Kosten steigen weiter

Nicht nur Mieten und Lebensmittelpreise steigen. Auch die Kosten für den Führerschein steigen in unverschämte Höhen. Werden Fahrschüler abgezockt? Oder muss die Prüfungsordnung entfrachtet werden? Luckx – das magazin hat recherchiert.

Teure Führerscheinausbildung

Über 45 Millionen Fahrzeuge sind auf deutschen Straßen unterwegs. Da heißt es, alles muss gut funktionieren und geregelt sein. Das gilt sowohl für erfahrende Autofahrer als auch für Fahranfänger. Wer vor 50 Jahren seinen Führerschein gemacht hatte, musste sich die Straßen nur mit etwa der Hälfte der Fahrzeuge teilen. Rund 22 Millionen Fahrzeuge sorgten für weniger Verkehr, auch für weniger Verkehrsbelastung und Stau. Und heute? Solange der ÖPNV in dem aktuellen schlechten Zustand ist, ist der Führerschein schon fast eine Pflichtveranstaltung.

Nun leben wir ja in der Europäischen Gemeinschaft, wo insgesamt rund 360 Millionen Fahrzeuge unterwegs sind. Dabei ist die Fahrzeugdichte in Deutschland deutlicher höher ist als beispielsweise in Südosteuropa. Mit zunehmender Tendenz. Und, gelten dann auch die gleichen Prüfungsbedingungen im geeinten Europa? Leider nicht. Deutschland schießt dabei mit seinen Anforderungen weit über das Ziel hinaus. Zwar haben die politisch Verantwortlichen das Problem erkannt, doch entsprechende Umsetzungen lassen auf sich warten. So scheint ein Ende der Preissteigerungennicht in Sicht, auch wenn die Verkehrsminister aus Bund und Ländern im April bekräftigten, die Führerscheine günstiger machen zu wollen. Zwischen 3.000 und 4.000 Euro werden für die Fahrerlaubnis fällig. Aktuell müssen Fahrschülerinnen und Fahrschüler laut Moving International Road Safety Association im Schnitt 3.070 Euro für einen regulären Pkw-Führerschein der Klasse B berappen. Je nach Region und Fahrschule, aber auch bei eventuellem Wiederholen der Prüfung sind Beträge bis zu 4.500 Euro keine Seltenheit. Auch neueste Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem April 2025 belegen den Trend: Die Preise für Fahrschule und Führerscheingebühr lagen 2024 um 5,8 Prozent höher als im Jahr zuvor, während die Verbraucherpreise im selben Zeitraum gerade einmal um 2,2 Prozent angestiegen waren. Auch in den Jahren davor waren die Führerscheinkosten schon überdurchschnittlich stark gestiegen und zwar um 7,6 Prozent (2023), 10,8 Prozent (2022) sowie 9,6 Prozent (2021) gegenüber dem jeweiligen Vorjahr. Die Inflationsraten lagen in den jeweiligen Jahren hingegen deutlich darunter.

Eingeschränkte Freiheit

„Solange Menschen auf ihr Auto angewiesen sind, muss der Führerschein auch bezahlbar sein. Gerade für junge Menschen ist die Fahrerlaubnis ein Stück bis dato ungekannte Freiheit und vor allem auf dem Land, wo der ÖPNV meist nicht ausreichend ausgebaut ist, die einzige Möglichkeit, flexibel mobil zu sein“, kommentiert Isabella Finsterwalder, Pressesprecherin des Automobilclub KS e.V. Doch gerade bei jungen Menschen, die meist noch in der Ausbildung oder am Anfang ihres Berufslebens stehen, oder bei Familien mit mehreren Kindern reißt ein Führerschein mit 3.000 oder 4.000 Euro ein großes Loch in den Geldbeutel.

Die Kostentreiber dieser Entwicklung sind vielfältig: In den Fahrschulen selbst fallen gestiegene Personal-, Fahrzeug- und Spritkosten an. Fahrlehrermangel und stark anziehende Gehälter in diesem Beruf haben daran einen Anteil. Überdies haben zum einen die Preise für die Anschaffung von Fahrzeugen selbst angezogen, zum anderen gibt es seit 2021 die Möglichkeit, den Führerschein der B-Klasse auf B197 zu erweitern. Damit kann die praktische Prüfung mit einem Automatikfahrzeug abgelegt werden, aber dennoch mit Schaltgetriebe gefahren werden. Für Fahrschulen macht dies die zusätzliche Anschaffung von Fahrzeugen mit Automatikgetrieben notwendig. Hinzu kommt die Ausrüstung der Fahrschulen mit Simulatoren für den Unterricht. Auch die vermehrte Anschaffung von Elektrofahrzeugen treibt die Kosten in die Höhe. In puncto Spritpreise kommt die jährlich steigende CO2-Bepreisung hinzu. Last, but not least wurde 2024 die Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr nach oben angepasst, wodurch sich theoretische wie praktische Führerscheinprüfungen um elf Prozent verteuert haben; sie machen zehn bis 20 Prozent der Kosten aus, je nachdem auch, ob die Prüfungen wiederholt werden müssen oder nicht.

Durchfallen mit Ansage

Was die Kosten zudem nach oben treibt, sind die weiter hohen Durchfallquoten sowohl bei Theorie als auch Praxis. Der TÜV-Verband, der Ende März seine Zahlen zu 2024 veröffentlicht hat, konstatiert, dass in der Klasse B 45 Prozent aller Theorieprüfungen nicht bestanden werden, bei den praktischen Prüfungen sind es 37 Prozent. Die Zahlen zeigen zudem, dass auch mehrfaches Scheitern keine Seltenheit ist. Im Jahr 2024 waren laut TÜV-Verband zwei von fünf Klasse-B-Theorieprüfungen (39 Prozent) und fast jede dritte praktische Prüfung (31 Prozent) ein Wiederholungsversuch. Wird fortgesetzt.