Überall hin

Vorausrüstwagen

Allradgetriebene Fahrzeug sind heute das Nonplusultra. Doch bis deren Vorteile erkannt wurden, hat es Jahrzehnte gedauert. Doch Allradgetriebene können mehr, als nur die Kinder zur Schule bringen. Sie können in unwegsamen Gelände Leben retten, wie luckx – das magazin recherchierte.

Entwicklungsarbeit

Schon um 1900 entwickelte der junge Ingenieur Ferdinand Porsche den radnabenangetriebenen Lohner-Porsche und stellte diesen auf der Weltausstellung 1900 in Paris vor. Doch dann blieb es lange Zeit still bei dieser Entwicklung, bis das Militär in den 1930er Jahren den Bedarf feststellte. Nach dem Krieg kam zusätzliche Nachfrage aus der Forst- und Landwirtschaft. Doch so richtig in Gang kam die Produktion nicht. Bis die Rettungs- und Hilfsdienste deren Vorzüge erkannten. Vor 50 Jahren wurde für deren Gebrauch ein sogenannter „Schnellbergungswagen“ entwickelt. Für die damalige Zeit eine revolutionäre Erfindung, ohne die auch in gut erschlossenen Regionen manchmal keine Hilfeleistung möglich wäre. Finanziert wurde die ersten Fahrzeuge von der Björn Steiger Stiftung. Diese Fahrzeuge gelten heute als Prototyp des „Vorausrüstwagens“ der Feuerwehr und war damals eine Sensation.

Die ersten Fahrzeuge wurden dann bei der Stuttgarter Feuerwehr in den Dienst gestellt und revolutionierten damit die Bergung von eingeklemmten Unfallopfern im Straßenverkehr. Weil die damaligen „Rüstwagen“ der Feuerwehr zwar mit Bergungsgerät ausgestattet waren, aber als LKW viel zu groß und nicht geländegängig waren, hatten sie kaum eine Chance, schnell zwischen den haltenden Fahrzeugen hindurch oder über unwegsames Gelände zum Unfallort zu gelangen. Unzählige Menschenleben konnten dadurch nicht gerettet werden.Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist SBW_Einsatz_Bahn_Bjoern_Steiger_Stiftung-15-05-24.jpg

Anforderungen

Die Stuttgarter Feuerwehr geht daher Anfang der 70er-Jahre auf den Esslinger Motorsport-Journalisten und Tüftler Eberhard Hemminger zu und bittet ihn um die Konstruktion eines neuartigen Fahrzeugs. Jenes Fahrzeug sollte klein und wendig und dennoch mit allem ausgestattet sein, was es für die Bergung von Unfallopfern braucht. Finanziell unterstützt wird Hemminger durch die Björn Steiger Stiftung – der Stiftungsgründer Siegfried Steiger war sofort angetan von der Idee. Es sei ein „sehr ausgeklügeltes System“ gewesen, erinnert sich der Zeitzeuge Harald Pflüger. „Es war toll für die Feuerwehr! Das Fahrzeug hatte einen 5,90 Meter hohen, ausfahrbaren Lichtmast und war somit schon von weitem erkennbar, auch wenn es hinter einer Kuppe fuhr. Dazu verfügte es über mehrere Scheinwerfer und hatte sämtliches Arbeitsgerät für die Bergung eingebaut“, so der ehemalige Kommandant der Winnender Feuerwehr. Bis zu 165 Stundenkilometer und buchstäblich über Stock und Stein habe der Schnellbergungswagen fahren können. Insgesamt zwölf dieser Schnellbergungswagen finanzierte die Björn Steiger Stiftung zwischen 1974 und 1984, bis 2001 waren die Modelle für die Feuerwehr im Einsatz.

Zwar sind jene Schnellbergungswagen heute nicht mehr „im Dienst“. Sie gelten aber unbestritten als der Prototyp und Vorreiter für die heutigen „Vorausrüstwagen“ der Feuerwehr und waren seinerzeit ein schnelles und effizientes Werkzeug, das unzähligen Unfallopern das Leben rettete und der Feuerwehr den Rettungseinsatz enorm erleichterte.