Chronische Schmerzen

Wir Menschen gehören zu den Verdrängern. Dabei ist nicht der Vergleich mit einem Boot gemeint, sondern mit der Verarbeitung und dem Umgang mit einigen Dingen. Leider ist es häufig so, dass wir Schmerzen „auf die leichte Schulter“ nehmen und uns der Ernst der Lage nicht bewusst ist, weiß luckx – das magazin.

Linderung und Heilung wird gesucht

Rund 12 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen. Sie alle wünschen sich nichts sehnlicher als diese zu lindern oder endgültig loszuwerden. Der modernen Medizin steht heute ein großes Arsenal an Maßnahmen zur Verfügung, um Schmerzen zu bekämpfen. Dazu gehören Medikamente und Physiotherapie, psychologische Ansätze und so genannte invasive Verfahren, bei denen lokale Injektionen oder minimal-invasive Eingriffe zum Einsatz kommen. Vielen Betroffenen kann damit geholfen werden, doch leider nicht allen. Trotzdem sind diese Menschen ihrem Schicksal nicht hoffnungslos ausgeliefert, denn es gibt die Möglichkeit sich einen Schmerzschrittmacher einsetzen zu lassen. „Ein Schmerzschrittmacher kann denen helfen, die unter chronischen und therapieresistenten Schmerzen leiden, die ihren Ursprung im Körper hatten und nicht psychisch bedingt sind“, sagt Dr. Reinhard Schneiderhan. „Das kleine Gerät arbeitet dabei wie ein Impulsgeber und funktioniert durch elektrische Stimulation des Rückenmarks oder peripherer Nerven, um Schmerzsignale zu unterdrücken, bevor sie das Gehirn erreichen.“ Die Folge: die Schmerzwahrnehmung wird deutlich reduziert oder ganz ausgeschaltet.

Operativer Eingriff

Der Impulsgeber wird im Rahmen eine nur 30 Minuten dauernden minimal-invasiven Eingriffs eingesetzt. Unter Bildkontrolle führen Ärzte Elektroden in den Wirbelkanal und platzieren sie möglichst genau in dem Bereich, wo der Körper die Schmerzimpulse zum Gehirn leitet. Dabei kommt neueste Nano- und Hochfrequenztechnologie zum Einsatz. Sie ist in der Lage die Schmerzsignale an das Gehirn zu unterbinden. „Nach Einsetzen der Elektroden müssen wir das System dann zwei bis drei Wochen lang unter verschiedenen Umständen austesten“, sagt Dr. Schneiderhan. „Denn erst, wenn die Schmerzreduktion bei über 50 Prozent liegt, implantieren wie auch den Schrittmacher. Meist in der Nähe der Wirbelsäule im oberen Bereich des Gesäßes, weil er dort kaum stört.“

Eine Schmerzreduktion von 50 Prozent hört sich zunächst nicht nach besonders viel an, aber Dr. Schneiderhan beruhigt. Nicht nur weil er in der Regel eine deutliche größere Schmerzreduktion erreicht, sondern weil sich auch schon 50 Prozent zu einer deutlich höheren Lebensqualität führt. „Die Menschen benötigen dann keine Schmerzmittel mehr“, so der Experte. Weitere gute Nachricht: Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten für den Eingriff.

Hilfesuchen dauert sehr lang

Allerdings und das ist dann leider die schlechte Nachricht: Viele Betroffene wissen nichts von den Möglichkeiten der modernen Medizin. Laut Deutscher Schmerzgesellschaft, dauert es mindestens zwei Jahre, bis sie überhaupt Hilfe erhalten und das gilt auch nur für die Hälfte der Patientinnen und Patienten. Nur jede zehnte von Dauerschmerz geplagte Person bekommt die Hilfe, die wirklich nötig ist. „Gerade bei chronischen Schmerzen ist es unbedingt ratsam, sich an ein interdisziplinäres Team zu wenden“, sagt Dr. Schneiderhan. „Wenn einen Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen betreuen, ist die Chance auf die bestmögliche Behandlung einfach deutlich größer.“

Schmerzgeplagte sollten sich genau überlegen, ob so ein Eingriff für sie das Richtige ist. Denn leider ist der Wunsch nach weniger Schmerzen größer ist als sich mit dem Risiko eines solchen Eingriffs auseinanderzusetzen. Deshalb ist dringend eine oder zwei weitere ärztliche Ratschläge einzuholen.