Was früher gang und gäbe war, soll nun wieder zum Standard werden. Reparieren von Elektrogeräten soll wieder möglich werden. Wir sollen uns von der Wegwerfgesellschaft entfernen. Wie das funktionieren soll, hat luckx – das magazin recherchiert.
Elektronikbranche wird aktiv
Ob Mobiltelefon, Toaster oder Waschmaschine: Wenn so ein Elektrogerät defekt ist, muss es meist entsorgt werden. Denn es existieren weder Reparaturanleitung noch sind Ersatzteile verfügbar. Bisher wurden solche Baupläne von der Herstellern gern unter Verschluss gehalten. Ersatzteile konnten – nach viel Mühe – ermittelt werden. Aber eine Lieferung erfolgte nicht. Nun hat die EU zum Vorteil der Europäern nun den Weg freigemacht, dass repariert werden kann. Zwar erfolgt das nicht für alle Geräte. Doch der Anfang ist gemacht. Das ist deshalb besonders wichtig, weil rund jeder dritte Bundesbürger (35 Prozent) nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahren ein gebrauchtes Smartphone, Tablet oder IT-Gerät gekauft. Zwar funktionieren diese Geräte weiterhin. Doch bei Smartphones ist der Akku meist schon nach kurzer Zeit sehr schwach in der Leistungsentfaltung. Ein einfacher Wechsel, wie er früher möglich war, ist nur vom Fachbetrieb zu leisten. Bekannt wurde weiterhin, dass 13 Prozent ein „normal gebrauchtes“ Gerät erworben haben, 15 Prozent ein technisch generalüberholtes („refurbished“) Gerät und 6 Prozent sowohl als auch. Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.009 Personen ab 16 Jahren ergeben.
Langlebigkeit
„Damit sich der Kauf eines gebrauchten Geräts lohnt, muss die Langlebigkeit des Produkts gewährleistet sein“, sagte Dr. Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands. Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Recyclingfähigkeit sind die zentralen Faktoren für umweltfreundliches Produktdesign. Das zeige sich exemplarisch bei der Nutzung von Smartphones. Laut Umfrage hatten knapp ein Drittel (32 Prozent) der Verbraucher in den vergangenen fünf Jahren einen Smartphone-Defekt. Am häufigsten handelte es sich um Akkuprobleme (61 Prozent), kaputte Bildschirme wie Glasbruch, Risse oder Kratzer (52 Prozent) sowie defekte Ladeanschlüsse, zum Beispiel Wackelkontakte (32 Prozent). Von den Betroffenen haben 58 Prozent Schäden an ihrem Smartphone reparieren lassen, 42 Prozent verzichteten auf eine Instandsetzung. Gegen eine Reparatur sprach für 56 Prozent, dass sich diese aus Sicht der Befragten nicht mehr gelohnt hätte. 51 Prozent verzichteten wegen zu hoher Kosten auf eine Reparatur. 15 Prozent geben an, dass das Gerät nicht repariert werden konnte und 9 Prozent, dass keine Ersatzteile verfügbar waren. „Neue rechtliche Vorgaben für das Ökodesign von Digitalgeräten und das Recht auf Reparatur werden dem Gebrauchtmarkt weiteren Schwung geben“, sagte Fübi. Allerdings müssten die EU-Regelungen zum Teil noch in deutsches Recht umgesetzt werden.
Digitalisierung als Umweltbelastung
Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung führt zu einer immer höheren Umweltbelastung. Zum einen verbrauchen Rechenzentren aufgrund des Booms von Künstlicher Intelligenz, Streaming-Diensten, Cloud-Computing und Kryptowährungen immer mehr Energie. Zum anderen wächst die Menge an Elektroschrott ungebrochen. Nach Angaben des „Global E-Waste Monitor 2024“ steigt sie weltweit von 62 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf voraussichtlich 82 Millionen Tonnen im Jahr 2030 – ein Plus von 32 Prozent. Nur gut ein Fünftel des Elektroschrotts wird bisher auf offiziellen Wegen gesammelt und recycelt. Laut den Ergebnissen der Digital Sustainability Studie wünschen sich Verbraucherinnen und Verbraucher umweltfreundliche Produkte, gewichten beim Kauf technischer Geräte aber andere Faktoren höher. Zwar achten die meisten Befragten beim Kauf auf Nachhaltigkeitsaspekte, ausschlaggebend sind sie aber nur für 17 Prozent der Befragten. Für 59 Prozent sind Faktoren wie Preis, Funktionalität und Design wichtiger. Und für fast jeden Fünften (19 Prozent) spielt Nachhaltigkeit beim Kauf technischer Geräte gar keine Rolle. Dennoch halten 74 Prozent der Befragten die Langlebigkeit der Produkte für „sehr wichtig“, 50 Prozent die Energieeffizienz, 45 Prozent die Reparierbarkeit, 31 Prozent die Vermeidung von Verpackungsmüll und 30 Prozent die Recyclingfähigkeit.
Mehr staatlicher Eingriff
Entsprechend groß ist der Zuspruch für gesetzliche Regelungen: 86 Prozent der Befragten befürworten europäische Gesetze wie die Ökodesign-Verordnung und das Recht auf Reparatur. Diese verpflichten die Hersteller, bei der Entwicklung von Produkten auf Umweltfreundlichkeit, Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit zu achten. Mit einem Anteil von 85 Prozent ist den meisten Bundesbürgern wichtig oder sehr wichtig, dass die Einhaltung von Umweltvorgaben von unabhängigen Stellen überprüft wird. Schon jetzt achten fast zwei von drei Befragten (64 Prozent) beim Kauf technischer Geräte auf Prüfzeichen und Siegel zur Nachhaltigkeit oder Sicherheit der Produkte. Seit 20. Juni 2025 müssen Smartphones, Schnurlostelefone und Tablets ein neues Energielabel tragen. Es enthält unter anderem Aussagen zur Energieeffizienz, Reparierbarkeit und Robustheit des Geräts.