Prävention spart Kosten

Wir kennen das doch alle aktuell in der Winterzeit: Wer bei Eis Salz streut, verhindert auf Fußwegen Stürze von Fußgängern und auf Straßen Autozusammenstöße. Vorbeugen kann also schlimmes verhindern. Doch warum wird nicht ausreichend in der Gesundheit vorgesorgt, um hohe Folgekosten zu verringern, fragt luckx – das magazin.

Bewegung tut Not

Damit kein Missverständnis auftritt: Es gibt auch andere abstumpfende Mittel, die bei Glatteis wirken. Doch in sehr kritischen Situationen kommen wir ohne Salzstreuen meist nicht zurecht. Wesentlicher ist: Wir Menschen befinden uns in einem Bewegungsnotstand. Eigentlich sind wir evolutionär zur Bewegung verdammt. Doch überall wo wir sind, sitzen wir: Zuhause, auf dem Weg zur Arbeit im Auto oder der Bahn, bei der Arbeit und so geht es Tag für Tag immer weiter. Wir haben es also verlernt, uns zu bewegen. Doch Hilfestellung gibt es überall. So bietet der Deutsche Wanderverband Gesundheitswanderungen an und die Heilklimatischen Kurorte Heilklimatische Wanderungen. Doch die Bemühungen der Verbände, diese organisierten Bewegungseinheiten als Präventionsmaßnahmen zu fördern, läuft immer gegen die Wand der inkompetenten Entscheider bei den Zulassungsstellen. Das ist nur eine von vielen nicht zu verstehenden Entscheidungen. Denn um Menschen in Bewegung zu setzen, sind niedrigschwellige Angebote erforderlich. Diese müssen begeistern und die Unbewegten zu Gewohnheitsbewegten zu machen. Denn bei den meisten reicht schon ein Spaziergang aus. Doch von allein lassen sie sich nicht bewegen. Hier ist Anleitung und Unterstützung erforderlich. Diese Kosten bewegen sich im Euro-Bereich und können z.B. teure Krankenhausaufenthalte verringern.

Erhöhung der Beitragssätze

Doch den Krankenkassen fällt nichts einfacheres ein, als die Beitragssätze zu erhöhen, um die ständig steigenden Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen. Begründet wird dies mit steigenden Kosten, die überwiegend durch chronische Erkrankungen verursacht werden. So könnten, z.B. durch regemäßige Bewegung, in Deutschland jährlich Hunderttausende Fälle von Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Demenz vermieden werden. Dadurch könnte das deutsche Gesundheitswesen in den nächsten Jahrzehnten Hunderte Milliarden Euro einsparen. Stattdessen zahlen die Patienten die Zeche einer verfehlten Gesundheitspolitik. Systematische Prävention findet weiterhin nicht statt. Wichtige Risikofaktoren bleiben unerkannt, Ernährungsempfehlungen und Lebensmittelkennzeichnung sind kontraproduktiv. Die wichtigen Player im Gesundheitssystem verdienen an den chronischen Erkrankungen, jedoch nicht an der Prävention.

Arteriosklerose ist die eigentliche Erkrankung

Herzinfarkt und Schlaganfall sind die Folge eines in der Regel jahrzehntelangen Prozesses der Arteriosklerose (vorzeitigen Alterung der Schlagadern). Die Arteriosklerose ist die eigentliche Erkrankung, Herzinfarkt und Schlaganfall sind nur die Endpunkte einer jahrzehntelang ignorierten Krankheitsentwicklung. Unser Gesundheitssystem kommt in der Behandlung der Arteriosklerose in der Regel zu spät, aber dann mit kostspieligen und riskanten Interventionen. Arteriosklerose ist kein natürlicher Prozess, der jeden einmal treffen wird. Naturvölker, die noch nicht mit der „modernen Zivilisation“ in Berührung gekommen sind, bekommen keine Arteriosklerose. Ob die Schlagadern vorzeitig altern, wird stark vom Lebensstil und zu einem gewissen Anteil von der genetischen Veranlagung bestimmt. Im hochauflösenden Ultraschall könnte man arteriosklerotische Veränderungen an den Halsschlagadern feststellen, damit ein erhöhtes Risiko frühzeitig erkennen und durch Behandlung von Risikofaktoren gegensteuern. Neue Verfahren der Computertomografie ermöglichen eine nicht-invasive Untersuchung der Herzkranzgefäße und könnten in bestimmten Fällen ebenfalls frühzeitig eine beschleunigte Arteriosklerose erkennen. Die Risikofaktoren, die zu Arteriosklerose führen, sind lange bekannt: Zigarettenrauchen, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte bzw. ein erhöhtes Lipoprotein(a), Adipositas und Diabetes, Entzündungsprozesse und ein Mangel an körperlicher Aktivität. Würde man alle Faktoren beseitigen, könnte man das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall mindestens um 80 % reduzieren.

Tabakkonsum

Deutschland unternimmt im internationalen Vergleich viel zu wenig gegen den Tabakkonsum: Im europäischen Tabak-Control-Ranking 2024 liegt Deutschland unter 37 Ländern auf dem 34. Platz. Zigaretten sind zu billig, die Tabak-Werbung ist weiterhin nicht ausreichend eingeschränkt. Eine drastische Steigerung der Zigarettenpreise würde sich unmittelbar auf den Anteil von Raucher in der Bevölkerung auswirken. Dies haben die Beispiele aus Australien, Neuseeland, U.K. und anderen Ländern klar bewiesen. Ein vollständiges Tabak-Werbeverbot würde ebenfalls helfen.

Kommt es in Familien zu einem frühzeitigen Herzinfarkt vor dem 50. Lebensjahr, erfolgt in Deutschland kein systematisches Screening der Angehörigen. Dabei ist gerade dann die Wahrscheinlichkeit für eine genetisch bedingte Erhöhung von Cholesterinwerten bzw. dem Cholesterin-ähnlichen Risikofaktor Lipoprotein(a) stark erhöht. Von letzterem sind 20 % der deutschen Allgemeinbevölkerung betroffen, doch wird dieser Wert bisher praktisch gar nicht beachtet. Andere Länder sind und hier voraus: In den Niederlanden prüft man systematisch in Familien mit frühzeitigen Herzinfarkt oder Schlaganfällen die Blutwerte der nächsten Angehörigen. Wird forgesetzt.