Kennen Sie das: bei ihrem Auto gibt es zwei Lüfter für den Kühler. Einer hat seinen Dienst eingestellt und lässt sich auch mit guten Worten oder Drohung zur Weiterarbeit auffordern. Der freundliche Mechaniker im Ausland erklärt ihnen, dass die Reparatur einfach möglich, leider aber die Ersatzteile nicht vorrätig sind. Eine Weiterfahrt wäre aber unproblematisch möglich (weil die Zeit – wie immer im Leben – wieder einmal drängt). Zuhause angekommen kann die Werkstatt den nötigen Reparatursatz nicht beschaffen. Gibt es nicht, lautet die lapidare Antwort. Also eine komplette Lüfteranlage für 700,- Euro eingebaut. Der Reparatursatz wäre aber, wie von einer anderen Werkstatt zu erfahren war, für 50,- Euro lieferbar gewesen. Fragezeichen bilden sich: Wie ist es in der heutigen Zeit möglich, soviel Geld und unnötig Material zu verschwenden?
Verschwendungssucht
Kundenfreundlichkeit ist anders. Das hat auch die EU-Kommission erkannt und beschäftigt sich aktuell intensiv mit Überlegungen, Produkte langlebiger und reparaturfreundlicher zu machen. Was in der Elektrobranche derzeit als umwälzende Neuerung und von der Industrie teilweise als revolutionäre Bedrohung empfunden wird, ist für viele Unternehmen aus dem Sportbusiness schon täglich gelebte Realität. Solche Produzenten wie der Wanderschuhhersteller Meindl oder Maier Sports als Bekleidungshersteller leben diese Reparaturmentalität schon seit Jahrzehnten.
Langlebige Qualitätsprodukte werden dem Nachhaltigkeitsgedanken am besten gerecht und entsprechen guter schwäbischer Tradition. Mit einer 5-Jahresgarantie auf Material und Verarbeitung unterstreicht zum Beispiel Maier Sports diesen Ansatz seit langem. Hinzu kommt, dass die Marke Produkte, die als Reklamations- oder Garantiefall gelten, im hauseigenen Nähsaal repariert.
Drei bestens ausgebildete Näherinnen ersetzen Reißverschlüsse, setzen offene Nähte in Stand, nähen Knöpfe, Riegel oder Schlaufen an, ziehen neue Kordeln ein „und machen manchmal auch Unmögliches möglich“, wie Agnes Neeth, Technical Managerin erzählt. „Wir werfen reklamierte Produkte nicht einfach weg. Wir sind vielmehr bestrebt, unsere hochwertige Bekleidung, wenn immer möglich zu reparieren“, beschreibt die Bekleidungstechnikerin, die bei Maier Sports u.a. auch die Zusammenarbeit mit der Fair Wear Foundation betreut, die Denk- und Handlungsweise der Marke.
Um diesen Reparatur-Service bieten zu können, beschäftigt Maier Sports nicht nur seine drei langjährigen Expertinnen, sondern unterhält dafür auch ein umfangreiches Warenlager. Dort liegen unzählige Garne in einer Vielzahl von Farben und Stärken, Reißverschlüsse, Knöpfe, Gummibänder und viele weitere Accessoire bereit. Als Außenstehender hat man den Eindruck, dass hier jedes Mal die Stecknadel im Heuhaufen gesucht werden muss. Doch die Expertinnen wissen genau, was sie suchen und wo sie es finden.
„Wir erhalten immer wieder Produkte, deren fünfjährige Garantiezeit längst abgelaufen ist“, sagt Marketingleiter Stefan Taft, der sich über diese direkten Konsumentenkontakte freut. „Die Menschen hängen oft an ihren liebgewonnen Wanderhosen oder -jacken, verbinden damit unvergessliche Erlebnisse und schöne Erinnerungen“, weiß er aus entsprechenden Begleitbriefen.
„Auch in diesen Fällen versuchen wir stets, die Produkte fachmännisch wieder in den Originalzustand zu versetzen, in jedem Fall in funktioneller Hinsicht. Wir können nicht in jedem Fall garantieren, nach zehn oder mehr Jahren exakt das gleiche Garn oder den identischen Knopf verwenden zu können. Aber unsere Expertinnen kommen da immer sehr nahe ans Original“, kommt der Marketingchef geradezu ins Schwärmen. Zahlreiche sehr persönliche Dankesbriefe zeigen ihm, dass sie diesen Maier Sports Service sehr zu schätzen wissen.
„Wir gehen in Sachen Nachhaltigkeit sogar noch einen Schritt weiter“, wie Lothar Baisch zu berichten weiß, der für Verkauf und Marketing verantwortliche Geschäftsführer von Maier Sports. „Erreichen uns Produkte, die mit einem vertretbaren Aufwand wirklich nicht mehr zu reparieren sind, so schlachten wir diese aus, wie man das in der Kfz-Branche nennt“, plaudert der waschechte Schwabe aus dem Nähkästchen. Insbesondere die Reißverschlüsse seien für das „Ersatzteillager“ heiß begehrt, da gerade hier mit den zahlreichen Farben und Längen das Nachhalten extrem schwierig sei, erfahren wir. Aber auch die Knöpfe, Gürtel, Riegel, Badges etc. stellen die Schneiderinnen und Näherinnen mit geübtem Blick und geschickten Fingern sicher, ehe die „Resttextilie“ anschließend einer sinnvollen Alttextilverwendung zugeführt wird.
Bei Maier Sports weiß man, dass sich der Nähsaal betriebswirtschaftlich nicht unbedingt rechnet. Doch als nachhaltig denkendem und handelndem Unternehmen geht es den Schwaben um Glaubwürdigkeit und Überzeugung. Schon lange bevor das Reparieren von Produkten als Marketing-Instrument entdeckt wurde, war es für die Köngener selbstverständlich, Bekleidung die es wert ist, zu reparieren.
„Und bei Qualitätsprodukten, die sehr aufwendig entwickelt und produziert werden, lohnt es sich allemal“, so Taft.