Es ist eigentlich unbegreiflich: vor wenigen Tagen konnten Rohölkäufer für die Abnahme von Rohöl Geld dazu bekommen. Wie, werden Sie jetzt denken: ich fahre zur Tankstelle, tanke voll und der Tankwart gibt mir einen Hunderter auf die Hand? Ne, ne, das gilt leider nicht für Leser von luckx – das magazin. Aber nicht nur für Sie. Nur für Rohölkäufer. Denn die Läger weltweit sind voll. Da geht nichts mehr. Und es wird weiter produziert. Obwohl die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie für aktuell spürbar weniger Verkehr nicht nur auf Deutschlands Straßen sorgen, sowohl auf dem Land, im Wasser und in der Luft. Der gesellschaftliche Lockdown schlägt sich in der Mobilität nieder. Ob mit einer schrittweisen Rückkehr zur Normalität sich dieses Bild mittelfristig wieder wandeln wird, bleibt offen. Denn die Bundesbürger werden ihr gesamtes Verhalten auf den Prüfstand stellen.
Um den näher zu kommen, hat das Umfrageinstitut Forsa erneut 1.000 Autofahrer in Deutschland befragt. Im Mittelpunkt der Untersuchungen standen Kriterien für den Kauf eines neuen Autos, die Einstellung zu alternativen Antriebsarten sowie die grundsätzlichen Ansichten zu aktuellen verkehrspolitischen Fragestellungen und Maßnahmen.
Alternative Antriebe
Auch 2020 stehen alternativen Antriebe bei den Verbrauchern weiter hoch im Kurs, wenn es um den nächsten Autokauf geht. Das gilt insbesondere für den Hybridmotor, der im Vergleich zum Vorjahr um sechs auf nunmehr 23 Prozentpunkte zulegt. Grundsätzlich halten 73 Prozent der Befragten Hybridfahrzeuge für einen guten Kompromiss aus geringer Umweltbelastung und Reichweite. Während der Benziner nur noch für 29 Prozent (Vorjahr 43 Prozent) der Befragten die erste Option ist, geht der Trend auch zulasten des Diesels, der von gerade noch 14 Prozent (Vorjahr 17 Prozent) präferiert wird. Auch der Wasserstoffantrieb kann – auf niedrigem Niveau – in der Gunst der Autofahrer um zwei auf sechs Prozentpunkte zulegen. Den reinen Stromer würden aktuell acht Prozent der Befragten wählen (Vorjahr 6 Prozent). Allerdings halten nur noch 49 Prozent der Befragten E-Fahrzeuge für umweltfreundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – 2019 sagten das noch 57 Prozent. Insgesamt plant mehr als jeder dritte Fahrer eines Verbrennungsmotors den Umstieg auf einen alternativen Antrieb – 37 Prozent.
Tempolimit und Umweltspuren
Die Verkehrsbelastung in den Innenstädten wurde in den vergangenen Jahren immer wieder kontrovers diskutiert – insbesondere vor dem Hintergrund verminderter Luftqualität rückte das Thema Gesundheitsschutz verstärkt ins Blickfeld politischer Maßnahmen. Der Aussage „In Innenstädten sollte ein generelles Tempolimit von 30 km/h gelten“ stimmen 41 Prozent zu, 58 Prozent nicht. Wenn dadurch allerdings Fahrverbote aufgrund zu hoher Emissionswerte verhindert werden könnten, würden es zwei Drittel der Befragten befürworten. Bei den Umweltspuren, die vielerorts als Lösungsversuch eingeführt wurden, sind sich die Befragten bundesweit uneins: Jeweils etwa die Hälfte halten sie für sinnvoll bzw. nicht sinnvoll. In Düsseldorf, wo diese Maßnahme seit Einführung immer wieder heftig diskutiert wurde, halten zwei Drittel Umweltspuren für nicht sinnvoll.
Was ist mit dem Tempolimit?
Ähnlich kontrovers wurde in den vergangenen Jahren das Thema Tempolimit auf Autobahnen diskutiert. Deutlich wird, dass die Akzeptanz für den deutschen Sonderweg sinkt. Mittlerweile wird von 62 Prozent der Befragten ein generelles Tempolimit befürwortet, 2019 waren es noch 57 Prozent. Im Durchschnitt halten Befürworter 130 km/h als Tempohöchstgrenze für angemessen. Damit einher geht der Wunsch der Befragten, die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen anzuheben: 77 Prozent sprechen sich dafür aus.
Auto unverzichtbar
Das Auto ist für viele Menschen aber nicht nur reines Statussymbol, sondern unverzichtbares Verkehrsmittel, um zu Arbeit zu gelangen. Drei von fünf Erwerbstätigen fahren laut Befragung immer mit dem Auto zur Arbeit, jeder Fünfte gelegentlich, nur 18 Prozent können gänzlich darauf verzichten. Entsprechend verbreitet sind die Stauerfahrungen. Jeder Vierte steht mindestens einmal wöchentlich im Stau. Im Schnitt verbringen die deutschen Autofahrer an einem Stautag 13,4 Minuten stehend.
Als Alternative zum Auto gelten so genannte Job-Bikes. Diese bieten aktuell allerdings nur 15 Prozent der Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern an. Während rund 50 Prozent der Befragten von Job-Bikes bereits gehört haben, sind sie bei 34 Prozent gänzlich unbekannt.
E-Roller
Im vergangenen Jahr ergänzte der E-Roller die Sharing-Palette in zahlreichen deutschen Großstädten. Obwohl sich mittlerweile mehrere Anbieter in dieser Mobilitätsnische tummeln, konnte das Angebot bei den Befragten noch keine nachhaltige Wirkung erzielen – eher im Gegenteil: Nur zwei Prozent nutzen sie öfter, fast 90 Prozent standen noch nie auf einem E-Roller. Auch die Imagewerte fallen gemischt aus: Zwar sehen 44 Prozent der Befragten die Roller generell als nützliches Fortbewegungsmittel und 28 Prozent als Möglichkeit, den innerstädtischen Autoverkehr zu reduzieren. Gleichzeitig gelten sie vielen als gefährlich (77 Prozent), werden als störend für das Stadtbild (67 Prozent) oder grundsätzlich als nervig wahrgenommen (61 Prozent).
Doch wo wird die Reise hingehen? Die E-Roller werden wahrscheinlich das Rennen verlieren. Zu viel wurde im letzten Jahr über deren Nutzung diskutiert, Auflagen erlassen, Versicherungskennzeichen verordnet. In anderen Ländern geht das alles einfacher. Denn der ÖPNV lässt viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf eine passende Verbindung zur Arbeitsstätte warten. Es gibt keine passenden Linien. Da hat die (Kommunal- und Landes-) Politik aufgrund der unnötigen Sparbeschlüsse versagt. Was bleibt? Das Auto ist weiterhin unverzichtbar. Doch das ist eine Chance. So können umweltfreundliche Antriebe in den Markt eingeführt werden. Auch wenn die Wasserstoff- und die Stromversorgung weiterhin dem möglichen Bedarf hinterherhinken. Doch ohne Benzin- und Dieselmotor kommen wir wahrscheinlich in den nächsten 10 Jahren nicht aus. Wenn die Automobilbranche eine Kaufprämie möchte: wie wär´s mit einem Preisnachlass von 10%? Das entspricht in etwa der Herstellermarge. Zwar würden keine Gewinne fließen, doch die Bänder würden weiterhin rollen, es gibt genug Arbeit für alle und die Bundesbürger würden einsichtiger Weise weiterhin die konventionellen Antriebe kaufen. So stellen sich jedenfalls klein Fritzchen und klein Erna die Wirtschaft vor. Ob´s funktioniert?