Arbeitsleben

Zwar reden wir viel über Veränderungen. Aber wenn es dann wirklich so weit ist, bleibt es meist beim „Alten“. Denn eigentlich möchten wir gar nichts verändern. Doch diese Virus-Pandemie hat etwas gezeigt: Wir Deutsche sind doch zu Veränderungen bereit. Was das im Einzelnen bedeuten kann, hat luckx – das magazin versucht herauszufinden.

Neues Arbeiten

Am Anfang war es noch ganz angenehm und lustig: Gemeinsam mit den Kindern im Homeoffice. Homeschooling machte richtig Spaß. Doch mit der Zeit wurde es immer anstrengender. Denn die Arbeitsbedingungen, insbesondere was die Arbeitsgeräte – sprich PC, Laptop, Internetverbindung usw. anbetrifft – war vieles noch im argen. Auch musste der Küchentisch vielfach als Schreibtisch fungieren. Da arbeitete die ganze Familie an einem Arbeitsplatz. Stress war programmiert.

Doch nach und nach ruckelte sich alles ein. Da wuchs zusammen, was zusammen gehört. Neben vielen Stress fand – zwar nicht überall – ein besseres Familienleben statt. Aus dem öden Büroalltag entstanden flexible Arbeitszeiten, aus den strengen Hierarchien ohne Entfaltungsmöglichkeiten wurde eine offene Arbeitsweise. Auch das stundenlanges Sitzen ohne sich zu bewegen änderte sich. Was im althergebrachten Büroalltag zu Schaden für Körper und Psyche führte, wurde „New Work“.

Schluss mit veralteten Arbeitskonzepten: Klassische Nine-to-Five-Jobs oder strenge Hierarchien gibt es mit „New Work“ nicht mehr. Begründer dieser Idee ist der österreichisch-US-amerikanische Philosoph Frithjof Bergmann. Er beschreibt einen Strukturwandel der Arbeitswelt, bei dem das Wohlbefinden des Arbeitnehmers im Fokus steht. Durch selbstorganisiertes, sinnstiftendes und flexibles Arbeiten auf Augenhöhe entfalten sich Arbeitnehmer und fühlen sich wertgeschätzt. So steht der Mensch bei New Work mit seinen individuellen Bedürfnissen im Vordergrund. Wann, wie und wo sie arbeiten, entscheiden die Arbeitnehmer in Abstimmung mit der Unternehmensführung und den zu bearbeitenden Inhalten. Diese Art des Arbeitens hält Psyche und Körper gesund. Nachteilig ist dabei, dass diese Art des Arbeiten nicht in allen Berufen umsetzbar ist. Absehbar ist, dass sich langfristig die Arbeitswelt in diese Richtung entwickeln könnte.

Mehr Bewegung

In einer freieren und flexibleren Arbeitswelt spielt die Gesundheit der Beschäftigten eine große Rolle. Sind Körper, Geist und Seele ausgeglichen, führt das zu mehr Wohlbefinden. Vor allem regelmäßiges Bewegen ist essenziell, da es biochemische Prozesse auslöst, die Körper, Geist und Psyche gesund halten. Untersuchungen beweisen: Langes und starres Sitzen ist schädlich und führt zu schlechteren Stoffwechselprozessen. Das begünstigt Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Bluthochdruck und schwächt die Konzentration. Gerade hier ist für „New Work“ der Ansatz zu Veränderungen. Nach einem Bürotag sind die meisten träge und verbringen den Abend auf dem Sofa. Synchronisieren wir Arbeit, Freizeit und Arbeitsort besser, besteht mehr Zeit und Motivation für Bewegung und mehr Sport.

Arbeit in der Zukunft

Um es gleich vorweg zu nehmen: Wie arbeiten in der Zukunft aussehen wird, dafür gibt kein Patentrezept. Denn jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Nicht nur, dass die Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung Typfrage ist. Auch der Arbeitgeber wird dabei wohl ein Mitspracherecht haben müssen. Denn für angestellt Arbeitende geht es auch um Sicherheit am Arbeitsplatz. Küchentisch ade, wird es wohl heißen. Ebenfalls ist die Datensicherheit ein weiterer wichtiger Punkt. Klar ist: Es gibt keine ideale Arbeitsplatzlösung für alle. Aber der Weg führt vom langen Sitzen hin zu mehr körperlicher Aktivität. Dazu zählen Sport und sitz- und stehdynamische Prozesse, die Haltungswechsel ermöglichen. Auch wird der Übergang zwischen Arbeiten und Freizeit und Hausarbeiten fließend stattfinden.

Im Büro der Zukunft darf ein klassischer Bürodrehstuhl mit dazugehörigem Schreibtisch nicht mehr die alleinige rückengesunde Empfehlung sein. Vielmehr zählt: So viel Sitzen wie nötig, so viel Aktivität wie möglich. Experten empfehlen Sitz-Stehpulte und bei berufsbedingt längeren Sitzzeiten aktiv-dynamische Bürostühle. Diese verfügen über dreidimensionale Sitzfunktionen, die natürliche Wechselhaltungen aktiv unterstützen. Meetings werden am besten im Stehen oder mit Stehhilfen abgehalten. „Bewegungsverführer“ wie Aktiv-Matten bewegen Füße und Beine und fördern die Durchblutung. Das Gehirn wird besser mit Sauerstoff versorgt. Balanceboards und Indoor-Minitrampoline bringen beim Telefonieren auf einfache Weise mehr Bewegung in den Arbeitsalltag.

Das Homeoffice verleitet dazu, sich weniger zu bewegen. So sind Bewegungsanreize zu schaffen. Fitness-Online-Kurse und Bewegungseinheiten werden ins tägliche Arbeiten integriert. Temporär können Sie auf einem mobilen Hocker am Esszimmer- oder Gartentisch arbeiten. Ein annähernd in Stehhöhe vorhandenes Board verleitet zum Arbeiten im Stehen. Zwischendurch ist auf dem Sofa lümmeln auch mal erlaubt.