In die Falle getappt

Shopping-Queens und Shopping-Kings kennen das Problem: Da wird gekauft, was die Kreditkarte hergibt. Gern im Stationären Handel. Aber noch viel lieber online. Denn dann geht es mit dem Einkauf viel schneller. Welche Risiken dabei auftreten können, hat luckx – das magazin recherchiert.

Schneller Einkauf

Online geht die Bestellung schneller als gesehen. Meist genügt nur ein Klick – und schon ist die Bestellung abgeschickt. Dank „Buy Now, Pay Later“ und verlockender Rabatte geraten immer mehr Menschen beim Onlineshopping in die Schuldenfalle. So können unüberlegte Spontankäufe, fehlende Kostenübersicht und psychologische Kauftricks es schwer machen, die Kontrolle zu behalten. Online-Shops sollen zum schnellen Kaufen verführen. Deshalb sind moderne Online-Shops nicht einfach nur digitale Schaufenster – sie sind hochoptimierte Verkaufsmaschinen. Jeder Button, jedes Countdown-Angebot, jede Push-Nachricht ist darauf ausgerichtet, unser Kaufverhalten zu beeinflussen. Spontaneität wird belohnt, Bedenkzeit sabotiert. Solche Hinweise wie „Nur noch heute gültig!“, „Nur noch 2 Stück verfügbar!“, „Andere Kunden kaufen gerade…“ erzeugen künstlichen Zeitdruck und lösen in unserem Gehirn ein Gefühl von Dringlichkeit aus. Statt rational zu überlegen, entscheiden wir emotional – oft zu unserem Nachteil.

Das unsichtbare Schuldenproblem

Besonders gefährlich wird es, wenn das Bezahlen auf später verschoben werden kann. Angebote wie „Buy Now, Pay Later“ (BNPL) suggerieren finanzielle Freiheit, schaffen aber häufig das Gegenteil: langfristige Bindungen und unterschätzte Kreditverpflichtungen. Viele Nutzer sehen darin keine echte Verschuldung – schließlich wird kein klassischer Kreditvertrag unterschrieben, sondern nur eine „bequeme Zahlungsoption“ ausgewählt. Was harmlos wirkt, kann ernsthafte Folgen haben. Jede Ratenzahlung ist ein Kredit, der mit Gebühren, Mahnkosten oder negativen Schufa-Einträgen enden kann, wenn Zahlungen ausbleiben. Besonders junge Erwachsene sind gefährdet: Sie haben häufig noch kein stabiles Einkommen, wenig Finanzwissen – und ein starkes Bedürfnis nach Statussymbolen, technischer Ausstattung oder modischer Zugehörigkeit. Das macht sie zur idealen Zielgruppe für Anbieter von Ratenmodellen. Wer mehrere Artikel auf Raten bestellt, verliert zudem schnell den Überblick: Wann wird welche Zahlung fällig? Welche Verpflichtungen bestehen bereits? Ohne aktives Finanzmanagement entsteht eine finanzielle Schieflage – nicht durch große, sondern durch viele kleine, unbedachte Ausgaben. Der schleichende Schuldenaufbau bleibt oft lange unbemerkt, bis Mahnungen eintreffen oder das Konto ins Minus rutscht.

Kontrolle wichtig

Hinzu kommt ein weiteres psychologisches Problem: Viele Betroffene schämen sich für ihre finanzielle Situation – besonders dann, wenn sie von außen betrachtet ein Leben voller Konsum führen. Diese Scham führt dazu, dass Briefe nicht mehr geöffnet, Mahnungen ignoriert und Probleme verdrängt werden. Doch das verschärft die Lage. Die Schulden wachsen weiter, die Handlungsspielräume schrumpfen. Um sich vor solchen Schuldenfallen zu schützen, braucht es bewusste Strategien gegen impulsives Konsumverhalten – und ein realistisches Bild der eigenen finanziellen Situation. So müssen generell Kaufentscheidung bewusst hinterfragt werden. Vor jedem Onlinekauf einfach mal 24 Stunden warten. Impulsentscheidungen verlieren schnell an Reiz, wenn man eine Nacht darüber schläft. Hilfreich ist auch die Frage: Brauche ich das wirklich – oder will ich es nur jetzt sofort haben?

Wer seine Ausgaben nicht kennt, kann sie nicht kontrollieren und verliert seine finanzielle Übersicht. So kann ein digitales Haushaltsbuch oder eine App helfen, Einnahmen, Ausgaben und bestehende Verpflichtungen strukturiert zu erfassen. Auch Rücklagen sollten eingeplant werden – idealerweise drei Monatsgehälter als Sicherheitspuffer.

Verfügbare Mittel realistisch einschätzen: Ratenkäufe und BNPL-Angebote wirken günstig, binden aber Mittel, die in den kommenden Monaten fehlen. Besser ist es, größere Anschaffungen nur dann zu tätigen, wenn das Geld bereits verfügbar ist.

Aufpassen bei Werbetricks

Sich selbst für die psychologischen Tricks im Onlinehandel zu sensibilisieren, hilft enorm. Begrenzte Angebote, künstlicher Zeitdruck oder personalisierte Produktempfehlungen sind gezielt eingesetzte Werkzeuge – wer sie erkennt, kann ihnen besser widerstehen. Unbedingt sollte Hilfe angenommen werden, wenn der Überblick verloren gehen sollte. Wer merkt, dass er die Kontrolle über seine Finanzen verliert, sollte frühzeitig professionelle Unterstützung suchen. Schuldnerberatungsstellen bieten kostenfreie und diskrete Hilfe – etwa durch die Erstellung eines Schuldenplans oder durch Verhandlungen mit Gläubigern.