Die Tage werden länger

Aus der Traum von Malle? Keine Wohnmobil-Tour an die Ostsee? Wandern im Harz oder Bayrischen Wald auch abgesagt? Ja, die Corona-Pandemie zerrt an unseren Nerven. Vielleicht müssen wir erst dramatisch selbst erfahren, wie unsere Gesundheit durch das Virus belastet wird. Wenn es tatsächlich dazu kommt, dass noch mehr Fälle auftreten und unser Gesundheitssystem kollabiert, werden vielleicht auch die letzten sogenannten „Querdenker“ auf den Intensivstationen über ihr Handeln noch etwas Zeit zum Nachdenken haben. Wir, die uns an die Regeln halten, können dann endlich Wandern, Radfahren, Bergtouren oder Trailrunning sowie vielen weiten Outdoor-Aktivitäten nachgehen.

Draußen beginnt vor der Haustür

Vor allem boomen die Sportarten, die einfach vor der eigenen Haustüre stattfinden können. Das ist auch verständlich. Denn wir Menschen reagieren jetzt mehr auf unmittelbare Bedürfnisse. Die Verbindung zwischen lokalen Aktivitäten und Konsum ist stark, die Menschen planen ihre Ferien und Reisen nicht mehr, weil sie nicht wissen, ob sie reisen können.

Das gilt auch für den Biken. Im letzten Jahr wurden so viel wie lange nicht mehr verkauft. Denn wir Menschen wollen uns vor dem Virus schützen, fahren mit dem Rad zur Arbeit und unternehmen kleine oder größere Radtouren. Damit lassen sich Begegnungen mit anderen vermeiden.

Mehr Abenteuer und Nachhaltigkeit

Sportlerinnen und Sportler konzentrieren sich nicht mehr auf nur eine spezifische Aktivität. War jemand früher entweder Bergsportler oder Mountainbiker, so setzt sich heute die Kombination von Sportarten immer mehr durch. Beispielsweise stellen Bergsportanbieter fest, dass es immer weniger von diesen ganz eingefleischten Bergsportlerinnen und Bergsportlern gibt, die sich nur auf das Bergsteigen konzentrieren.

Die neue Generation geht auch regelmäßig Sportklettern, Skitouren und Freeriden, Trails laufen aber auch Biken. Dementsprechend hat sich die Erwartung an die Produkte weiterentwickelt. Zum Beispiel ist Bekleidung gefragt, die weniger auf eine Aktivität spezialisiert und viel breiter einsetzbar ist. Darüber hinaus ist bequeme Homewear ein Trend, die sowohl Zuhause als auch im Lifestyle-Umfeld funktioniert. Damit reagiert die Industrie auch auf den Wunsch vieler Konsumenten nach mehr Nachhaltigkeit.

Nachhaltige Materialien

Biobaumwolle ist gut, aber Hanf soll besser sein. Immer mehr Marken haben die alte Kulturpflanze in den letzten Saisons wieder für sich entdeckt und bauen ihren Anteil sukzessive aus. Ihr Vorteil: Die Pflanze gedeiht auch in kälteren Regionen, braucht wenig Wasser und wächst schnell – sogar ohne Herbizide und Pestizide. Zudem verfügt sie über geeignete natürliche Eigenschaften, weil sie Feuchtigkeit und Temperatur reguliert, atmungsaktiv und geruchshemmend ist und dabei noch sehr strapazierfähig. Ob sich das Material durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Kreisläufe schließen

Technische Innovation bedeutet derzeit vor allem nachhaltige Innovation. Viele Marken entwickeln ihre Produkte so weiter, dass sie dabei helfen, den ökologischen Fußabdruck reduzieren. Einige versuchen herauszufinden, wie sie Endverbraucher mit einem Secondhand-Laden unterstützen können und haben begonnen, Abfälle aus der Produktion auf innovativere Weise zu sammeln, um daraus neue Fasern und schließlich neues Material für zukünftige Produkte herzustellen.So wurde berechnet, dass die Kletterseilproduktion anteilig am meisten CO2 verursacht. Daraus entstand die Idee für das Projekt „Close The Loop“, das ausgedienten Kletterseilen ein zweites Leben gibt.

Herausgefunden werden sollte, wie sich das Nylon, aus dem die Seile bestehen, immer wieder neu verwenden lässt. Das Ergebnis: 1.000 Close The Loop T-Shirts aus wiederverwertetem Nylon, die mit 67 Prozent weniger CO2 Emissionen hergestellt wurden – im Vergleich zu Neufasern.

Bunt oder doch lieber gedeckt?

Da scheiden sich die Geister. Während viele Kollektionen vorsichtshalber auf Langlebigkeit ausgerichtet wurden und deshalb auf neutralere Farbthemen setzen, gibt es auch ein großes Interesse nach leuchtenden Farben. Im Bereich Bademoden, die in den letzten Monaten eine schwere Zeit hatten, hängt die Vorliebe bei den Farben tatsächlich von der aktuellen Krisenlage ab. Aufgrund der geschlossenen Schwimmbäder und Reiseverbote hat sich in der letzten Saison alles auf funktionale Bikinis und Freizeitmode in gedeckteren Farben konzentriert. Sobald diese Einschränkungen aufgehoben werden, wird wahrscheinlich wieder mehr Lust auf Farbe bestehen.