Im laufe unseres Lebens folgen wir unterschiedlichen Lebenskonzepten. Meist ist damit auch eine sehr unterschiedliche Wohnform verbunden. Das kann von einer Mietwohnung über Vanlife, Minihaus bis zum Häuschen im Grünen weit spreizen. Wie alternative Wohnformen im alter aussehen können, hat luckx – das magazin recherchiert.
Rechtzeitig planen
Was immer hilft, ist eine rechtzeitige Planung. Darin sind wir Deutschen geübt. Die Möglichkeiten altersgerechten Wohnens sind heute so spannend und vielfältig wie noch nie. Es muss nicht immer Altersheim oder Seniorenresidenz sein. Senioren-WG, Mehrgenerationenhaus oder Gemeinschafts-Dorf sind einige weitere Wohnmöglichkeiten. So sollte sich jede rechtzeitig die Frage stellen, wie will ich im Alter leben? Und zwar dann, wenn Fitness, Gesundheit und Energie noch ausreichen, um etwa das große Familienhaus zu räumen und nochmal etwas ganz Neues zu wagen. Tatsächlich scheint der lange an erster Stelle stehende Wunsch, in den eigenen vier Wänden zu bleiben, nicht mehr oberste Priorität zu haben. Laut dem Bundesfamilienministerium hat die Hälfte der über 50-Jährigen „Interesse daran, im Alter mit anderen zusammen zu wohnen“.
Gesellschaftlicher Wandel
Ein Hauptgrund dafür dürften der gesellschaftliche Wandel und die veränderten Lebenssituationen sein. Kinder wohnen heute häufig weit weg von den Eltern und sind mit Beruf und Familie ausgelastet. Außerdem will man ihnen auch nicht ‚zur Last fallen‘. Nur 22 Prozent der über 65-Jährigen würden sich laut einer Umfrage des Marktforschungs-Instituts YouGov gerne von Angehörigen pflegen lassen. Dazu kommt: Rund ein Fünftel der heute 50-Jährigen hat gar keine Kinder. Der Rückgriff auf ein familiäres Hilfs-Netzwerk, der für frühere Generationen selbstverständlich war, fällt dadurch immer öfter weg. Doch um bis ins hohe Alter selbstbestimmt, aktiv und mitten in der Gesellschaft zu leben, wie es sich die große Mehrheit wünscht, sind die konventionellen gemeinschaftlichen Wohn-Formen fürs Alter nicht geeignet. Beim klassischen Betreuten Wohnen leben in einem Appartement-Haus Seniorinnen und Senioren als Paar oder Single in jeweils eigenen barrierefreien Wohnungen, aber mit gemeinsam finanzierten Grundleistungen wie dem Hausmanagement, einem Hausnotruf, einer Ansprechperson und gemeinsam genutzten Einrichtungen wie Gymnastikraum oder Garten. Je nach Hilfebedarf lassen sich weitere Leistungen dazu buchen etwa Wäsche-, Einkaufs- und Mahlzeitenservice, Putz- und Fahrdienste. Senioren-Residenzen unterscheiden sich davon in erster Linie durch eine höherwertige Ausstattung und mehr Zusatzangebote, beispielsweise ein Schwimmbad. Die Kosten für Miete und Grundleistungen liegen bei der einfachen Variante mindesten 20 Prozent über dem lokalen Mietspiegel.
Alten- und Pflegeheime, oder was?
In Alten- und Pflegeheimen ist eine Rund-um-die-Uhr Betreuung und Versorgung gewährleistet. Doch während man in ein Altenheim auch ohne körperliche Einschränkungen ziehen kann, etwa weil man nach dem Tod des Partners nicht alleine leben möchte, ist für die Aufnahme in ein Pflegeheim ein Pflegegrad Voraussetzung.
In den Augen der Generation 50+ haftet diesen Möglichkeiten der ‚Unterbringung‘ von Seniorinnen und Senioren etwas von Abschiebung und Separierung der älteren Generation aus der Gesellschaft an. Will man im Alter nicht alleine leben, muss man sich also etwas einfallen lassen. So nehmen die Single-Haushalte in Deutschland seit Jahren stetig zu. 2023 waren es laut Statistischem Bundesamt bei den 45- bis 65-Jährigen fast 4,9 Millionen und bei den 65- bis 85-Jährigen noch einmal gut 4,8 Millionen. „Gemeinsam statt einsam“ steht deshalb auch als Motto über vielen der alternativen Wohnprojekte.
Um die „Bildung neuer und alternativer Wohnformen im Alter“ zu unterstützen, förderte das Bundministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) mit dem Modellprogramm „Gemeinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben“ 34 „innovative gemeinschaftliche Wohnprojekte“. Realisiert wurden sie von engagierten Bürgerinnen und Bürgern mit Kooperationspartnern aus der Wohnungsbauwirtschaft und Sozialverbänden darunter Mehrgenerationenwohnen in einer alten Schule in Husum, einer Kaserne in Weimar, einem Fabrikgebäude in Hameln oder einem altersgerecht umgebauten Mietshaus in Tübingen, wo in 16 Wohnungen Familien und Singles, Menschen mit Handicap und Geflüchtete Tür an Tür zusammenleben und sich gegenseitig unterstützen. Das FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. schätzt, dass es bundesweit mindestens mehrere Tausend solcher gelungener Wohnprojekte gibt.