Hirsche und Rehe sind Gewohnheitstiere. Meist nutzen sie die gleichen Wege zu ihren Schlaf- und Essensplätzen. Und meist schlafen sie während der Tageslichtstunden. Das bedeutet auch, dass sie nachts aktiver sind oder als „nachtaktive“ Lebewesen gelten. Was sonst noch wichtig für Autofahrer ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Tagschläfer
Während des Tages findet man Rehe schlafend in Feldern oder Gebieten mit Büschen und Laub, wo sie kaum sichtbar sind. Der Jahreszeit angepasst, meist an den gleichen Orten. Mit Beginn der Dunkelheit sind sie dann aktiv. Zwar haben sie ein gutes Gehör und einen guten Geruchssinn. Doch mit dem Sehen ist es nicht so gut bestellt. Deshalb ist gerade der Herbst mit Gefahren für Mensch und Tier verbunden. Insbesondere auf den deutschen Straßen. Denn nicht nur das feuchte Wetter und die herabfallenden Blätter verursachen rutschige Straßen, auch das Risiko der Wildunfälle steigt. Auch die Zeitumstellung verschärft die Situation zunehmend, da Tiere ihre Gewohnheiten natürlich nicht ändern. Doch Autofahrer sind gerade auf Wildwechsel nicht genügend vorbereitet, wie eine repräsentative Studie der Tankstellenkette HEM kürzlich ergab.
Die Mehrheit der Teilnehmenden (65 Prozent) findet die hinweisenden Straßenschilder unzureichend und wünscht sich eine bessere Vorbereitung. Nur ein Viertel der Befragten ist der Meinung, in der Fahrschule gut vorbereitet worden zu sein. 72 Prozent der Deutschen verspüren beim Autofahren in der Dunkelheit sogar Angst, auf Landstraßen mit einem Wildtier zu kollidieren, und fahren daher besonders vorausschauend und langsamer. Nur wenige (15 Prozent) sind sich wohl der Gefahr bewusst, ändern ihr Fahrverhalten aber trotzdem nicht. Geringe fünf Prozent schätzen sich hingegen als so sicher hinter dem Lenkrad ein, dass sie mit jeder Wild-Situation zurechtkommen würden.
Bisher wenig „Wildkontakt“
Zwar hatte die Mehrheit der Deutschen (76 Prozent) glücklicherweise noch nie einen Wildunfall, jedoch bedeutet dies im Umkehrschluss, dass es für knapp jeden vierten Autofahrer bereits einmal zu einer Kollision mit einem Tier kam. Dabei handelte es sich laut der Studie hauptsächlich (64 Prozent) um größeres Wild wie Rehe oder Wildschweine. Gefolgt von Kleintieren wie Igel oder Hase (19 Prozent), kommen Vögel (7 Prozent) und Haustiere wie Katze oder Hund (9 Prozent) verhältnismäßig selten unter die Räder.
Sollte es doch zu einem Wildtierunfall kommen, stellt sich die Frage, ab welcher Größe des Tieres angehalten werden muss. Genau die Hälfte der Befragten würde bei jedem Tier anhalten, entweder weil sie sich in der Pflicht fühlen (27 Prozent), oder aus Respekt vor dem Tier (23 Prozent). Über ein Drittel (35 Prozent) hingegen ist der Meinung, dass bei kleineren Tieren und Vögeln nicht angehalten werden muss, und weitere 15 Prozent würden nur bei größeren Wildtieren anhalten. Ein Prozent der Befragten gibt sogar ehrlich zu, bei keiner Art von Tier anzuhalten. Und tatsächlich besteht bei kleineren Tieren wie Igel, Eichhörnchen oder Vogel keine Meldepflicht und auch das Anhalten ist nicht gestattet, wenn man sich selbst oder andere Verkehrsteilnehmer dadurch gefährdet oder behindert.
Was tun beim Wildunfall?
Doch welche Schritte sollten nach einem Wildunfall auf jeden Fall beachtet werden? Die große Mehrheit der Befragten (97 Prozent) würde die Polizei oder den Förster bzw. den zuständigen Jäger verständigen und die Unfallstelle mit einem Warndreieck absichern (93 Prozent). Das ist dann auch die richtige Vorgehensweise. So steht an erster Stelle Ruhe zu bewahren und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Also die Warnblinkanlage einzuschalten, die Warnweste anzuziehen und die Unfallstelle abzusichern. Die Polizei ist unbedingt zu verständigen, die unverzüglich den örtlichen Jäger informiert. Sollte der örtliche Jäger bekannt sein, kann dieser auch direkt benachrichtigt werden, um eine Wildunfallbescheinigung auszustellen, das Tier zu erlösen oder nachzusuchen. Die Meldung eines Wildunfalls ist immer wichtig, besonders wenn das Tier wieder in den Wald oder das Feld geflüchtet ist. Tatsächlich würde jeder Fünfte (22 Prozent) das angefahrene Tier von der Fahrbahn holen, um den Verkehr nicht zu behindern. Jeder Zehnte würde schauen, ob das Tier noch lebt und es notfalls sogar von seinem Leid erlösen. Doch auch hier gibt es ganz klare Vorschriften, um Mensch und Tier zu schützen. Wenn das Wildtier verletzt und lebendig ist, darf man es auf keinen Fall anfassen, da es sich wehren könnte. Autofahrer müssen auch unbedingt darauf achten, dass das angefahrene Wild nicht vom Unfallort entfernt wird, denn das kann zu einer Anzeige wegen Wilderei führen.
Haftungsfrage
Immer wieder kommt es vor, dass sich doch ein Kleintier, wie beispielsweise ein Eichhörnchen, auf die Straße verirrt, vor ein fahrendes Auto läuft und durch eine Vollbremsung einen Auffahrunfall verursacht. Doch wer haftet in diesem Fall? 39 Prozent der Befragten sähen die Schuld bei dem bremsenden Autofahrer. Doch so eindeutig scheint das nicht zu sein. Denn es kommt immer darauf an, wir groß das Tier ist, die Art der Straße und das Fahrverhalten beider Beteiligten. Experten sind der Meinung, das Lenkrad festzuhalten und dem Ausweichreflex zu widerstehen. Dennoch gab über die Hälfte der Studien-Teilnehmenden an, dass sie wahrscheinlich trotzdem aus Reflex ruckartig in die Eisen steigen würden, wenn ihnen ein Tier vor das Auto läuft. Besonders bei großen Tieren besteht für die Insassen im Falle eines ungebremsten Zusammenstoßes eine große Verletzungsgefahr. So sollte in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht sowie bei Nebel genügend Abstand zum vorausfahrenden Auto gehalten und die Geschwindigkeit reduziert sein, um auf mögliche Wildwechsel-Situationen schnell reagieren zu können.
Basierend auf einer Marktforschungsstudie zum Thema „Wildunfälle im Straßenverkehr“, die von der Tankstellenkette HEM im August 2022 mit 3.007 Personen ab 18 Jahren durchgeführt wurde.