Was machen unsere Banken mit unserem Geld?

Seit Jahren sparen wir Deutsche Geld und tragen es – meistens jedenfalls – brav zur Bank. Doch was machen unsere Banken mit diesem Geld? Wohin wird es investiert? Auch in der weltweiten Gesundheitskrise sparen wir mehr als zuvor. Da sollte es uns interessieren, was damit passiert. Luckx – das magazin hat recherchiert und ist auf einen überraschenden Bericht gestoßen.

Geldverwertung

Zuerst dachten wir, es ist wieder eine diese Fake News. Doch wenn renommierte Hilfsorganisationen wie „Brot für die Welt“ und Misereor dabei sind, sollte es nicht so sein. Aus dem Bericht ist zu entnehmen, dass europäische Top-Banken, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank, durch ihre Milliarden-Investments und Finanzierungen massiv zur globalen Verschmutzung durch Plastik beitragen. Das ist umso erschreckender, da die Weltmeere seit Jahren durch Plastikabfälle extrem verschmutzt sind. Nicht nur unsere Urlaubsstrände weltweit werden verschmutzt, sondern auch der Fischbestand nimmt Schaden. In vielen Meerestieren wurden Mikroplastikteile gefunden. Berichtet wird, dass keine der untersuchten Banken über eine umfassende Plastikrichtlinie bislang verfügt, weder in Bezug auf die Produktionskette noch auf die Konsumgüterbranche.

Der Bericht analysiert die Investitionen und Finanzierungen von acht europäischen Großbanken, die Finanzbeziehungen in Höhe von mehr als 146 Milliarden Euro zu kunststoffproduzierenden oder -verarbeitenden Unternehmen unterhalten. Insgesamt haben die Banken den untersuchten Unternehmen seit 2017 Kapital in Höhe von rund 95 Milliarden Euro für die Finanzierung „plastikfreundlichen“ Geschäftsmodelle beschafft. Führend dabei waren die HSBC, Deutsche Bank, BNP Paribas und die spanische Santander. Zudem tätigten die Banken Investitionen im Gesamtvolumen von fast 52 Milliarden Euro in plastikfreundliche Branchen.

Orientierung bietet hier die EU-Taxonomie für nachhaltiges Wirtschaften. Sie stuft die Kunststoffproduktion eines Unternehmens nur dann als nachhaltig ein, wenn höchstens 10 Prozent Einwegplastik unter den Endprodukten ist oder wenn mindestens 90 Prozent recyceltes Ausgangsmaterial verwendet wird. Würden Finanzinstitute eine solche Maßgabe zur Grundlage ihrer Finanzierungen machen, wäre schon viel gewonnen“, erläutert Ute Straub, Referentin für Ethisches Investment bei Brot für die Welt.

Die 14 untersuchten Unternehmen, darunter die Rohstofflieferanten ExxonMobil und Shell, aber auch BASF und Ineos, die die Rohstoffe synthetisieren, haben einen maßgeblichen Anteil an der globalen Plastikverschmutzung. Bisher leisten die Plastik-verursachenden Unternehmen zu wenig, um die Belastung für Mensch und Umwelt einzudämmen. „Wir fordern von den Unternehmen ambitionierte und verbindliche Verpflichtungen, um ihren Plastikverbrauch deutlich zu reduzieren. Die kunststoffverarbeitende Industrie muss darüber hinaus menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten beachten, wie es auch der jüngste Gesetzentwurf für ein Lieferkettengesetz vorsieht. Unternehmen sollten zudem für die durch ihre Plastikproduktion und die Verwendung der Produkte entstehenden Schäden – vor allem der extremen Anhäufung von Mikroplastik in den Ökosystemen – haften“, so Dr. Klaus Schilder, Experte für verantwortliches Wirtschaften bei Misereor.

Plastik vermeiden

Plastik zu vermeiden muss dem Bericht zufolge oberstes Ziel bleiben. „Die Staatengemeinschaft muss sich für einen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag zur Bewältigung der Plastikkrise einsetzen. Neben einem verbindlichen Reduktionsziel der Verschmutzung durch Kunststoffe sollte die Verwendung von nicht oder schwer recycelbaren Einwegplastikartikeln sowie giftigen Additiven eingeschränkt werden“, fordert Vanessa Müller, Facing Finance-Projektkoordinatorin des Dirty Profits Berichtes.

Der Bericht fordert für die Zukunft Anreize, Plastik zu vermeiden, wiederverwendbare Systeme einzuführen sowie Banken zu befähigen, eine Kreislaufwirtschaft finanziell zu begleiten und es Verbraucher*innen zu erleichtern, verpackungsfrei und nachhaltig zu konsumieren.

Weltweit macht Einwegplastik etwa die Hälfte aller produzierten Kunststoffe aus. Die seit fast 70 Jahren produzierten ca. 8,3 Mrd. Tonnen Plastik verursachten gut 6,3 Mrd. Tonnen Müll, der lediglich zu 9 Prozent recycelt und zu 12 Prozent verbrannt wurde. Fast 80 Prozent des Abfalls landen auf Müllhalden in freier Natur.