Wie geht’s mit dem Homeoffice weiter?

Viele Arbeitnehmer wurden ins Homeoffice geschickt. So arbeitet jeder 2. Berufstätige aktuell von zu Hause aus. Das hat viele Vorteile: keine Fahrten zur Arbeitsstelle fallen an, Kinder können beaufsichtigt werden, die weder zur Schule noch zum Kindergarten gehen können, Hausarbeiten lassen sich nebenbei erledigen. Viele entdecken für sich eine neue Möglichkeit die Arbeitsbedingungen ihren persönlichen Bedürfnissen anzupassen und Arbeit neu zu strukturieren und zu denken. Doch in absehbarer Zeit werden sowohl Schüler wieder in die Schule gehen als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihr Homeoffice aufgeben – müssen. Doch ob das tatsächlich so sein wird oder sein muss, ist eine unbeantwortet Frage.

Organisation

Auch wer im Homeoffice sitzt, hat zwischendurch immer mal wieder seine eigentliche Arbeitsstätte aufgesucht: sei es zu Besprechungen oder anderer organisatorischer Maßnahmen. So wurden vielen deutlich, welche Vorteile mit dem Homeoffice verbunden sind: keine Reisezeiten, weniger Parkplatzsuche, keine Ansteckungsgefahr in Öffentlichen Verkehrsmitteln. Zwar sind in der aktuellen Homeofficezeit während der Corona-Krise weiterhin die Kinder zu betreuen; sei es sie zu bespaßen oder als Hilfslehrer mit ihnen die Aufgaben zu besprechen. Das bedarf einer guten strukturierten Arbeitsorganisation. Da 30 Prozent der Homeoffice-Nutzer erstmalig wegen der Corona-Krise von zu Hause aus arbeiten, sind sie meist noch in der Eingewöhnungsphase. Doch 42 Prozent verfügen über ein eigenes Arbeitszimmer, 33 Prozent über einen festen Arbeitsbereich in ihrer Wohnung. Also insgesamt gute Voraussetzungen.

Doch der Arbeitsalltag hat sich verändert. Das mögen die meisten unserer Mitmenschen nicht so besonders. Gut die Hälfte der Beschäftigten (55 Prozent) arbeitet in der aktuellen Situation von zu Hause aus. 36 Prozent der Befragten arbeiten derzeit komplett in den eigenen vier Wänden, 19 Prozent zumindest teilweise. Das wird wohl vorerst so bleiben, denn nach den aktuellen Entwicklungen werden die Einschränkungen wie die Ausgangsbeschränkung noch eine Weile aufrechterhalten.

Nicht überall Homeoffice möglich

Doch nicht jede Berufsgruppe kann problemlos ihren Beruf im Homeoffice ausüben. Etliche Mitarbeiter in Handel, Produktion oder im Dienstleistungssektor müssen ihre Wohnung auch in der Corona-Krise zum Arbeiten verlassen. 45 Prozent machen sich daher weiterhin auf den Weg zur Arbeitsstätte. Besonders hoch ist der Anteil an Homeoffice-Arbeitern bei den Selbstständigen: 82 Prozent dieser Berufsgruppe bleiben aktuell zum Arbeiten zu Hause.

Abstimmung erforderlich

Vielfach sind Paare oder Familien auf mehrere Arbeitsplätze angewiesen. Was bei Ehepaaren noch leidlich klappt („jetzt ist meine Internet-Zeit“) kann bei schulpflichtigen Kindern schon zu Problemen führen. Denn es ist abzustimmen, wer morgens zwischen 9 und 11 Uhr die Web-Cam benutzen darf: Vater, Mutter oder Kinder in der Video-Konferenz mit der Schule. Doch generell scheint die Arbeit in den eigenen vier Wänden gut zu funktionieren. Der überwiegende Teil der in einer Studie Befragten (58 Prozent) gab an, seiner Arbeit im Homeoffice problemlos nachkommen zu können. Wenn es doch mal Probleme gibt, treten diese hauptsächlich in der erschwerten Abstimmung mit Kollegen oder Kunden auf (21 Prozent). Über zu viel Ablenkung im Homeoffice klagen 16 Prozent. Die fehlende Kinderbetreuung in Zeiten der Corona-Krise macht sich allerdings auch bemerkbar. Wohnen Kinder mit im Haushalt, gibt bereits ein Viertel der Befragten an, im Homeoffice häufig abgelenkt zu sein – doppelt so viel wie in Singlehaushalten (12 Prozent)

Änderung der Arbeitswelt abzusehen?

Unternehmen kommen wahrscheinlich zu ähnlichen Ergebnissen: wenn es mit dem Homeoffice gut funktioniert, warum sollen dann Büroräume vorgehalten werden, die auch ins Homeoffice verlagert werden können? Das wird Denkprozesse in Bewegung setzen, die zu einer Vielzahl von Veränderungen führen wird. Ob dann noch große Bürokomplexe notwendig sind, Parkplätze vorgehalten werden müssen, Geschäftsreisen anfallen oder Dienstfahrzeuge in diesem Umfang notwendig sind, wird in den nächsten Wochen und Monaten zur Disposition gestellt. Denn Kosten werden und müssen an allen Ecken gespart werden, um einzelne Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt ins positive Fahrwasser zu geleiten. Das es dann Verlierer zum Beispiel in der Immobilienwirtschaft und der Automobilindustrie geben wird, ist schon jetzt abzusehen. Doch wo Nachteile sind, gibt es auch Vorteile: so wird schneller als vermutet die Energiewende in Deutschland voran kommen. Corona sei dank.