Sport und Bewegung gab es schon immer. Sei es, um die Familie mit Nahrung zu versorgen, indem Tiere mit Sperren gejagt wurden. Oder bei der militärischen Ausbildung durch Fußmärsche und Kampftraining. Doch irgendwann begann der Sport sich zu organisieren, wie luckx – das magazin recherchierte.
Frühe Anfänge des Fitnesstrainings
Der Beginn des organisierten Sports in Deutschland wird im Allgemeinen „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn zugerechnet, der um 1810 in Berlin erstmals öffentlich turnen ließ.. Sei Ziel war es, eine körperlich fitte Bürgerwehr zu schaffen, um in den Kampf um das von Napoleon besetzte Preußen einzugreifen. Die ersten Sportvereine nach heutiger Anschauung entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts, mangels institutioneller Alternativen damals noch oft mit einer stark politischen Motivation. Dies war zugleich der Grund für die Schaffung der ersten kommerziellen Betreiber, denn nachdem sowohl die Jahnschen Turnerzusammenschlüsse als auch die frühen Vereine aufgrund ihrer politischen Ausrichtung größtenteils verboten worden waren, bildeten sich ab ca. 1820 in einigen Städten die ersten gewerblichen Anstalten, die dem dortigen Bürgertum die Möglichkeiten zur Ausübung des eigentlichen Fitnesssports boten. Die Idee der gemeinschaftsorientierten Turn- und Sportvereine wurde von deutschen Emigranten auch in die Vereinigten Staaten exportiert, wo Mitte des 19. Jahrhunderts in Großstädten wie New York, Boston oder Philadelphia erste „Turnvereins“ entstanden. Diese standen dort in Konkurrenz zu den „Clubs“ nach englischem Vorbild, die einen eher statusbezogenen und mehr kommerziellen Charakter hatten sowie die Einrichtungen der YMCA, der Young Men´s Christian Association, die ebenfalls Mitte des 19. Jahrhunderts beginnend Fitnesseinrichtungen zur Förderung eines gesunden Körpers und Geistes unterhielten und heute in den Vereinigten Staaten einen der größten Anbieter darstellen.
Auch Fitnessketten gab es schon früher
Auch die aus der Gegenwart bekannte Bildung von Zusammenschlüssen von Fitnessbetrieben zu größeren Ketten ist kein rein neuzeitliches Phänomen. So betrieb beispielsweise der französische Gelehrte Edmond Desbonnet bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs eine Vielzahl an Anlagen. Weitere vermeintlich moderne Erscheinungen wie ein Überangebot an Fitnessbroschüren sowie die Existenz einer Fülle an Bildungsträgern mit den unterschiedlichsten Kursangeboten wurden bereits einmal in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts festgestellt. Ein erfolgreicher Vertreter der Fitnessratgeber des frühen 20. Jahrhunderts war das Werk „My system“ des Dänen J.P. Müller, welches ein 15 minütiges, tägliches Training propagierte. Einer seiner bekanntesten Anhänger war der Schriftsteller Franz Kafka. Mit dem Ausbruch und den Folgen des Zweiten Weltkrieges erfuhr der Sport in Deutschland eine wesentliche Zäsur. Davon abgesehen, dass sich der größte Teil der Bevölkerung die kostenintensiveren kommerziellen Anbieter in den Folgejahren nicht mehr leisten konnte, hatte sich zudem ein neues Bedürfnis nach Gemeinschaft entwickelt, das die Menschen in Deutschland eher in die Sportvereine trieb. Im Vergleich zu den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts konnten die kommerzielle Anbieter auch aufgrund der fortschreitenden Angleichung der sozialen und kulturellen Schichten nun nicht mehr als Statussymbol herhalten.
Fitnessmarkt im organisierten Sport bricht ein
In diesem Einschnitt unterscheidet sich der deutsche Sport- und Fitnessmarkt von dem heutigen „Leitmarkt“ der Fitnessindustrie in den Vereinigten Staaten von Amerika. Während sich die dortige Entwicklung, wie die frühzeitige Diversifikation der Angebote oder die Entstehung verschiedener Betriebsstrukturen, kontinuierlich fortsetzen konnte, wurde der Markt für professionelle Fitnessanbieter in Deutschland deutlich zurückgeworfen. Diese zeitliche Differenz hat sich bis heute aufgrund der modernen Kommunikationswege und insbesondere der regelmäßig stattfindenden internationalen Messen zwar wieder deutlich angenähert, besteht aber in einigen Bereichen noch immer fort. In den durch das deutsche Wirtschaftswunder geprägten 50er und 60er Jahren erfuhren gewerbliche Fitnessangebote nur die Nachfrage einer kleinen Gruppe an Fitnessorientierten. Für die große Mehrheit der Deutschen stand Gesundheit und körperliche Fitness nicht mehr im Fokus des Wertehorizontes. Viel mehr war es bei den Zeitgenossen sogar erwünscht, nach der entbehrungsreichen Zeit, den wirtschaftlichen Erfolg auch in der eigenen Körperfülle zur Schau stellen zu können. Erst mit den 70er Jahren erfolgte eine langsame Rückbesinnung auf die Bedeutung eines gesunden Körpers und eine Wiedererstarkung des Strebens nach persönlicher Individualität.