Was nun?

Immobile kaufen oder nicht? Für Pessimisten ist die aktuelle Situation eher geeignet, um sich in eine Ecke zu verkriechen. Doch der Optimisten sieht Chancen, die genutzt werden sollten. Luckx – das magazin hat recherchiert.

Krise

Ob Klimakrise, anhaltende Inflation, Krieg in der Ukraine und steigende Energiepreise: die derzeitigen Herausforderungen für deutsche Sparer sind vielfältig. Sollte man in diesen unsicheren Zeiten also noch eine eigene Immobilie kaufen oder nicht doch besser auf fallende Immobilienpreise warten? Eine Frage, die sich derzeit viele Menschen in Deutschland stellen. „Sinkende Immobilienpreise oder gar einen Einbruch des Marktes sehe ich in absehbarer Zeit nicht“, ist sich Andreas Schneegaß jedoch sicher. Er ist Finanzmakler sowie Spezialist für Immobilienfinanzierung und sieht in der derzeitigen Entwicklung keinen Grund, auf eine günstige Gelegenheit zum Hauskauf zu warten.

Die verfügbaren Daten deuten eher auf eine weitere Zunahme der Immobilienpreise hin. Zwar wird der Anstieg voraussichtlich langsamer verlaufen als in den letzten Jahren, die steigenden Zinsen können jedoch allenfalls eine kurze Phase der Stagnation einleiten“, erläutert der Finanzmakler und Immobilienberater weiter.

Inflation als Preistreiber

Die unter anderem durch die steigenden Energiepreise hohe Inflation sorgt nicht für höhere Kosten im Alltag – auch die Zinsen sind merklich angestiegen. Um die Inflation zu begrenzen, hat zudem die Europäische Zentralbank den Leitzins in mehreren Schritten erhöht. Da die Banken daher nun mehr Zinsen für Kapitalaufnahme bei der Notenbank zahlen müssen, haben sich seit Anfang des Jahres auch die Bauzinsen erhöht. Darüber hinaus sorgt der Fachkräftemangel nicht für sinkende Baupreise. Es ist zu erwarten, dass die Gehälter weiter steigen. Damit könnte auch die Inflation und die Zinsen sich weiter nach oben bewegen.

Trotz Krise ist aktuell eine günstige Kapitallage vieler Menschen vorhanden. Viele deutsche Haushalte verfügen über große finanzielle Rücklagen. Diese Finanzkraft könnte in den Immobilienmarkt zum Erwerb von Wohneigentum fließen, um das mühsam ersparte oder geschenkte Kapital vor der Inflation zu sichern. Das könnte zu einer hohen Nachfrage und zu weiter steigenden Preisen führen. Hinzu komme, dass das Angebot an neuen Wohnungen nicht mit dem tatsächlichen Bedarf Schritt halten könne – ein weiteres Argument für auch künftig hohe Immobilienpreise. Andererseits – jetzt kommt der Pessimist zum Tragen – halten viele ihr Ersparte zusammen nach der Devise: man weiß nicht, was noch kommt. Doch was soll noch kommen?

Kreditzinsen

Konnten in den letzten Monaten Hypothekendarlehn mit einer fünf vor dem Komma abgeschlossen werden, so sinken die Bauzinsen im November deutlich. Aktuell sind wieder Zinssätze unterhalb der Drei-Prozent-Marke möglich. Das zeigt eine Beispielauswertung von CHECK24. Für eine Baufinanzierung in Höhe von 300.000 Euro liegt der günstigste Sollzins bei 2,98 Prozent. Die teuerste Bank bietet einen Sollzins in Höhe von 5,17 Prozent. Das bedeutet einen relativen Zinsunterschied von 73 Prozent und eine um 550 Euro höhere Rate pro Monat beim teuersten Institut.

Wir sehen temporär eine Abwärtsbewegung bei den Bauzinsen“, sagt Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierung bei CHECK24. „Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen sind seit ihrem Höchststand um 60 Basispunkte gefallen. Sie gelten als Hauptindikator für die Bauzinsentwicklung. Gleichzeitig sind die Zinsunterschiede für einzelne Finanzierungsvorhaben gravierend. Banken reagieren in der aktuellen Phase sehr unterschiedlich. Mit einem Vergleich können Verbraucher monatliche Mehrkosten von Hunderten Euro vermeiden, wenn sie so das günstigste Angebot am Markt finden.“

Geringere Kreditsummen

Verbraucher leihen sich für ihren Immobilienwunsch im Schnitt 235.000 Euro von der Bank. Das sind zehn Prozent weniger als im Juni. Im Vergleich zum Gesamtjahr 2021 sind die durchschnittlich benötigten Kreditsummen aktuell um 21 Prozent niedriger. Gleichzeitig müssen Verbraucher höhere Raten zahlen. „Die durchschnittliche Monatsrate ist von 900 Euro im ersten Quartal um 17 Prozent auf 1.050 Euro angestiegen“, sagt Ingo Foitzik. „Die höheren Monatsraten spiegeln die drastisch gestiegenen Finanzierungskosten nur zum Teil wider. Verbraucher haben ihre Anfangstilgung von durchschnittlich 4,5 Prozent auf 3 Prozent angepasst, um die Baufinanzierung noch bezahlbar zu gestalten. Das verlängert die Laufzeit und die Restschuld am Ende der Zinsbindung fällt höher aus.“

Ausgewertet wurden 129 Baufinanzierungsangebote für eine Darlehenssumme in Höhe von 300.000 Euro bei einer Anfangstilgung von drei Prozent, einer zehnjährigen Zinsbindung sowie einem Beleihungsauflauf unter 60 Prozent, niedrigster Sollzinssatz liegt bei 2,98 Prozent (Stadtsparkasse München), höchster Sollzinssatz liegt bei 5,17 Prozent (Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck), Stand 24.11.2022