Nachhaltig Reisen, aber ohne Mehrkosten

Die „Geizig“-Mentalität ist anscheinend nicht aus uns Deutschen heraus zu bekommen. Natürlich möchten wir bei den Lebensmitteln biologisch angebaute hochwertige Ware, aber billig soll sie sein. Genauso bei Elektrogeräten. Gute Qualität zum Billigpreis. Nun lässt sich aus einer aktuellen YouGov-Studie ablesen, dass wir zwar nachhaltig reisen möchten, doch eine Preissteigerung darf damit nicht verbunden sein.

Reiseentscheidungen

Durch die Klimadiskussion dringt der Nachhaltigkeitsaspekt stärker in unser Bewusstsein. So wird auch beim Reisen verstärkt auf klimaschonende Verkehrsmittel geachtet. Unklar ist, wie einflussreich denn nun tatsächlich dieses thema auf die Reiseentscheidung ist. Nachhaltigkeit hat durchaus einen Einfluss auf die Reiseplanung, wie YouGov feststellte, im Vergleich zum Vorjahr hat das Thema 2020 an Wichtigkeit bei den Konsumenten gewonnen (+5 Prozentpunkte). Häufig wird nachhaltiges Reisen aber durch fehlende Alternativen, mangelnde Informationen und zu hohe Kosten erschwert. Dies ist das Ergebnis der Studie „Nachhaltiges Reisen“, für die 2.034 Personen zwischen dem 30. Januar und 2. Februar 2020 mittels standardisierter Online-Interviews befragt wurden. Im Anschluss wurden die Befragungsergebnisse mit einer Datenbank verknüpft und mit dem Zielgruppensegmentierungstool analysiert. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Nachhaltigkeit beim Reisen

Besonders im vergangenen Jahr standen Reisende der Generation Z (18 bis 24 Jahre) dem Thema Nachhaltigkeit beim Reisen sensibler als die anderen Generationen gegenüber. Von ihnen geben gut zwei Drittel (69 Prozent) an, im letzten Jahr bei Reiseplanungen auf Nachhaltigkeit geachtet zu haben (vs. 57 Prozent der Baby-Boomer-Generation von 55 bis 75 Jahren, vs. 54 Prozent der Generation X von 40 bis 54 Jahren und vs. 48 Prozent der Millennials im Alter von 25 bis 39 Jahren). Hinsichtlich der Planung für dieses Jahr sind die Unterschiede innerhalb der Altersgruppen nicht mehr so groß – auch andere Reisende versuchen sich nachhaltiger zu verhalten. Deutlich abgeschlagen sind die Millennials.

Einfluss auf die globale Erwärmung

Die Mehrheit der Reisenden glaubt nicht, dass sie einen Einfluss auf die globale Erderwärmung hat. So meinen 60 Prozent, dass sich ihre Reisetätigkeit auf die globale Erderwärmung nicht auswirken würde, 35 Prozent jedoch glauben, dass ihr Reisen durchaus Auswirkungen habe. Die jüngeren Generationen sind hier wiederum eher der Meinung, dass sie den Klimawandel durch Reisetätigkeiten beeinflussen. Besonders die Gen Z sieht sich zu 41 Prozent im Einfluss, die Millennials zu 40 Prozent, die Generation der Baby Boomer im Vergleich lediglich zu 27 Prozent.

Ist Flugscham real?

Die meisten Reisenden schämen sich nicht, in ein Flugzeug zu steigen. 81 Prozent der befragten Reisenden machen diese Angabe. Die jüngeren Generationen, die Gen Z und die Millennials, heben sich hierbei ab: Ein Viertel der 18- bis 24-Jährigen (26 Prozent vs. 24 Prozent der Millennials) hat schon einmal Flugscham erlebt, 66 Prozent haben sie noch nicht empfunden (vs. 72 Prozent der Millennials). Am wenigsten Flugscham haben die Baby Boomer: 9 Prozent von ihnen geben an, bereits Flugscham verspürt zu haben (vs. 88 Prozent, die sie noch nicht empfunden haben).

Persönliches Verhalten

Aktiv sind die Reisenden vor allem bei einfachen Dingen wie dem mehrmaligen Verwenden von Handtüchern (52 Prozent), dem Verzicht von Plastik und dem Verzehr von lokalem Essen (jeweils 48 Prozent). Die Generation Z ist zudem seltener bereit, auf eine Auslandsreise zu verzichten (14 Prozent vs. 24 Prozent aller Reisenden). Dafür reisen sie häufiger mit wenig Gepäck (33 Prozent vs. 23 Prozent aller Reisenden).

Mangelnde Informationen und hohe Preise

Personen, die nur zum Teil auf Nachhaltigkeit beim Reisen achten, geben zu 36 Prozent an, dass es nicht leicht sei, umweltfreundliche Reisealternativen zu finden. Dies sagen auch 31 Prozent derjenigen, die stark auf nachhaltiges Reisen achten. Ein zu hoher Preis ist sowohl für jene, die stark auf Umweltverträglichkeit beim Reisen achten (22 Prozent), eine große Hürde als auch für die Reisenden, die dabei nur etwas auf Nachhaltigkeit achten (23 Prozent). Weitere Hürden sind mangelnde Informationen, die Nicht-Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit mit dem gewünschten Urlaubsziel oder eine längere Reisedauer.