Kein Kontakt zu Gleichaltrigen, kaum Bewegungsmöglichkeiten, Homeschooling und Computerspiele in Dauerschleife. So sah die Zeit während der Corona-Krise aus. Ob die Maßnahmen der Regierungen weltweit immer richtig waren, lässt sich hinterher immer streitbar diskutieren. Was nun zu tun ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Schuss ins Knie
Die chinesischen Diktatoren hatten nun gehofft, mit dem Corona-Virus die westlichen Länder in die Knie zu zwingen. Neben den gesundheitlichen Auswirkungen sollten insbesondere die Unterbrechung der Lieferketten, hohen Transportkosten und Werksschließungen besonders die Wirtschaft in Europa und den USA großen Schaden getroffen wenn nicht sogar zerstört werden. Nun ist es anders gekommen als geplant. Die westlichen Industrienationen wurden zwar geschädigt. Doch den größten Schaden haben die Despoten im eigenen Land angerichtet. Arbeitslosigkeit und darniederliegende chinesische Wirtschaft ist das Ergebnis dieser dummen Pandemie. Nun versuchen sie beispielsweise mit Dumpingpreisen bei PV-Modulen und Elektroautos abermals einen anderen Weg zum Schaden der europäischen Autoindustrie zu finden. Denn die USA haben schon reagiert und Strafzölle verhängt. Doch in Europa sind die ängstlichen China (und Russland)-Versteher in heller Aufregung und sträuben sich gegen diese Maßnahmen. Doch alles, was jetzt nicht gegen China unternommen wird, kommt als Bumerang zurück. Deswegen ist Handeln erforderlich und nicht warten.
Corona-Erkrankungen
Das betrifft auch die vorhandenen gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diese sind zwingend in den Griff zu bekommen. So belegen internationale Daten, dass Essstörungen in Europa, Nordamerika, Asien und Australien seit der Covid-19-Pandemie bei Heranwachsenden stark zugenommen haben. Laut aktuellen Studien sind global bis zu 8,4 Prozent der Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren und bis zu 2,2 Prozent der Männer im selben Alter an einer Essstörung erkrankt – auch in Deutschland wächst die Zahl der Betroffenen. Allerdings stiegen Essstörungen schon vor der Pandemie an, und dieser Trend setzt sich auch nach deren Ende fort. Seit etwa 20 Jahren nehmen weltweit psychische Erkrankungen bei jungen Menschen zu, vor allem in Industrienationen. Auf der Suche nach den Ursachen führen Patrick McGorry, einer der weltweit führenden Kinder- und Jugendpsychiater aus Melbourne/Australien, und weitere internationale Autoren in ihrem kürzlich veröffentlichten Beitrag „The Lancet Psychiatry Commission on youth mental health“ globale Megatrends an: Dazu zählen unter anderem langanhaltende gesellschaftliche Veränderungen wie steigende intergenerationelle Ungleichheit oder unregulierte soziale Medien, aber auch Kriege oder der Klimawandel. „Diese Entwicklungen führen zu steigendem Disstress, zu Entfremdung und vermehrter Einsamkeit“, sagt Professor Dr. med. Stephan Zipfel, Ärztlicher Direktor der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen. So wurde ein Anstieg von Essstörungen insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen bereits vor der Covid-19-Pandemie beobachtet. „Wie der Global Burden of Disease Report belegt, lebten bereits vorher weltweit nahezu 42 Millionen Menschen mit einer Essstörung“, berichtet Zipfel.
Deutlicher Anstieg von Essstörungen in der Covid-19-Pandemie
Vermutlich hat die Pandemie die Zunahme von Essstörungen jedoch stark befördert. Darauf lassen jedenfalls Zahlen schließen: Für Deutschland belegen Daten der Krankenkasse AOK, dass 2021, im ersten Jahr nach Beginn der Pandemie, 10 Prozent mehr Menschen mit einer Essstörung im Krankenhaus behandelt wurden als im Jahr davor. „Eine weitere groß angelegte Studie in Deutschland konnte einen Anstieg der Krankenhauseinweisungen von jungen Patientinnen speziell mit Magersucht um 40 Prozent im ersten Jahr nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie nachweisen“, stellt Stephan Zipfel heraus. Aus den USA lägen ähnliche Zahlen über einen massiven Anstieg von Essstörungen um sogar 15,3 Prozent während der Pandemie vor. „Besonders heranwachsende Mädchen sind betroffen – Anorexia nervosa, also Magersucht, kommt bei ihnen besonders häufig vor“, erklärt der Psychosomatik-Experte.
Den Grund für den sprunghaften Anstieg von Essstörungen während der Pandemie sieht Zipfel in der starken Einschränkung sozialer Kontakte. „Die räumliche und soziale Isolation innerhalb der Kernfamilien förderte Konflikte und Stress, was für vulnerable Gruppen besonders belastend war”, sagt der Psychosomatik-Experte. Gleichzeitig konnten Schulen ihrer sozialen Funktion nicht ausreichend nachkommen. „Ein persönlicher Kontakt mit außerfamiliären Vertrauenspersonen wie sozialpädagogischem oder Lehrpersonal fehlte. Auch Beratungs- und Behandlungsangebote fielen aus, die psychische Probleme hätten frühzeitig adressieren können”, erläutert der Tübinger Mediziner. Eine ganze Generation sei von diesem Ausnahmezustand betroffen gewesen.
Suchterkrankungen
Dass Essstörungen massiv weiter ansteigen, beobachtet Zipfel am Kompetenzzentrum für Essstörungen (KOMET) am Universitätsklinikum Tübingen auch nach Abklingen der Pandemie. „Wir nehmen eine kontinuierliche Zunahme von Patientinnen und Patienten mit komplexen und schwerwiegenderen Formen von Essstörungen wahr – übrigens nicht nur in der Hauptbetroffenengruppe junger Mädchen, sondern in allen Altersklassen.“ Neueste Zahlen lassen den Schluss zu, dass Essstörungen insgesamt eine viermal höhere Prävalenz aufweisen als ursprünglich angenommen. „Somit sind Essstörungen mittlerweile genauso häufig wie Suchterkrankungen. Unter jungen Frauen sind sie inzwischen ein häufiges Erkrankungsbild“, resümiert Zipfel, der außerdem Direktor des Kompetenzzentrums für Essstörungen (KOMET) ist und als Co-Sprecher des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) fungiert.