Gesundheitszustand

Was unseren Gesundheitszustand anbetrifft, hat jeder eine andere Wahrnehmung. Der eine jammert auf hohen Niveau, wenn dagegen die andere es für eine Lappalie hält. Nun wurde mit einer Studie etwas Klarheit hineingebracht, wie luckx – das magazin recherchierte.

Konzepte im Vergleich: Welches sagt den Zustand im Alter am besten voraus?

Robustheit, Resilienz und intrinsische Kapazität – alle drei Konzepte finden zunehmend Anwendung in Forschung und Praxis, wenn es um die Einschätzung des Gesundheitszustandes älterer Menschen geht. Doch welches dieser Modelle bietet tatsächlich den größten Nutzen und wie überschneiden sie sich? Um das herauszufinden, hat das Team um Michaela Rippl die Daten von 940 Personen im Alter zwischen 65 und 93 Jahren aus der KORA-Age-Studie – ein Teilprojekt der KORA-Studie (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) – analysiert. Das Ergebnis: Von allen untersuchten Konzepten zeigte die Robustheit die stärksten Zusammenhänge mit negativen gesundheitlichen Folgen – und zwar sowohl im Drei- als auch im Sieben-Jahres-Verlauf. „Die Robustheit, als Ausdruck der erhaltenen Funktionalität, war besonders deutlich mit Sturzereignissen, Krankenhausaufenthalten und dem Überleben assoziiert. Sie scheint sich damit als praxistaugliches und vergleichsweise einfach messbares Instrument zu eignen“, erklärt Rippl.

Robustheit besonders wichtig

Auch die anderen beiden Konzepte Resilienz und intrinsische Kapazität (IC) lieferten wertvolle Hinweise. So waren beide insbesondere mit dem Auftreten von Behinderungen assoziiert. Die Resilienz beschreibt dabei die psychische Widerstandsfähigkeit, während die IC ein umfassenderes Konzept ist, das sowohl körperliche als auch kognitive Fähigkeiten berücksichtigt. Eine spannende Erkenntnis der Studie: Es gab deutliche Überschneidungen zwischen den Konzepten, besonders zwischen Robustheit und Resilienz. „Das deutet auf eine enge Verbindung zwischen Körper und Geist hin. Diese sogenannte Body-Mind-Interaction könnte ein wichtiger Erklärungsansatz sein“, stellte Rippl fest.

Klinische Relevanz

Für Michaela Rippl stand nicht nur die wissenschaftliche Neugier im Vordergrund. Besonders wichtig war ihr die praktische Anwendbarkeit: „In der Klinik haben wir nicht die Zeit, alle drei Konzepte zu erheben. Uns hat interessiert, welches davon wirklich hilfreich ist, um die gesundheitliche Entwicklung unserer Patientinnen und Patienten einschätzen zu können.“ Die Ergebnisse ihrer Studie sprechen klar für eine stärkere Nutzung des Robustheits-Konzepts. „Es wäre wünschenswert, dass dieser Ansatz häufiger auch außerhalb der geriatrischen Versorgung in der klinischen Praxis eingesetzt wird. Die Erkenntnisse helfen nicht nur bei der Einschätzung, sondern können auch Therapien gezielter steuern.“

So stellt diese Arbeit eine wichtige Grundlage dar, um den Gesundheitszustand älterer Menschen präziser einschätzen zu können. Die Erkenntnisse haben nicht nur wissenschaftlichen Wert, sondern auch unmittelbare Relevanz für die Versorgung älterer Patientinnen und Patienten.

Schiffbauer-Förderpreis würdigt innovative geriatrische Forschung

Um diese Erkenntnisse zu würdigen, wurde der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis der Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung an Dr. Michaela Rippl verliehen. Die Assistenzärztin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München wird für eine Studie ausgezeichnet, in der sie gemeinsam mit einem interdisziplinären Forschungsteam verschiedene Konzepte verglich, die den langfristigen Gesundheitszustand älterer Menschen einordnen.