Verantwortung im Tourismus

Die Proteste gegen den Massentourismus verstärken sich immer mehr. Ob Mallorca, Barcelona, Venedig oder Dubrovnik: Nicht nur Umweltverschmutzung und Wohnraumzweckentfremdung treibt die Bewohner auf die Straße. Doch was wäre, wenn der Tourismus von Hundert auf Null reduziert wird? Nur durch die Einnahmen aus dem Tourismus können Arbeitsplätze gesichert und der Umbau der touristischen Infrastruktur geleistet werden, mein luckx – das magazin und setzt den ersten Teil fort.

Politik als Impulsgeber?

Laut einer Studie von Booking.com aus dem Jahr 2025 glauben 36 Prozent der deutschen Reisenden, dass die Regierung das größte Potenzial hat, um die negativen Folgen des Reiseverkehrs zu mindern. 43 Prozent sind zudem überzeugt, dass Reisedienstleister durch konkrete Maßnahmen zum Umweltschutz beitragen können. Verbindliche Regelungen fehlen jedoch weitgehend. Die Politik kann nachhaltige Entwicklung im Tourismus fördern, doch es mangelt an der konsequenten Umsetzung. Trotz wachsender Erwartungen und auch Forderungen bleiben klare Vorgaben, finanzielle Anreize und strategische Steuerung bislang aus.

Viele Menschen wollen nachhaltig reisen, buchen aber dennoch konventionelle Produkte oder verzichten auf CO₂-Kompensation. Es fehlen einfache, glaubwürdige und verständliche Angebote sowie das Vertrauen, dass das eigene Handeln etwas bewirkt. 59 % der Befragten in der Studie gaben an, nachhaltig verreisen zu wollen. Bei genauerem Hinsehen wird allerdings deutlich: Für nur vier Prozent der Buchenden war Nachhaltigkeit das ausschlaggebende Kriterium ­– eine riesige Diskrepanz. Außerdem glaubt ein Viertel der Befragten (27 %), dass der Klimawandel nicht mehr umkehrbar ist und ihre Entscheidung daran nichts ändern wird. Weitere 27 % schätzen die Bedrohung durch den Klimawandel als weniger gravierend ein. Steigende Kosten drücken das Thema Nachhaltigkeit weiter zurück: 72 % geben an, dass der Preis den größten Einfluss auf ihre Reiseplanung hat.

Bewusstsein und Greenwashing

Das Bewusstsein ist da, doch wenn es um konkrete Entscheidungen geht, sind die Reisenden oft inkonsequent. Fehlendes Vertrauen durch Greenwashing, zum Teil höhere Preise und ein Mangel an klaren, unkomplizierten Optionen bremsen die Umsetzung. Damit nachhaltiger Tourismus mehr als ein Lippenbekenntnis wird, braucht es bessere Angebote, eine klare und nachvollziehbare Kommunikation dieser und die Bereitschaft der Urlauber, persönliche Komfortzonen zu hinterfragen.

Ein weiteres Hindernis ist mangelnde Transparenz. Weltweit gibt es über 200 verschiedene Nachhaltigkeitslabels im Tourismus, die unterschiedlichste Kriterien berücksichtigen. Viele Anbieter werben mit oberflächlichen „grünen Maßnahmen“, ohne tiefgreifende Veränderungen durchzuführen, sogenanntes Greenwashing. Leider ist es dann so, dass der Fortschritt durch Greenwashing gehemmt wird. Reisende verlieren das Vertrauen und können echte Nachhaltigkeit nicht mehr erkennen. 64 % der Reisenden wünschen sich laut der Studie einheitliche Nachhaltigkeitszertifizierungen über alle Buchungsportale hinweg. Klar ist also: Es muss leichter werden, nachhaltiger zu buchen.

Ist der Wandel möglich?

Trotz der Herausforderungen zeigt die Studie aber auch, dass immer mehr Reisende positive Erfahrungen mit nachhaltigen Angeboten machen und darin neue Perspektiven für sich entdecken. Sie fühlen sich als „beste Version ihrer selbst“, wenn sie nachhaltig reisen, schätzen authentische, lokale Aktivitäten, bevorzugen Wege zu Fuß, mit dem Rad oder ÖPNV und lassen sich durch nachhaltige Maßnahmen im Urlaub sogar für den Alltag inspirieren. Diese Zahlen machen auch Mut: Nachhaltigkeit im Urlaub ist kein Verzicht, sondern eine Chance, das Reisen bewusster und bereichernder zu gestalten. So steht die Forderung klar im Raum: Der Tourismus muss sich weiterentwickeln, aber das ist nicht nur die Aufgabe einer einzigen Gruppe. Dabei muss die Verantwortung gemeinsam getragen werden: von Reiseveranstaltern, Hotels und Gastgebern sowie den Reisenden selbst. Alle sind Teil der Lösung: informieren, mit gutem Beispiel vorangehen und Reisende dazu ermutigen, achtsam und respektvoll mit der Natur umzugehen.

Viele Betriebe und Initiativen setzen sich bereits heute aktiv für eine neue Form des Reisens ein und zeigen, dass nachhaltiger Tourismus mehr ist als ein Trend: nämlich eine gemeinsame Aufgabe mit Zukunft. Gesetzliche Rahmenbedingungen, gezielte Förderung und verpflichtende Kennzeichnung nachhaltiger Angebote sind jedoch zwingend notwendig, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

Nachhaltigkeit sichtbar machen

Doch auch die Branche selbst kann viel tun: Wenn nachhaltige Optionen sichtbar, erlebbar und leicht zugänglich sind, können sie einen entscheidenden Impuls geben. Mutige Vorreiter, die Nachhaltigkeit als gelebte Haltung verstehen, setzen dabei neue Maßstäbe. Green Pearls unterstützt diese dabei mit klaren Nachhaltigkeitskriterien und setzt sich mit seinen Partnern für mehr Transparenz ein. Nur durch Kooperation und gemeinsames Engagement kann der Wandel gelingen. Nachhaltigkeit im Tourismus darf nicht im Kleingedruckten verschwinden, sondern muss zum sichtbaren und erlebbaren Standard werden. Dafür braucht es keine Schuldigen, sondern Akteure, die Verantwortung übernehmen.

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