Alles im Takt?

Motoren müssen rund laufen. Gute Mechaniker erkennen durch „Ohr anlegen“, ob etwas nicht stimmt. Genaus können Ärzte erkennen, wenn das Herz aus den Takt gerät. Warum das so wichtig ist, hat luckx – das magazin recherchiert.

Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen sind in Deutschland neben der koronaren Herzkrankheit (KHK) und der Herzschwäche der häufigste Grund für eine stationäre Krankenhausaufnahme. 1,5 bis 2 Millionen Menschen leiden hierzulande allein an Vorhofflimmern. Bleibt es unbemerkt, besteht Schlaganfallgefahr. 20 bis 30 Prozent der ischämischen Schlaganfälle gehen auf Vorhofflimmern zurück. Aber auch eine Herzschwäche kann sich infolge dieser Rhythmusstörung entwickeln. Außerdem ist generell die Lebensqualität verringert und es besteht ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. „Es bestehen große Wissenslücken in der Bevölkerung beim Thema Herzrhythmusstörungen und ihren Risiken für die Betroffenen“, berichtet der Kardiologe Prof. Dr. KR Julian Chun, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. „Wir müssen die Bevölkerung – junge wie ältere Menschen – mehr für das Thema Herzrhythmusstörungen sensibilisieren. Dazu gehören auch Informationen, wie man sie leicht und rasch erkennt – etwa indem man seinen Puls selbst misst“, betont der Chefarzt für Kardiologie. Unterstützt wird die Kampagne zudem von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Europäischen Herzrhythmus-Gesellschaft (EHRA). Deshalb steht auch das Selbstmessen des Pulses durch Fühlen am Handgelenk im Fokus der Kampagne mit Infos rund um den gesunden Puls und Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern.

Mindestens einer von drei Menschen entwickelt Herzrhythmusstörungen

Mindestens einer von drei Menschen in Europa im Laufe seines Lebens Herzrhythmusstörungen entwickelt. „Wer weiß, wie man durch das Selbstmessen seines Pulses im Alltag Unregelmäßigkeiten des Herzschlags frühzeitig erkennt, kann sich vor Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und ihren Folgen schützen. Denn so können Auffälligkeiten ärztlich geklärt und gegebenenfalls frühzeitig behandelt werden“, betont der Kardiologe Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Wer seinen Puls fühlt und regelmäßig misst, erfährt mehr über sein Herz. Das sieht auch Fußball-Legende und Meistertrainer Felix Magath so. „Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport senken zwar erwiesenermaßen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – darunter auch Vorhofflimmern. Doch selbst sportlich fitte Menschen und Menschen weit unter 50 Jahren können Herzrhythmusstörungen entwickeln, etwa wenn diese genetisch bedingt sind. Außerdem können gerade sehr intensive Ausdauerbelastungen, zum Beispiel ein Marathonlauf, ebenfalls Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern auslösen“, so Magath. „Die Pulskontrolle beim Sport sollte daher bei jungen Menschen ebenso wie bei älteren routinemäßig dazugehören, um bei Unregelmäßigkeiten des Herzschlags handeln zu können“, fordert der ehemalige Fußball-Profi. Seine Motivation sich für mehr öffentliche Aufmerksamkeit stark zu machen: „Menschen für ihre Herzgesundheit und für die frühzeitige Herz-Vorsorge zu sensibilisieren – nicht erst, wenn es zu spät ist: Das ist mein besonderes Anliegen. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiterhin Todesursache Nummer eins.“

Puls bewusst im Alltag wahrnehmen

Es geht es darum, den Puls im Alltag zu spüren und bewusster wahrzunehmen: Wie hoch ist unser Puls bei bestimmten Aktivitäten wie Tanzen, Radfahren, Laufen oder beim Arbeiten? Welche Situationen treiben den Puls in die Höhe und mit welchen Techniken lässt er sich – etwa bei Stress – wieder beruhigen? „Je selbstverständlicher Menschen ihren Puls im Alltag messen und ihn so besser kennen, umso achtsamer werden sie bei möglichen Veränderungen ihres Herzschlags und lassen diese bei ihrem Arzt oder ihrer Ärztin klären. Mit einem Elektrokardiogramm (EKG) lässt sich die Rhythmusstörung meist gut bewerten. Dann kann entweder Entwarnung gegeben oder eine Therapie eingeleitet werden“, erklärt Prof. Dr. Holger Thiele, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig. „Wer regelmäßig einen ungewöhnlich hohen Puls in Ruhe von über 100 Schlägen pro Minute bei sich feststellt oder einen sehr niedrigen mit Anzeichen von Herzproblemen, der sollte unbedingt einen Arzt aufzusuchen“, betont der Kardiologe.

Normaler Puls

Der Puls ist ein wahrer Informationslieferant zur Herzgesundheit und gibt Aufschluss über

die Anzahl der Pulsschläge pro Minute (Pulsfrequenz),

die zeitliche Abfolge der Pulsschläge (Pulsrhythmus) und

die Art des gefühlten Pulsschlages, also hart oder weich (Pulsqualität).

Je nach Alter, Fitnesslevel und individuellen Gesundheitszuständen kann der Puls allerdings variieren und durch Medikamenteneinnahme und aktuellen Stresslevel beeinflusst werden. Wird fortgesetzt.