Was wäre wenn? Diese Frage stellten wir schon im ersten Teil unseres Berichts über Vorsorgemaßnahmen für einen Notfall. Im letzten Teil betrachten wir abschließend die Handhabung von wichtigen Dokumenten, die eigentlich jeder anfertigen sollte, wenn er den Erstfall regeln möchte. Luckx – das magazin gibt Tipps.
Keine Standardvorlagen nutzen
Viele Menschen nutzen zur Erstellung von Vorsorgedokumenten Formulare, teilweise blindlings aus dem Internet. Um möglichen Mängeln schon vorab zu vermeiden, sollten individuelle Dokumente angefertigt werden. Bei Formularen dagegen liegt die Haftung beim Ersteller. Auch die Plausibilität wird beim Ausfüllen eines Formulars nicht geprüft. Das wäre so, als würde man bei einem Autoschaden für die Reparatur einfach ein YouTube-Video ansehen und das Auto dann auf eigene Faust reparieren. Bleibt man anschließend auf der Autobahn liegen, kann man hierfür nicht den Ersteller des Videos zur Verantwortung ziehen, sondern muss selbst dafür geradestehen. Außerdem ist die Echtheit dieser Dokumente in der Praxis sehr schwer nachweisbar. Bei einem Ankreuzformular können Kreuzchen eben auch mal schnell im Nachhinein an anderer Stelle gesetzt werden.
Besonders die Patientenverfügung wurde in der Vergangenheit beim Bundesgerichtshof häufig thematisiert. So bestätigt beispielsweise ein Urteil aus Dezember 2018 zum wiederholten Male, dass Patientenverfügungen konkret und situationsbezogen sein müssen (BGH-Urteil Az. XII ZB 604/15). Ärzte scheuen die Umsetzung einer Patientenverfügung, die zu allgemein formuliert ist und zu viel Platz für Interpretation lässt. Fachärzte und Notfallmediziner haben hierzu eine klare Meinung: „Lässt eine Patientenverfügung zu viele Fragen offen und gibt es zu viel Spielraum für Interpretationen ist die Gefahr hoch, dass im Nachhinein Entscheidungen des Arztes angezweifelt werden und Betroffene sowie die Familien beispielsweise auf Schadensersatz klagen, sollten sie der Meinung sein, dass der Arzt nicht nach dem Patientenwillen gehandelt hat. Von solchen Fällen lässt man als Arzt dann lieber die Finger und schaltet vorsichtshalber das Gericht ein.“ Deshalb ist es auch bei der Erstellung der Patientenverfügung empfehlenswert, Spezialisten zu Rate zu ziehen.
Lebenswichtig: Unternehmervollmacht für Selbständige
Unternehmer stehen vor einer besonderen Herausforderung. Werden Aufträge nicht mehr bearbeitet, Rechnungen nicht mehr bezahlt und Außenstände nicht mehr eingetrieben, leidet das Geschäft. Gerade für Selbständige sind Vollmachten wichtig, da die Firma bzw. die Selbständigkeit häufig die eigene Existenzgrundlage ist. Fällt der Inhaber aus und können keine Entscheidungen getroffen werden, droht Existenzverlust, finanzieller Verlust bis hin zur Insolvenz. Um dies zu vermeiden, sollten sich Selbständige und Unternehmer frühzeitig um eine Unternehmervollmacht kümmern. Ein weiterer wichtiger Baustein ist ein umfassendes und zeitgemäßes Notfallmanagement, beispielsweise mit einem digitalen, online abrufbaren Notfall-Ordner, in dem wichtige Verträge, Passwörter und Zugänge für die Vertretung hinterlegt werden können.
Hilfe im Notfall
Um sich, sein Unternehmen und insbesondere seine Angehörigen im Notfall zu entlasten, sollten sich alle frühzeitig um individuelle Rechtsdokumente kümmern, aber eben auch um die persönliche Begleitung im Notfall. Denn ein Notfall ist meist immer eine Krisensituation. Wir konnten in dieser Corona-Pandemie erleben, wie Menschen in so einer Situation nicht mehr wissen, was sie tun; was sie tun müssten. Gerade wenn sehr nahestehende Familienmitglieder betroffen sind, ist es emotional sehr schwierig, situationsangemessen zu reagieren. Auf einmal weiß keiner mehr, wo die Vollmachten und Verfügungen hinterlegt sind. Oder Angehörige sind zu weit entfernt, als dass sie „schnell mal“ die Patientenverfügung in das Krankenhaus bringen können. Muss der Arzt dann notoperieren und die Dokumente sind nicht auffindbar, wird eine Eilbetreuung beim Betreuungsgericht erwirkt. Und das kann dann genau das Gegenteil sein, was der Betroffene für sich und seine Familie eigentlich wollte.
Rechtskonforme Lösung
Denn heute wird und muss alles ganz schnell gehen, um zum Beispiel Leben zu retten. Da kann jede Zeitverzögerung für eine gerichtliche Entscheidung erhebliche gesundheitliche Folgen bedeuten. Egal ob über einen Anwalt, einen Notar oder über spezialisierte Servicedienstleister: Vollmachten und Verfügungen sollten zur Grundabsicherung eines jeden deutschen Bürgers gehören. Nicht nur für sich selbst, um selbstbestimmt zu bleiben, sondern vor allem zur Entlastung der Familie in Notfallsituationen.
Ein Gedanke zu „Vorsorgen ist besser!“
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