Seit den 90er Jahren gibt es in Deutschland die Mülltrennung. Am 8. Mai 1991 verabschiedete die Bundesregierung die Verpackungsverordnung. Zwar wurde diese zu Beginn als „Schnapsidee“ vom damaligen Bayrischen Umweltminister Peter Gauweiler (CSU) verhöhnt. Dennoch entpuppte sich die Verordnung mittlerweile als Garant für eine Wiederverwertungsquote bei Verpackungen von mehr als 80 Prozent. Wie es dann weiterging, hat luckx – das magazin recherchiert.
Ende der Wegwerfgesellschaft
Gegen viel Widerstand setzte der damaligen Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) den Zwang zu mehr Recycling und der Rücknahme von Verpackungen durch. Fortan mussten Quoten von teils über 60 Prozent bei der Wiederverwertung von Glas-, Blech-, Plastik- und Pappverpackungen erfüllt werden. Damit werde die endgültige Abkehr von der Wegwerfgesellschaft eingeleitet, so Töpfer. Er lobte das „außerordentlich gestiegene Umweltbewusstsein der deutschen Verbraucher“. Produkte mit einem negativen Umwelt-Image ließen sich angesichts dieser Entwicklung kaum noch verkaufen, meinte er.
Vor 1991 waren es nur rund 40 Prozent, die der Wiederverwertung zugeführt wurden. Die Müllmenge insgesamt blieb in etwa gleich. Der Grüne Punkt und der Gelbe Sack wurden zum Synonym für die Entwicklung der in einigen Ländern belächelten Mülltrennwelle in Deutschland.
Seit 1. Dezember 1991 mussten Hersteller und Händler Verpackungen zurücknehmen und weiterverarbeiten. Ab April 1992 konnten Verbraucher „Umverpackungen“ im Laden zurücklassen, von wo sie erneuter Verwendung oder der Verwertung zugeführt werden mussten.
Wirren beim Dosenpfand
Nur mit dem Pfand konnte letztlich die Dosenschwemme eingedämmt werden – auch wenn die Verbraucher zunächst vor riesigen Problemen standen. Jeder Laden kochte sein eigenes Süppchen und die Kunden wussten zunächst nicht wie und wo das Pfand zurückgezahlt wird. Manche Geschäfte gaben Papier-Pfandmarken, andere quittierten das Pfand auf dem Kassenbon. Erst nach Jahren gelang es auf Druck der EU, ein einheitliches Modell zu etablieren, mit dem heute überall Dosen, Mehr- und Einwegflaschen gegen Bares eingetauscht werden können.
Noch ne Tonne
Den Deutschen droht derweil eine weitere Tonne vor der Haustür, die Wertstofftonne. Kommunen wie private Entsorger wollen den Zugriff erhalten, auch um an Rohstoffe zu kommen, die bisher oft in Verbrennungsanlagen landeten. Das Umweltbundesamt empfiehlt, die Verpackungsverordnung entsprechend weiter zu entwickeln, von der es mittlerweile fünf Überarbeitungen und Erweiterungen gegeben hat.
Umweltschutz wird zur Herzensangelegenheit
Eine aktuelle YouGov-Umfrage in Kooperation mit Statista zum Thema Umweltschutz kommt zu dem Ergebnis, dass für die Mehrheit der Deutschen Umweltschutz sehr wichtig geworden ist: 70 Prozent sagen, dass er ihnen am Herzen liege. Nicht überraschend ist hierbei, dass Wähler der Grünen dies am häufigsten angeben (91 Prozent). Auch Wählern der Partei „Die Linke“ (86 Prozent), der SPD (79 Prozent) und der Union (77 Prozent) ist Umweltschutz häufiger wichtig als der Gesamtbevölkerung.
Mit ihrem Kampf für Umwelt- und Klimaschutz haben Greta Thunberg und Fridays for Future seit 2018 starke mediale Aufmerksamkeit erregt. Jeder dritte Befragte in Deutschland (33 Prozent) findet die Berichterstattung zum Klimawandel in den Medien übertrieben. Das sagen mehr Männer (38 Prozent) als Frauen (28 Prozent).
Um die Umwelt im Alltag bewusst zu entlasten, trennt jeder zweite Deutsche seinen Müll (50 Prozent). 40 Prozent geben an, keinen Müll unachtsam im Freien oder in der Natur wegzuwerfen, und 34 Prozent verwenden Stofftaschen anstatt Plastiktüten. Knapp ein Viertel (23 Prozent) geht häufiger zu Fuß, fährt mit dem Fahrrad oder nutzt öffentliche Verkehrsmittel, anstatt mit dem Auto zu fahren. Jeweils jeder Fünfte (19 Prozent) spart Wasser und Heizenergie oder kauft regionale Produkte. Dass sie Strom sparen, auch bezogen auf Video-Streaming und Videospiele, sagen nur 11 Prozent der befragten Deutschen, 18-24-Jährige am seltensten (4 Prozent).
Weitere Aufgaben erwarten uns
Aktuell geht es um die Mobilitätswende. Auch hier scheint es, dass wir Deutsche uns diesem Thema annehmen; unterstützt durch staatliche Förderung bei der Anschaffung von E-Autos. Aber auch unsere Häuser müssen wir einem Energie-Scheck unterziehen: Undichte Fenster, veraltete Heizungsanlagen, mangelhafte Wärmedämmung wartet auf die Umsetzung. Es bleibt noch viel zu tun – doch vieles haben wir auch schon geschafft.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 2.124 Personen vom 21. bis 24. Mai 2021 mittels standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.