Klimawandel – einer anderen Art

Gern wird davon geredet, dass unsere Wirtschaft am Abgrund steht. Wir sollen mehr arbeiten, um unserer Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Je mehr wir darüber in den unterschiedlichen Medien lesen, desto mehr schenken wir diesen Worten glauben. Doch es gibt auch andere Beispiele, wie luckx – das magazin recherchierte.

Mehr Arbeitslose?

Die Beschäftigtenzahlen sind über Jahre gestiegen und haben aktuell ein Plateau erreicht. Weiterhin werden Arbeitskräfte gesucht. Die Arbeitsagentur vermeldet, dass die aktuellen Arbeitslosenzahlen gestiegen sind. Doch ein tieferer Blick in die Datenlage zeigt, dass sich saisonbereinigt die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat jedoch um 9.000 Personen verringert hat. Was denn nun? Anscheinend gibt es immer noch genug Unternehmen, die händeringend um Arbeitskräfte kämpfen und die wirtschaftliche Lage ganz uns gar nicht negativ bewerten.

Anscheinend gehört dazu auch die Bosch-Gruppe. Mit ihrem Zukauf von Johnson Controls hat sie nach eigener Aussage den nächsten Meilenstein ihrer Unternehmensstrategie 2030 erreicht und setzt konsequent auf Wachstum. Das Unternehmen hat die größte Übernahme der Firmengeschichte erfolgreich abgeschlossen. Der Zukauf des Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäfts (HVAC) für Wohn- und kleine Gewerbegebäude von Johnson Controls sowie die Übernahme des Gemeinschaftsunternehmens Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning wurden am 31. Juli planmäßig vollzogen. Die Verträge waren vor rund einem Jahr unterzeichnet worden. „Mit der größten Akquisition unserer Unternehmensgeschichte beschleunigen wir unser Wachstum, bauen unseren weltweiten Footprint aus und balancieren unser Geschäft, indem wir unsere Energie- und Gebäudetechnik stärken – das macht Bosch kraftvoller und robuster, ganz im Sinne unserer Unternehmensstrategie 2030“, sagt Stefan Hartung, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung. Der Kaufpreis beträgt acht Milliarden US-Dollar (7,4 Milliarden Euro) und unterliegt den üblichen Anpassungen.

Ambitionierte Marktentwicklung

Der Bosch-Geschäftsbereich Home Comfort verdoppelt sich mit dem Zukauf nahezu auf über 25 000 Mitarbeitende und mehr als acht Milliarden Euro Umsatz. Vor allem in Amerika und Asien baut Bosch seine Präsenz damit deutlich aus und wird zu einem der größten Anbieter im Markt für das Heizen, Lüften und Kühlen von Wohn- und kleinen Gewerbegebäuden weltweit. „Die gesamte HVAC-Branche ist im Umbruch, Markt und Technologien wandeln sich. Bosch nutzt seine Chancen konsequent und steigt im Heizungs-, Lüftungs- und Klimalösungsgeschäft jetzt in die Champions League auf“, so Hartung. Mit der neuen Aufstellung will Home Comfort deutlich schneller wachsen als der globale HVAC-Markt. Dieser wird nach Bosch-Schätzungen bis 2030 jedes Jahr um über fünf Prozent zulegen. „Bosch will bis 2030 in jeder seiner Branchen zu den führenden Unternehmen gehören und baut dafür das Geschäft unter anderem mit strategischen Investitionen in Wachstumsfelder aus. Auch Akquisitionen gehören zur Strategie“, sagt Christian Fischer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung und verantwortlich für strategische Wachstumsinitiativen und Portfoliomanagement. „Der aktuelle Zukauf ergänzt unser Portfolio perfekt. Wir können unseren Kunden nun die gesamte Bandbreite an HVAC-Technologien anbieten – aus einer Hand und weltweit.“ Zur Akquisition gehören auch strategisch wichtige Firmen- und Joint-Venture-Beteiligungen unter anderem an Komponentenherstellern und Vertriebspartnern. Diese Beteiligungen sollen künftig einen signifikanten Beitrag zum Finanzergebnis von Home Comfort leisten.

Mehr Umsatz und Stärkung der Marktposition

Mit seinem erweiterten Produkt- und Markenportfolio will Home Comfort das Potenzial seiner starken und etablierten Vertriebswege besser ausschöpfen und den Umsatz ankurbeln. Ein integrierter Einkauf und die gemeinsame Entwicklung von Produktplattformen sollen zudem für Kostenersparnisse sorgen. Erste Erfolge werden schon für 2026 angestrebt. Das Unternehmen kann dafür auf starke Marken zurückgreifen: Neben Bosch und Buderus gehören dazu nun auch York in den USA und Hitachi in Asien sowie weitere starke lokale Marken. Für York und Hitachi erwirbt das Unternehmen langfristige Lizenzen zur Nutzung der Markennamen. Das weltweite Fertigungsnetzwerk von Home Comfort wächst durch die Akquisition von 17 auf 33 Werke, die Zahl der Entwicklungsstandorte von 14 auf 26. Mit dem Abschluss der Transaktion beginnt bei Bosch die Integration der neuen Einheiten in den Geschäftsbereich Home Comfort. Diese soll bis Ende 2027 abgeschlossen sein.

Kompetenz für Klimalösungen

Besonders bei Klimalösungen stellt sich Bosch durch die aktuelle Akquisition deutlich breiter auf. Mit dem großen Produktportfolio, der internationalen Präsenz und den Vertriebskanälen der zugekauften Einheiten eröffnet sich das Unternehmen attraktive Wachstumsperspektiven. Der Weltmarkt für Heiz-, Lüftungs- und Klimasysteme belief sich 2024 nach Bosch-Analysen auf ein Volumen von mehr als 150 Milliarden Euro. Allein zwei Drittel davon entfielen auf Klimaanlagen. Die Nachfrage wird in den kommenden Jahren weiter deutlich steigen, auch aufgrund der globalen Erwärmung. Bis 2030 soll der Absatz von Klimageräten weltweit laut Bosch-Prognose auf mehr als 200 Millionen Geräte jährlich steigen, nahezu ein Fünftel mehr als noch 2024. „Wir wollen diesen Markt mitgestalten – und mit energieeffizienten Lösungen dafür sorgen, dass Menschen auch an immer heißeren Tagen ihren Alltag komfortabel und gesund gestalten können, ob zu Hause, am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen“, sagt Frank Meyer, in der Bosch-Geschäftsführung für Energie- und Gebäudetechnik und damit auch für den Geschäftsbereich Home Comfort zuständig. Nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur aus dem Jahr 2018 erhöht ein globaler Temperaturanstieg um nur ein Grad Celsius bis 2050 den Bedarf an Kühlung weltweit bereits um 25 Prozent. Klimaforscher rechnen jedoch schon jetzt mit einer deutlich stärkeren Erderwärmung.