Auch wenn die Branche schwächelt: Täglich tuckern Baumaschinen vor sich hin. Auch in kleinen Arbeitspausen. Zwar sind der Branche die Betriebskosten teilweise bekannt. Doch aktiv werden sie nicht, meint luckx – das magazin.
Ohne Dieselmotor geht (bisher) nichts
Obwohl wir von luckx – das magazin vor über zwei Jahren während der Hannover Messe einen rührigen Erfinder trafen, der seinen Wasserstoffmotor in höchsten Tönen als nachhaltig und zukunftsweisend anpries. Passiert ist seit dem wenig. Seiner Überzeugung nach besteht insbesondere in den kleinen Maschinen hoher Handlungsbedarf. Das sind die beliebten Minibagger und ähnliche Geräte. Mit seiner Entwicklung könnte ein einfacher Austausch stattfinden: Diesel raus, Wasserstoffmotor rein. Bei über einer Million Baumaschinen, die allein im Jahr 2025 weltweit neu produziert werden, besteht also großes Potential. Doch so einfach scheint der Ersatz nicht zu sein. Denn den Dieselmotor zeichnet seine Robustheit und Stärke aus und machen ihn zum idealen Antrieb für eine Vielzahl an Einsatzgebieten. Nun zeigt Bosch auf der Fachmesse „bauma 2025“, wie sich auch in diesem Fahrzeugsegment die CO2-Emissionen weiter reduzieren lassen. „Mit regenerativen Kraftstoffen sind Neu- und auch Bestandsfahrzeuge ab sofort deutlich klimafreundlicher unterwegs“, sagt Jan-Oliver Roehrl, Vorstand im Bosch-Geschäftsbereich Power Solutions und Leiter der Nutzfahrzeugaktivitäten bei Bosch. „Und in Zukunft können auch Wasserstoffmotoren und die Elektrifizierung Baumaschinen wesentlich nachhaltiger machen.“
Regenerative Kraftstoffe
Für Baufahrzeuge gibt es bereits umfassende Abgas-Emissionsvorschriften wie die europäische Stage V, die US-amerikanische TIER 4 oder die chinesische Phase IV. Klimarelevante Emissionen werden aber zumindest durch gesetzliche Vorgaben bislang nur wenig reglementiert. Eine einfache und bereits verfügbare Möglichkeit, den CO2-Ausstoß wesentlich zu reduzieren, ist die Nutzung regenerativer Kraftstoffe wie HVO100. Diese basieren auf Rest- und Abfallstoffen und sind in einer CO2-Gesamtbetrachtung daher deutlich klimafreundlicher als fossile Kraftstoffe. Sie sind zudem drop-in-fähig, das heißt beliebig mit normalem Dieselkraftstoff mischbar. Bosch berücksichtigt bereits bei der Entwicklung seiner Einspritztechnik die Verträglichkeit mit diesen Kraftstoffen und ermöglicht so die Nutzung in seinen Produkten. Die Stuttgarter erwarten weltweit noch 2035 in vier von fünf neuen Baumaschinen über 56 Kilowatt einen Dieselmotor. Auch in Zukunft wird Bosch daher für die vielfältigen Segmente im Markt der Baumaschinen die jeweils passende Einspritztechnik und Harnstoff-Dosierungstechnik für die Abgasnachbehandlung weiterentwickeln.
Nutzung regenerativer Kraftstoffe
Regenerative Kraftstoffe können Baumaschinen klimafreundlicher machen: Je mehr davon getankt wird, desto geringer fällt der CO2-Fußabdruck jedes einzelnen Fahrzeugs aus. Den Effekt macht Bosch mit einer rein digitalen Softwarelösung sichtbar – dem Digital Fuel Twin. Dieser dokumentiert die getankten Mengen und zugleich die Nachhaltigkeit von Kraftstoffen, von der Produktion über den Transport bis zur Tankstelle. Die Betreiber der Baumaschinen erhalten abhängig davon, wie sie ihre Fahrzeuge betanken, entsprechende Zertifikate über die insgesamt genutzten Kraftstoffmengen oder sogar über den anteiligen CO2-Fußabdruck bei der Nutzung des Fahrzeuges.
Für den Wasserstoffmotor können deutsche Hersteller und Zulieferer gerade im Bereich Motorentechnologie auf jahrzehntelange Expertise zurückgreifen: Etwa 80 bis 90 Prozent der Technologie kann von klassischen Verbrennern übernommen werden. Wird der Energieträger Wasserstoff regenerativ erzeugt, kann mit Wasserstoffmotoren ein großer Schritt für das Klima gemacht werden. Baumaschinen werden häufig stationär unter hoher Last betrieben. „Genau hier glänzt der Wasserstoffmotor mit hohem Wirkungsgrad und seiner Robustheit“, sagt Roehrl. „Noch in diesem Jahr kommen erste Anwendungen von Wasserstoffmotoren mit Bosch-Einspritztechnik auf den Markt.“ Bosch arbeitet an Systemen mit Saugrohr- als auch Direkteinspritzung und ist bereits an mehr als 100 Entwicklungsprojekten mit Kunden weltweit beteiligt. Darüber hinaus ist der Wasserstoffmotor auch im Großmotorenbereich, beispielsweise als Antrieb bei Muldenkippern im Bergbau, eine vielversprechende Option. Auch hier sind Robustheit und Zuverlässigkeit bei gleichzeitig kompakter Bauweise wesentlich für einen wirtschaftlichen Betrieb.
Elektrische Baumaschinen
Für bestimmte Anwendungsfälle ist bei Baumaschinen auch die Elektrifizierung der Fahr- und Arbeitsfunktionen eine effiziente und klimafreundliche Option. Hier bietet die Tochtergesellschaft Bosch Rexroth mit ihrem Elektrifizierungsportfolio eLION bereits ein breites Angebot an Motoren, Wechselrichtern, Getrieben, Software und Zubehör bis hin zur passenden Hydraulik. Aktuell wird es um Komponenten für 96-Volt-Bordnetze erweitert sowie Ende 2025 um eine einheitliche Softwareplattform für alle Spannungsklassen. Die Tochtergesellschaft Bosch Engineering wiederum präsentiert eine neuentwickelte Hochleistungslösung für Batteriespannungen bis 800 Volt. Dieses neue elektrische Antriebssystem ist kompakt und bietet hohe Leistungsdichte und hohen Wirkungsgrad. Auch Baumaschinen mit großem Leistungsbedarf und beschränktem Bauraum, beispielsweise Radlader, lassen sich damit ausrüsten.