Wo / wie wir einkaufen

In den letzten Jahren haben wir erlebt, wie sich unser Einkaufsverhalten ändert. Wir nutzen häufiger Kredit- sowie Bezahlkarten und shoppen vermehrt im Internet. Das führte zu einer geringeren Frequenz in den Innenstädten. Der stationäre Handel spürten diese Veränderung deutlich. Wie sich das Einkaufsverhalten weiter ändern könnte, hat luckx – das magazin recherchiert.

Einkaufsverhalten

Die Corona-Pandemie hat zu einer massiven Veränderung unseres Einkaufsverhaltens geführt. Gezwungenermaßen, weil Geschäfte schließen mussten. Nur Lebensmittel- und Baumärkte waren geöffnet. Alles andere bestellten wir online. Das war und ist alles vom Sofa und Küchentisch aus möglich. Doch uns fehlte das Erlebnis beim Einkaufen. Insbesondere bei Bekleidung und einigen anderen Produkten fehlte uns das besondere Ereignis. So kamen wir langsam wieder in die Innenstädte zurück. Doch leider mussten viele Geschäfte ihren Betrieb einstellen. Die Verbliebenen machten das Einkaufen nicht besonders interessant, weil immer wieder gesuchte Produkte fehlten und fehlen. Wir befinden uns sozusagen in einer Zwickmühle: Einerseits wollen wir Einkaufen und Geld ausgeben; andererseits vermissen wir die Auswahlmöglichkeiten. Die Sortimente wurden gestrafft, lautet eine schön klingende Formulierung. Diese Sortimentsstraffung führte nicht zu Preisreduzierung, sondern gab Raum zu Preiserhöhungen. Hersteller und Handeln nutzten sowohl die Corona-Pandemie, die Energiekrise als auch den Ukraine-Krieg als Argument für ihre Preiserhöhungen.

Einzelhandelstrends

Zwar gab es schon vor der Finanzkrise 2009 als auch der aktuellen Krisen Veränderungen im Kaufverhalten und damit eine Anpassung im Einzelhandel. Doch nun stehen ihm gewaltige Umbrüche bevor. „Mit einer klaren, zukunftsorientierten Strategie, die digitale Trends gezielt aufgreift, können Einzelhändler ihr volles Potenzial entfalten“, erklärt Julia Uherek, Vice President Marketing, Content and Digital Solutions Consumer Goods Fairs der Messe Frankfurt, optimistisch die aktuelle Situation. Aus zahlreichen Experten- und Nutzerfeedbacks, leitet Conzoom Solutions folgende Einzelhandelstrends für 2025 ab: Omnichannel, KI-gestütztes Shopping, Metaverse im Marketing, Dropshipping sowie Social und Quick Commerce.

Omnichannel

Websites, Apps, Social Media und der stationäre Handel sollten nicht länger als isolierte Vertriebs­wege betrachtet werden. Stattdessen empfehlen Experten des Branchenportals Conzoom Solutions, sie in einer umfassenden Omnichannel-Strategie zu verbinden. Die Optimierung der Omnichannel-Infrastruktur von Click-and-Collect bis hin zu Mobile-Payment-Systemen ist entscheidend, um sich als modernes Unternehmen zu inszenieren. Nicht zu unterschätzen ist auch die Nutzung von Kundendaten, um daraus aufschlussreiche Einblicke in das Konsumverhalten zu gewinnen und diese in personalisierte Einkaufserlebnisse umzusetzen. Dabei kommt es auch auf die Channel-übergreifende Auswertung der Daten an, um beispielsweise Korrelationen zwischen Warengruppen und Vertriebskanälen herauszufinden.

KI-Shopping

KI-gestützte Einkaufserlebnisse werden 2025 rasant an Fahrt gewinnen, wie aus Expertenaussagen auf dem Branchenportal Conzoom Solutions hervorgeht. Künstliche Intelligenz (KI), häufig auch kritisch beäugt, ist beim Einkaufserlebnis willkommen. Mehr als drei Viertel der Verbraucher in Deutschland (76 Prozent) sind laut Umfrage offen für „KI-gestütztes Shopping“ (Artificial Intelligence). Damit liegt Deutschland sogar vor den USA, wo die KI-Akzeptanz im Einzelhandel lediglich 68 Prozent beträgt. Nach Ansicht der auf Conzoom Solutions vorgestellten Experten sollten KI-Tools nicht nur in der Kundeninteraktion, sondern auch in anderen Bereichen eingesetzt werden. Auch zur Optimierung von Automatisierungsprozessen etwa in der Lagerverwaltung, bei der Bestell­abwicklung oder im Retourenmanagement bietet sich der Einsatz entsprechender KI-Systeme an, meinen die Experten.

Metaverse im Marketing

Obgleich der Hype um das Metaverse (eine Verknüpfung aus der realen und den virtuellen Welten) etwas abgeklungen ist, hat es an der Schnittstelle von Handel und Kunden ein großes Potenzial. Die Experten des EHI Retail Institute verweisen auf eine aktuelle Studie, wonach acht von zehn Befragten der Ansicht sind, dass der Handel das Metaverse gezielt einsetzen sollte. Als typische Anwendungen werden Produktpräsentationen, virtuelle Führungen und Showrooms genannt. Für die Präsentation von Mode eröffnen sich ebenfalls innovative Möglichkeiten im Metaverse, indem beispielsweise ein hochpersonalisierter Avatar Kleidung anprobiert, die man online kaufen und sich dann nach Hause liefern lassen kann.

Social Selling

Mit etwa 80 Prozent der deutschen Bevölkerung auf sozialen Medien gewinnt Social Selling an Bedeutung – der direkte Einkauf über Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok – sagen Experten auf dem Branchenportal Conzoom Solutions voraus. Konsumenten werden nicht nur durch Werbung und Influencerkampagnen auf Produkte aufmerksam gemacht, sondern können diese direkt über die sozialen Kanäle erwerben. Julia Uherek sagt: „Das Potenzial für den Handel ist enorm, da er auf diesen Plattformen den gesamten Prozess abwickeln kann – von der Vermarktung über die Erfassung von Kunden- und Kaufdaten bis hin zum Verkaufsabschluss.“ Sicherlich kann für einige Kunden- und Zielgruppen diese Bewerbung sinnvoll sein. Doch insgesamt scheint es weniger verkaufsrelevant zu werden, weil das Vertrauen in die Sozialen Medien sinkt.

Dropshipping

Als weitere wichtige Entwicklung wird im Expertenaustausch das sogenannte Dropshipping gesehen. Hierbei tritt der Handel als Vermittler auf und verkauft Produkte, die bei Herstellenden oder Lieferunternehmen gelagert und von diesen direkt an die Kundschaft versendet werden. Um diese Modelle effizient umzusetzen, können Händler auf digitale Order- und Content-Management-Plattformen zugreifen. Diese ermöglichen es, schnell auf Trends zu reagieren, die Reichweite zu erhöhen und die Flexibilität zu steigern, ohne Lagerhaltungskosten in Kauf nehmen zu müssen. Ein Risiko besteht darin, dass die vom Handel generierten Adressen dann von den Orderplattformen genutzt werden, um diese Kundenanschriften weiter zu nutzen oder zu verkaufen.

Quick Commerce

Kaum bestellt, schon geliefert – das ist das Versprechen von Quick Commerce. Vor allem in Großstädten, wo die nötige Infrastruktur vorhanden ist, gewinnt die Schnelllieferung zunehmend an Bedeutung. Im Lebensmittelhandel begonnen, können zunehmend auch andere Konsumgüter dank effizienter Lagerstrukturen innerhalb kürzester Zeit zum Kunden kommen. Die sofortige Verfügbarkeit wird für immer mehr Kunden zu einem Kaufkriterium.