Wer in Deutschland ein Hotel sucht, orientiert sich dabei vielfach an Rezensionen von Gästen und den Sterneeinteilungen. Bei den Rezensionen auf Bewertungsportalen besteht manchmal eine gewisse Unsicherheit. Dagegen können Gäste bei der Sterneeinteilung sicher sein, wie luckx – das magazin recherchierte.
Alles gefaked?
Nun sind ja nicht alle Rezensionen auf Hotelportalen gefaked. Doch es herrscht bei Verbrauchern hohe Unsicherheit. Dem will der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) mit den Hotelsterne-Kriterien vorbeugen. Alle fünf Jahre ist es wieder soweit und die 21 Mitgliederländer der europäischen Hotelstars Union müssen sich auf eine Überarbeitung des Kriterienkatalog verständigen. Diese wurde aktuell überarbeitet und wird nun einer Testphase unterzogen. Wie viele Sterne ein Hotel erhält, ergibt sich aus einer Kombination aus der Erfüllung von Mindestkriterien und erreichten Punkten.
Wer sich nun erhofft hatte, dass der neue Kriterienkatalog mit seinen 247 Kriterien ein deutliches Zeichen für Nachhaltigkeit setzen würde, wird enttäuscht. Wie aus dem Katalog ersichtlich ist, stehen an erster Stelle weiterhin Qualität, Komfort und Bequemlichkeit, während nachhaltige Initiativen eher in der Kategorie „nice-to-have” mit Punkten belohnt werden.
Einige Beispiele aus dem aktuellen Hotelsterne-Katalog:
Tägliche Zimmerreinigung ist (weiterhin) ab dem ersten Hotelstern ein MUSS
Eine E-Ladestation ist nicht verpflichtend, wird allerdings mit 10 Punkten belohnt
Eine Fahrradgarage gibt 3 Punkte (neu)
Ein „signifikanter Anteil” regionaler Produkte beim Frühstück bringt 5 Punkte (neu)
Ein Bellboy und ein Doorman geben jeweils 15 Punkte
Ein Bademantel und Hausschuhe müssen in einem Fünf-Sterne-Hotel auf dem Zimmer sein.
Ab drei Sternen ist ein Haarfön verpflichtend
Matratzen mit 200 cm Breite oder 220 cm Länge geben 15 Punkte
Die Zertifizierung mit einem Nachhaltigkeitslabel (z. B. GreenSign) bringt 20 Punkte (egal, welches Level / welcher Grad erreicht wurde)
Eine Messung des CO2-Fußabdrucks bringt 10 Punkte
Hotelsterne ersetzen keine Nachhaltigkeitslabel
Nun könnte der geneigte Gast annehmen, dass bei so viel Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und ökologischer Verantwortung in unserer Gesellschaft auch bei den Hotelsternen dies Einzug gehalten hat. Doch, wie die Kommunikations-Agentur Green Pearls der ökologischen und nachhaltigen Hotels mitteilt, lässt sich eine verbindliche Regelung nicht finden. Da stellt sich die Frage, ob am DEHOGA die Zeit der Klimakrise vorbeigegangen ist und wann er die Nachhaltigkeit in seine Hotelklassifizierung aufnehmen möchte? Denn es ist für den heutigen Gast in keiner Weise nachvollziehbar, dass die Sternebewertung als Qualitätsinitiative zu verstehen sei, die sich auf die Schaffung von Komfort- und Qualitätskategorien fokussiert und der Verband sich bewusst von den spezialisierten Nachhaltigkeitslabeln abgrenzen möchte. Ja, geht’s noch? In welcher Welt lebt der DEHOGA, dass er heute eine solche Differenzierung mitträgt? Es bleibt zu hoffen, dass die aktuelle Kriterienliste schnellstmöglich überarbeitet wird und die dringend erforderlichen Nachhaltigkeits- und ökologischen Aspekte eingearbeitet werden. Sonst ist das die letzte Überarbeitung des Verbandes und der Hotelsterne-Kriterien. In fünf Jahren ist dann ein DEHOGA und die Sterne-Kategorisierung nicht mehr erforderlich.