigen ungesunden Bestandteile im „normalen“ Eis (es sind um die 30 Bestandteile) sind es bei diesen Produkt acht. Also völlig reduziert.
Produktentwicklung
Vor wenigen Tagen telefonierten wir mit Ernst-Dieter Eckhoff, um den aktuellen Stand zu erfahren. Es ist soweit, hörten wir vom anderen Ende der Leitung. Nicht nur, dass das Ais schmeckt, sondern es ist auch lieferbar. Wenn alles gut läuft, können die ersten Kunden das Eis/Ais schon kurz nach der Präsentation auf der kommenden Internorga (vom 14. bis 18. März 2025) in ihr Sortiment aufnehmen. Doch bis dahin, so teilte er mit, war es ein langer Weg.
Vor rund 10 Jahren besuchten Eckhoff mit seiner Frau die Messe Eat@style in Hamburg. Er ist immer auf der Suche nach Innovationen im Food-Segment. Liegt halt am Job. Dort trafen sie auf ein Unternehmen, welches frozen Smoothies aus Algen vorstellte. Importiert aus Thailand. Das Produkt schmeckte, doch der wirtschaftliche Erfolg war nicht abzusehen. Es fehlte einfach der Vertrieb. Und der Transport aus Thailand machte es auch nicht unbedingt zu einem Öko-Produkt. Darüber hinaus gab es noch Qualitätsprobleme, die sich mit diesem Produkt nicht lösen ließen. Also musste nach anderen Möglichkeiten gesucht werden. Zwischenzeitlich nahm auch die Gesundheitswelle in Deutschland und Europa so richtig Fahrt auch. Die Alge, so Eckhoffs Vorstellungen, könnte nicht nur für gesundes Essen sorgen, sondern auch die Lebensmittelversorgung generell verbessern.
Also wurde weltweit nach Rohstoffen gesucht. Hawai, Südamerika, Portugal, Österreich und natürlich Deutschland standen im Fokus. Alle wollten, aber konnten nicht hochwertige Produkte liefern. Alle Reden – keiner schafft was. Heiße Luft und kein gutes Produkt, so seine Wahrnehmungen. Dann endlich gelang es Ende 2023 einen Produzenten für den Algenanlagenbau zu finden, der wirklich gute Rohware herstellen kann. Er verfügt über ein geschlossenes System, so dass keine fremden Einträge ins Produkt stattfinden können. Der Knüller: dieses Algenprodukt ist völlig geschmacksneutral. Der wiederum konnte keine Anlagen verkaufen, da er keinen Markt für die Algen hatte.
Ohne Badeverbot in die Aiszeit
Sommer, Sonne, Strand und Meer – und Eis. So stellen sich die deutschen Urlauber ihren Sommerurlaub vor. Doch immer wieder kommt es aufgrund der hohen Wasser-Temperaturen zu Algenwarnungen. So ist beim deutschen Verbraucher beim Gedanken an Algen in der Regel ein Badeverbot in der Ostsee oder tote Goldfische im Gartenteich verankert. Also eher negativ besetzt. Irgendwie kam dann der Gedanke bei ihm auf, sich einmal mit Eis zu beschäftigen. Doch nach Fisch sollte es weder riechen noch schmecken. Und ein Badeverbot sollte auch nicht impliziert werden. Also keine fischige, getrocknete Ware aus Asien, sonder frische, flüssige aus Deutschen Landen.
Es muss lecker sein. So spielte wieder einmal der Zufall eine wichtige Rolle. Bei einer Veranstaltung traf Eckhoff einen Eisproduzenten. Gemeinsam wurde dann das Produkt soweit entwickelt und an den Rezepturen gefeilt, bis das leckere Eis, äh Ais, endlich auf dem Tisch stand. Eckhoff zeigte sich mit dem Produkt zufrieden. Denn bisher ist es keinem gelungen, ein marktfähiges, leckeres Lebensmittel aus frischer Alge herzustellen und vor allem zu einem akzeptablen Preis anzubieten.
Kein Ende in Sicht
Ein weiterer Ansatz ist die zirkuläre Landwirtschaft. Es sollen Alternativen zur Milch geschaffen werden. Nicht nur für den Verbraucher, sondern auch für die Landwirte. Denn der hohe Flächenverbrauch bei der Milchviehhaltung und den damit verbundenen Nitratbelastungen im Boden und im Wasser schaden uns allen. Mit solchen zukunftsfähigen Ideen wie der Aquaponik als auch dem Vertikal Farming gibt es noch viele Felder in der Landwirtschaft, die bearbeitet werden können.
Wie Ernst-Dieter Eckhoff verriet, gibt es noch viele, weitere Produktideen. Dabei wird eng mit vielen wissenschaftlichen Instituten, u.a. mit der TU München, zusammengearbeitet, um weitere Produktfelder zu erschließen. Auf der Agenda stehen Soßen, Getränke, Aufstriche, Feinkost, Dressings. Doch jetzt geht es erst einmal in die AIS-Zeit.
Die Ais-Zeit beginnt auf der INTERNORGA in Halle A3, Stand 125.